56 | POV CRUZ

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Der dumpfe, brummende Klang der Flugzeugmotoren verstummte allmählich, als das private Flugzeug unter dem Radar auf einer abgelegenen Landebahn in Mexiko aufsetzte. Der Ort war abgelegen, weit entfernt von den Augen und Ohren von Hernandez' Netzwerken. Das leichte Ruckeln des Flugzeugs beim Landen riss mich aus meinen Gedanken, die unaufhörlich um Savannah kreisten. Jeder Moment, den wir hier in der Luft verbrachten, fühlte sich wie ein weiterer Tropfen Gift an, das sich in mir sammelte.

>>Wir sind da<<, murmelte Cameron, der neben mir saß. Seine Stimme klang rau und abgekämpft, genauso wie ich mich fühlte. Ich nickte nur knapp, ohne ihn anzusehen, denn meine Gedanken waren längst woanders. Savannah. Ob sie noch am Leben war? Ob sie litt? Die Vorstellung, dass Hernandez sie in seiner Gewalt hatte, ließ meinen Puls rasen und eine finstere Wut tief in mir aufsteigen.

Damian, der einige Sitze weiter saß, stand als Erster auf, als die Maschine zum Stillstand kam. >>Wir müssen uns beeilen<<, sagte er und blickte mich an, als wüsste er genau, was in mir vorging. 

>>Sag mir nichts, was ich bereits weiß<<, fauchte ich zurück und schritt mit schnellen, angespannten Schritten aus dem Sitzbereich. Es war mir egal, wie ich auf ihn wirkte – alles, was zählte, war Savannah. Wenn Hernandez ihr auch nur ein Haar gekrümmt hatte...

Der Gedanke brachte mich an den Rand des Wahnsinns. Ich atmete tief durch und versuchte, den Zorn zu bändigen, der in mir aufbrodelte. Aber die Kontrolle zu behalten, wurde immer schwerer. Cameron war hinter mir und legte eine Hand auf meine Schulter, bevor ich die Stufen des Flugzeugs hinunterstieg.

>>Cruz, du musst klar denken. Wenn du jetzt den Kopf verlierst, bringt uns das alle um<<, sagte er in einem ruhigen, festen Ton. Seine Stimme brachte mich zurück ins Hier und Jetzt, auch wenn mein Kopf noch voller düsterer Gedanken war. >>Ich verstehe, was du fühlst, Mann. Aber wir dürfen uns keine Fehler erlauben. Nicht jetzt.<<

Ich schüttelte seine Hand ab, sah ihn aber an und nickte knapp. >>Keine Sorge<<, knurrte ich. >>Ich weiß genau, was ich tun werde.<<

Wir traten aus dem Flugzeug in die warme, stickige Luft von Mexiko. Der Geruch von Staub und Hitze drang in meine Lungen, aber das alles war für mich nur Hintergrundrauschen. Sergio wartete bereits mit einem Transporter, die Scheiben getönt, der Wagen unauffällig, aber robust – genau das, was wir brauchten.

>>Alles vorbereitet?<<, fragte ich, als ich auf den Wagen zuging. Sergio nickte. >>Wir haben die Kontakte aktiviert, aber die Lage ist heikel. Hernandez hat überall Augen und Ohren. Wir müssen vorsichtig sein.<<

>>Scheiß auf vorsichtig<<, murmelte ich und öffnete die Beifahrertür. >>Je länger wir warten, desto mehr Zeit hat dieser Bastard, Savannah wehzutun.<<

Sergio legte eine Hand auf meine Schulter, als ich einsteigen wollte. >>Cruz, hör zu. Ich verstehe deine Wut. Aber wir müssen strukturiert vorgehen. Ein falscher Schritt und sie ist verloren. Du weißt, was auf dem Spiel steht.<<

Ich hielt inne und sah ihn an, meine Kiefermuskeln angespannt. Ich wusste, er hatte recht. Doch die kalte, analytische Strategie passte nicht zu dem Feuer, das in mir brannte. Savannah war mehr als nur eine Mission – sie war mein Herz, auch wenn ich das nicht laut aussprach.

>>Also, was ist der Plan?<< fragte Damian, der sich neben uns postierte, während Cameron die Kisten mit Waffen und Ausrüstung aus dem Laderaum des Flugzeugs holte.

>>Wir haben einen Namen und eine Adresse<<, begann Sergio, während er auf die Karte in seiner Hand zeigte. >>Hernandez hat das Anwesen gut gesichert. Es gibt mehrere Wachen, und er hat einige seiner Leute aus anderen Teilen des Landes zusammengezogen. Die einzige Möglichkeit, reinzukommen, ist über die Rückseite, wo sie das Personal unterbringen.<<

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