54 | Du bist nichts...

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Der Raum war von Dunkelheit durchtränkt, und alles um mich herum fühlte sich schwer an, als würde die Luft selbst gegen mich arbeiten. Ich kämpfte mit allem, was ich hatte, gegen die Erschöpfung, gegen das Bedürfnis, meine Augen zu schließen und dem Nichts zu entkommen. Doch irgendwann gewann die Müdigkeit, und ich fiel in einen traumlosen Schlaf, der viel zu kurz war.

>>Steh auf!<< Eine scharfe Stimme durchdrang meinen Nebel, riss mich brutal aus dem Schlaf. Es dauerte einen Moment, bis mein Verstand wieder klar wurde, und ich mich erinnerte, wo ich war. Mein Herz begann schneller zu schlagen, als die Realität mich einholte. Ich war immer noch hier, in dieser verdammten Hölle.

>>Steh auf, hab ich gesagt!<< Die Stimme gehörte Maria. Sie klang kalt, ungeduldig. Dann flammte plötzlich Licht auf, und ich blinzelte gegen die plötzliche Helligkeit an. Maria saß auf einem Ledersessel gegenüber dem Bett, die Beine übereinander geschlagen, wie eine Königin, die über ihr Reich wachte. Ihr maßgeschneidertes Kostüm saß makellos, ihre Haltung war streng, ihr Blick eiskalt. Sie hatte die Lampe auf dem Tisch neben sich eingeschaltet, das einzige Licht im Raum, das die Schatten nur noch bedrohlicher wirken ließ.

>>Du bist nicht hier, um Urlaub zu machen. Mein Enkel ist viel zu nett zu dir und ich will sichergehen, dass wir uns nicht missverstehen.<<, sagte sie mit leiser, aber messerscharfer Stimme. >>Du wirst tun, was ich dir sage. Und da ich nicht den Eindruck hatte, dass du das verstanden hast, helfe ich dir gern auf die Sprünge.<< Ihre Worte schienen durch den Raum zu schneiden. >>Jose, gib ihr eine Kostprobe davon, was passiert, wenn sie nicht tut, was von ihr gefordert wird.<<

Meine Augen weiteten sich, als die Tür sich öffnete und ein Mann in den Raum trat. Groß, muskulös, mit tätowierten Armen, die seine ganze Haut bedeckten. Sein Gesicht war ausdruckslos, als wäre das, was er gleich tun würde, nichts weiter als Routine für ihn.

>>Nein... bitte...<<, flüsterte ich, meine Stimme zitternd vor Angst. Ich versuchte, mich weiter in die Matratze zurückzuziehen, als würde das Bett mich vor dem Unheil schützen können, das auf mich zukam. Doch er ignorierte mich völlig, als wäre ich nichts weiter als eine Marionette, die seinen Befehlen gehorchen musste.

Er packte mich am Hals, seine Finger gruben sich schmerzhaft in meine Haut, während er mich grob zurück auf die Matratze drückte. Ich japste nach Luft, doch er ließ nicht locker. Panik überrollte mich, wie eine Welle, die mich zu ertränken drohte. Meine Hände versuchten, seine Finger von meinem Hals zu zerren, aber er war zu stark. Viel zu stark.

Mit der anderen Hand hob er etwas, und erst jetzt erkannte ich, was es war. Eine Spritze. Die Nadel blitzte im schwachen Licht auf, und mein Herz setzte einen Schlag aus.

>>Nein! Nein, bitte! Lass mich in Ruhe!<<, schrie ich, doch meine Stimme war schwach, meine Worte verloren sich in der Dunkelheit des Raumes. Ich trat und schlug um mich, versuchte verzweifelt, ihn von mir abzuhalten, aber es war hoffnungslos. Der Mann grinste mich düster an, als hätte er Spaß daran, mich in Angst zu versetzen.

Mit einer schnellen Bewegung stach er die Nadel in meinen Arm, und ich spürte das kalte Brennen der Flüssigkeit, die in meine Adern floss. Mein Kopf begann zu schwirren, mein Körper fühlte sich plötzlich schwer an, als ob die Kontrolle über meine Gliedmaßen von mir weggleiten würde.

>>Was zur Hölle ist hier los?<< Eine donnernde Stimme zerriss die angespannte Stille des Raumes. Es war Cesar.

Er stand plötzlich in der Tür, seine Augen blitzten wütend auf, als er die Szene vor sich erfasste. Der Tätowierte beugte sich immer noch über mich, seine Hand fest um meinen Hals. Für einen Moment sah es aus, als könnte Cesar nicht fassen, was er da sah.

Eyes on you - Ich sehe dichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt