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2005


»... und du weißt immer noch nicht, was du machen willst?« Bina schüttelte den Kopf, nachdem Vincent seine Bestellung im Eiscafé genannt hatte.

Irritiert schaute er zu ihr rüber. Wann waren sie denn auf dieses Thema umgesprungen? Hatten sie nicht gerade noch klischeemäßig übers Wetter philosophiert, weil ihm nichts anderes eingefallen war, resultierend daraus da seine Freundin so ruhig gewesen war? »Was meinst du?« , fragte er und nahm seine Waffel mit dem Schokoladeneis entgegen. »Willst du wirklich keins?« , stellte er im selben Atemzug die nächste Frage, da sie bei der Bestellung alles verneint hatte.

»Boah, dein Ernst.« , moserte sie und schüttelte mehrfach den Kopf.

Was hatte er denn jetzt Falsches getan? »Wolltest du doch eins?« , kam ein wenig zögerlich aus ihm heraus.

»Wow.«

Vincent blieb stehen und sah seine Freundin an. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. »Was denn?« , fragte er nun ein wenig unkontrollierter, weil ihr Verhalten für ihn keineswegs nachvollziehbar war.

»Du hast keine Zukunftsperspektive. Planst jeden Tag nur der Nase nach.«

»Und?«

Empört blickte sie ihn mit offenem Munde an, eh sie sprach. »Findest du das gut?«

»Was genau ist dein Problem Bina? Du machst, als würde ich mittellos auf der Straße hocken.«

»Wenn du weiter so machst, wird auch genau das deine Zukunft sein.«

Er lachte auf. »Übertreib' ma' nich'.« , sagte er. »Dann hab' ich eben noch kein'n Plan von der Zukunft. Was ist daran so schlimm?«

»Ich verstehe einfach nicht, was dein Plan ist.« , meckerte sie sehr gereizt. »Du lässt alles auf dich zukommen, als wäre dir die Zeit egal. Hast du überhaupt irgendeine Vorstellung, wo du in fünf Jahren sein willst?«

»Muss ich das denn?« Er leckte an seinem Eis. »Ich meine ... das Leben passiert einfach. Warum immer Pläne schmieden?«

»Ja Vincent. Man muss planen. Es geht nicht nur um heute und morgen. Du kannst nicht ewig in den Tag hineinleben. Dir muss doch irgendwas fehlen. Etwas, was du anstrebst.«

Vincent verzog sein Gesicht, als hätte sie gerade einen wunden Punkt getroffen. »Du meinst, ob ich mich ... unvollständig fühle?« Er dachte nach. »Keine Ahnung ... vielleicht.« Irgendwie fühlte es sich in dem Moment tatsächlich so an, als würde etwas Entscheidendes in seinem Leben fehlen.

»Dir ist klar, dass das auf Dauer nicht funktioniert.« , sprach sie. »Fang mal an die Realität zu sehen.«

Vincent schaute sie verwirrt an. Warum fühlte sich ihr Gesagtes so komisch an? »Realität?«

»Du bekommst nichts auf die Reihe.« , meckerte sie weiter. »Du treibst einfach so vor dich hin. Wartest du umstandslos darauf, dass das Leben von alleine passiert, oder wie?«

»Ich hab halt kein'n Plan. Dann ist es halt so. Ich versteh' dein Problem gerade nicht.«

»Wow. Super Plan. Du drehst dich im Kreise, und ich habe langsam kein'n Bock mehr darauf Vincent.« Ihr Ton ihm gegenüber blieb. »Es ist nur noch das Gleiche mit dir. Ausreden und keine Antworten.«

»Du übertreibst gerade total.«

»Vielleicht tu' ich das ja, aber weißt du, ... ich bin müde darauf zu warten, dass du dein Leben mal in die richtigen Bahnen lenkst.«

Er griff nach ihrer Hand, die sie sofort wegzog. »Was ist los mit dir? Ich ... ich weiß ja, dass irgendwas nicht stimmt. Ich spüre das selbst.« Das tat er tatsächlich. Insbesondere jetzt, wo sie es mehrfach angesprochen hatte. »Es ist ... als würde irgendetwas fehlen. Ein Teil meines Lebens.« , sprach er seine Gedanken aus, die eingetroffen waren. »Aber du kannst mir doch deswegen nicht einfach ...«

Bina unterbrach ihn scharf. »Ich kann was nicht? Dir ewig zusehen, wie du nichts änderst? Ich hab' keine Lust mehr, ständig deine Trägheit mitzutragen.«

»Was verlangst du jetzt von mir?«

»Nichts.« , gab sie kalt und abweisend von sich. »Du solltest dir mal mehr Gedanken übers Wesentliche machen. Sonst bin ich für immer weg.« , sprach sie ohne jegliche Wärme, eh sie sich umdrehte und von dannen schritt.

Vincent hatte nicht mal den Drang, ihr nachzulaufen, weil ihre Worte in seinem Kopf irgendwie einen höheren Stellenwert bekommen hatten. Und damit waren nicht jene gemeint, dass er nichts gebacken bekam.

Er fühlte sich seltsam, weil er in diesem Moment den Eindruck hatte, sein Leben wäre nicht seins.

Aber wie war das möglich?

Das Eis in seiner Hand war geschmolzen und er warf es angewidert weg, da seine Fingerknöchel aus zerlaufenem Schokoeis bestanden.

Zwischen ihm und Bina kriselte es rückblickend immer mehr, doch irgendwie nahm er das gelassen auf.

Als ... sollte es genau so sein.

Oder er war tatsächlich so, wie sie es gesagt hatte. Er lebte nur dumm in den Tag hinein, ohne an den Nächsten zu denken.

Vincent rieb sich die Hand an der Hose ab, doch es half nicht wirklich etwas, denn es klebte wie Sau.

Er überlegte, wie er das wegbekommen könnte, ohne sich selbst in die Hand spucken zu müssen, als er von einem weiblichen Geschrei unterbrochen wurde.

»Ich hasse dich.«

Sein Blick ging in diese Richtung, wo eine junge Frau aus einem Wohnhaus gestürmt kam. Er runzelte die Stirn. War das nicht ... Inès?

Ja.

Sie war auf dieselbe Schule, wie er gegangen. Aber ... Kontakt war eigentlich nie großartig da gewesen.

»Es tut mir leid.« , stolperte ein dunkelhaariger Lockenkopf nun ebenso aus dem Hausinnern und nur in Boxershorts bekleidet.

»Es tut dir leid?« Sie schubste ihn weg und heulte nun noch mehr.

»Ja, ich wusste doch nicht, das du vorbeikommen wolltest.« , entschuldigte er sich und eine andere junge Dame verließ in einem sehr kurzen Kleidchen und Lächeln auf den Lippen den Hausflur.

»Verpiss dich.« , schrie Inès, als sie bemerkte, wie diese über des Lockenkopfs Rücken kraulte.

War ja besser als Kino.

Fehlte nur noch das Popcorn.

»Ruf mich an.« , zwitscherte jene knapp bekleidete, und flanierte davon.

Inès' anscheinend Freund, lächelte kurz und fing sich sofort eine Ohrlasche ein. »Hey, was soll das?«

»Was das soll?« , schrie sie ihn an. »Ich hab' dich gerade in flagranti erwischt und du ... du ... ach, ich hasse dich.«

»Ich kann nichts dafür, wenn du unangemeldet ...« Ein weiteres Mal fing er sich eine an.

Also ... schlau waren seine Argumente keineswegs. Vincent schnaufte kurz auf. Er schien wohl nicht der Einzige mit Beziehungsproblemen zu sein.

Inès schrie und titulierte ihren Freund noch mehrere Male, bis sie heulend davon rannte.

Der Lockenkopf sah ihr kurz nach und schüttelte dann seinen Kopf. Sein Blick fiel zu Vincent. »Hast 'n Problem?«

»Ehm ... nein.«

»Dann kümmer' dich um dein'n Scheiß.« Er stampfte ins Hausinnere zurück.

Was für ein Typ ...

Volle Kraft zurück in die Zukunst (Band 4)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt