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»Gott, ich dachte, du hast einen Hirnschlag oder so.« Vincent hielt Dags Kopf mit beiden Händen fest, während er ihn ansah. »Du warst komplett weg. Deine Augen ... da war nur noch das Weiße zu sehen, als du die Tür geöffnet hast. Du standest da, als wärst du ... eingefroren.«

Dag ließ sich schwer auf die Couch sinken und rieb sich die Schläfen. »Da war Eva ...« Seine Stimme klang brüchig und die Erinnerung daran, was gerade passiert war, schien ihn noch immer zu verfolgen.

»Irgendwie habe ich mir das schon gedacht.« , sprach Vincent. »Deswegen habe ich die ganze Zeit gerufen, dass sie nicht echt ist.«

»Das habe ich nicht gehört. Ich habe nur mitbekommen, wie du meinen Namen gerufen hast.«

»Sie wollte, dass du bei ihr bleibst, oder?« , fragte er, als ob er wüsste, was genau geschehen war.

Dag nickte schwach. »Ja, sie hat sich so echt angefühlt. Ihre Stimme. Ihr Duft. Ich konnte sie nicht sehen, aber ... es sollte sie verkörpern.« Er atmete tief ein und versuchte, die Klarheit zurückzugewinnen. »Danach war auch ... Inès da. Beide waren da, und ... sie sprachen davon, dass ich mit ihnen gemeinsam leben könnte.«

Vincent runzelte die Stirn. »Das hast du doch damals schon durchgemacht. Eva. Inès. Eva. Inès.« Er wackelte mit den Händen, in der Funktion, dass er das ständige Wechselspiel darstellen wollte, ... als er plötzlich innehielt.

Was hatte er da gesagt?

»Ich hab's getan. Oder? Ich ... in der realen Welt gab es beide und ... ich hab mit beiden ...«

»Ich glaube ja. Ich weiß nicht.« , sagte Vincent und versuchte, sich zu erinnern.

»Ich hab' geheult.« Sein Blick wanderte sofort zu Dags feuchten Augen, nachdem er dies geäußert hatte. »Dieses Ding, was auch immer es war, wurde wütend, weil ich auf keines ihrer Angebote eingegangen bin. Und ... und dann hat es mir gezeigt, wie die Wirklichkeit ist.«

»Was meinst du damit?« Vincents Stimme wurde ernst.

»Dass Eva ... einen anderen haben wird. Sie wird jemand anderen lieben ... nicht mich.« Dag schluckte schwer. »Ich muss sie finden Vinne. Ich kann so nicht leben.«

»Ich weiß. Und wir sind doch dabei es zu ändern. Wir werden die echte Realität zurückbringen.«

»Ich will sie aber jetzt hier bei mir haben. Ich hab' Angst, dass wir es nicht schaffen und ich sie für immer verloren habe.«

»Mach dir kein'n Kopf. Wir schaffen das.« Vincent versuchte, Dag zu beruhigen.

Der Lockenkopf starrte vor sich hin und nickte schließlich. »Ja. Wir müssen hier weg. Wir müssen Malqus finden und Blobby befreien. Ich will nach Hause. Ich will zurück zu ihr.«

»Ich weiß.« Vincent sah sich in dieser irgendwie vertrauten Umgebung um. »Das ist alles in unseren Köpfen.«

»Das vermutest du?«

»Nein. Ich bin mir mittlerweile mehr als sicher.« , antwortete er. »Das alles kann nicht echt sein. Aber es zeigt Dinge aus unserer wahren Realität. Unserem echten Leben. Ich glaube, unsere Körper sind irgendwo anders, und das hier ... passiert lediglich in unseren Köpfen.«

»Und wie kommen wir dann zurück?«

»Ganz einfach. Wir müssen aufwachen.« Vincent sah Dag an, als wäre dies die offensichtliche Lösung. »Wir müssen nur einen Weg finden, um wach zu werden.«

»Und wie willst du das anstellen?«

»Na ... wie wacht man auf?«

»Wenn man ausgeschlafen hat. Die Blase drückt, oder ...«

Vincent unterbrach ihn. »Panik.«

»Panik?«

»Ja.«

»Wir hatten hier doch schon so viele Momente, in denen wir Panik hatten. Aufgewacht sind wir dadurch aber nicht.«

Vincent zuckte mit den Schultern. »Dann haben wir uns wohl noch nicht genug erschrocken.«

»Was soll denn noch geschehen?« Dags Tonfall wurde lauter. »Ich wurde fast gefressen, aufgespießt, ausgelutscht. Und dann musste ich gerade mitansehen, wie irgendein Kerl die Frau geküsst hat, die ich ... die ich über alles liebe.« Seine Stimme brach kurz und er starrte auf den Boden.

Vincent schwieg einen Moment und sah ihn aufmerksam an. »Wir können jedenfalls nicht einfach rumsitzen und abwarten.«

»Und wenn es nicht funktioniert?«

»Das wird es schon.«

»Ich bin nicht aufgewacht.«

»Weil du tief im Innern wusstest, dass es nicht echt war.«

»Aber wie sollen wir uns dann genug erschrecken, um aufzuwachen, wenn wir wissen, dass uns nichts passieren kann?« , fragte Dag nachdenklich.

»Sobald es nur einen von uns gelingt, aufzuwachen, muss der andere ihn aufwecken. Wir müssen das zusammen durchziehen.«

Dag nickte und spürte abermals diese Verbundenheit Vincent betreffend.

Zusammen.

Zusammen waren sie stark.

Zusammen könnten sie es hinbekommen.

Vincent öffnete die Türe und sie erblickten unerwartet ... den Wald vor sich.

»Hoffentlich warten da nicht noch mehr Geschöpfe auf uns.« , sagte Dag, der neben ihn trat.

»Wir schaffen das.« , wiederholte Vincent.

»Ja. Immer weiter.« , sagte Dag und nickte ernst.

Gemeinsam verließen sie den Raum und gingen in den Wald hinein, der vor ihnen lag.

Dags Gedanken kreisten dabei nun umso mehr nur noch um eines. Er musste zurück in die wahre Realität.

Zurück zu Eva.

Volle Kraft zurück in die Zukunst (Band 4)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt