»Eva, bist du es wirklich?« Dags Stimme zitterte, als er spürte, wie sie sich an ihn drückte.
Die Silhouette vor ihm war schemenhaft, mehr ein Schatten als eine Person, doch etwas an ihr fühlte sich unbestreitbar vertraut an.
Der Duft, der sie umgab ...
Es war Eva.
Zu vertraut, um es zu ignorieren.
Er spürte es einfach.
Doch wie konnte das sein?
Er hatte sie nie wirklich gesehen. Nicht hier in dieser Realität.
»Wer sollte ich sonst sein?« , fragte die Gestalt. Ihre Stimme klang sanft, ein wenig rau. Irgendwie wusste er, dass es ihre war.
Sie schaute ihn an, aber ihr Gesicht blieb verborgen, als ob etwas ... oder jemand ... es weiterhin absichtlich vor ihm verbarg.
Dag schluckte schwer. »Ich ... ich kenne dich hier eigentlich gar nicht.« , murmelte er. »Aber ... in der echten Welt. Du ... du wurdest mir genommen.« Seine Gefühle für Eva verpassten ihm eine Gänsehaut.
Er hatte die Empfindung, Inès mit ihr betrogen zu haben und dann ... sich für genau jene hier vor ihm entschieden zu haben.
War das real?
War es so in der Art abgelaufen?
Dieses Gefühl, dass er zu Eva gehörte, ließ ihn einfach nicht los.
»Ist das echt? Bist du ... echt?« , fragte er sie.
»Es kann real sein.« , sagte die Gestalt, während sie näher an ihn herantrat und ihre Hand auf seine Wange legte. Ihre Berührungen waren zärtlich und vertraut, aber immer noch blieb ihr Aussehen im Schatten verborgen. »Hier können wir das Leben haben, welches du begehrst.«
»Aber ...« , entgegnete Dag, mehr zu sich selbst als zu ihr. »... ich kenne dich nicht einmal wirklich. Ich ... ich bin mit Inès zusammen. Oder war es.« Er war sich gerade nicht mal so sicher, ob die letzten Vorkommnisse mit ihr auch wahrlich geschehen waren. Irgendwie verschwamm es und er sah vor sich, wie Inès ihn mit ... dieser Schattengestalt erwischt hatte.
~ Eine junge Frau, ohne Gesicht, in pinker Unterwäsche auf seinem Bett ... ~
Der Gedanke ließ ihn innehalten.
Wieso dachte er an so etwas?
~ Inès, die ihm eine Ohrfeige verpasste ... ~
War das eine tatsächliche Erinnerung gewesen?
Doch hier ... existierte Eva nicht einmal. Sie war lediglich eine Idee, ... ein ... Traum, den er in dieser merkwürdigen Realität verfolgte.
»Hier spielt nichts eine Rolle.« , flüsterte die Gestalt. »Hier kannst du haben, was du wirklich willst. Mich ... Uns.« Ihre Stimme klang wie eine Verführung. Ein Versprechen auf etwas, das er sich tief im Inneren wünschte.
»Aber ... es fühlt sich nicht richtig an.« , sagte Dag leise, während er in die intensiven Schatten blickte, wo ihr Gesicht hätte sein müssen. »Ich ... ich spüre, dass ich mich damals für dich entschieden habe, aber ... hier bist du fremd. Ich kann dich nicht einmal sehen.«
»Aber du liebst mich.«
»Ja. Ich liebe dich abgöttisch.« , kam wie von selbst über seine Lippen.
Die Gestalt streichelte weiterhin sanft seine Wange. »Du hast dich damals für mich entschieden, und du kannst es auch jetzt tun. Hier gibt's keinen Schmerz.«
»Aber ...« Dag schluckte schwer. »Ich kenne dich nicht einmal wirklich. Du ... du bist nicht einmal ... echt.« Die Verwirrung in ihm stieg an, während Vincent, dumpf und weit entfernt seinen Namen rief.
»Alles wird sich echt anfühlen. Das verspreche ich dir.« , beteuerte sie und umhüllte ihn mit einer plötzlich auftretenden Wärme. »Bleib bei mir und wir werden auf ewig glücklich sein.«
»Daaaaaag.« Vincent rief noch einmal, doch der Lockenkopf wollte sich nicht ablenken lassen.
Die Gestalt vor ihm, diese verführerische Schattenfigur, zog ihn einfach zu sehr an. »Ich liebe dich.« , gab er flüsternd von sich, unsicher, warum er diese Worte sagte.
»Ich dich auch mein Schatz.« Ihre Stimme war ein sanfter Hauch. »Lass es einfach zu. Ich kann für dich sein, was du willst.«
Dag schloss die Augen, genoss diesen kurzen Moment, eh er sich raffte. »Du bist sie wirklich nicht, oder?«
Die Gestalt zögerte für einen Augenblick, bevor sie antwortete. »Ich werde deine Eva sein, wenn du das willst. Kein Unterschied. Egal, bei was.« , wiederholte sie und Dag ließ sich von ihr küssen.
Er fühlte ihre Lippen ... aber ... es war seltsam. Irgendwie ... leer. »Nein, das ist nicht richtig. In der echten Welt bist du da. Aber hier ...« Er zögerte. »Ich habe dich nie gekannt.«
»Hier wird es besser laufen.« , flüsterte sie, als sie ihn enger an sich zog.
»Aber ... es wäre nicht real.« , sprach Dag und schüttelte den Kopf. Er spürte regelrecht, wie die Verwirrung sich in seinem Inneren verstärkte. »Ich liebe Eva ... aber du ...«
Urplötzlich veränderte sich die Gestalt. Ihre Silhouette begann, noch vertrauter zu wirken. »Ist es dir so lieber?« , fragte sie ... als sie wie aus dem Nichts zu Inès geworden war.
Dag stockte der Atem. »Inès?« , gab er leise von sich. »Was ... was bist du?«
»Ich kann die Erfüllung deiner Träume sein.« , antwortete sie. »Ich bin alles, was du je wolltest.
Er trat einen Schritt zurück und schüttelte seinen Kopf. »Das ist nicht richtig.« , sprach er leise, aber entschlossen. »Ich will Eva. Die echte Eva.«
Die Gestalt flackerte. Schien sich zusammen mit der Schattengestalt, die Eva darstellen sollte und Inès hin und her zu bewegen. »Du kannst uns beide haben.« , sagte die Stimme, während sie erneut zwischen Evas und Inès' Klängen wechselte.
»Nein.« , sprach Dag mit festem Tonfall. »Ich will Eva. Meine Eva. Die Person, die ich in der realen Welt liebe und die an meiner Seite ist.« Wieder kamen diese Worte wie von selbst aus ihm heraus.
Plötzlich verschmolzen die Schattenfigur und Inès ein weiteres Mal und die Gestalt stand wieder als Eva vor ihm. Oder zumindest als das, was sie darstellen sollte. »Ich will auch nur dich.« , gab sie sanft von sich.
»Nein.« , flüsterte er und trat erneut einen Schritt zurück. »Du bist nicht meine Eva. Du bist einfach nur ein Schatten.«
»Warum nimmst du das Geschenk nicht an?« , zischte sie unerwartet böswillig.
»Weil es nicht real ist.« , entgegnete er. »Du bist nicht das, was ich wirklich will.«
»Ich bin genau das, was du willst.« , fauchte sie und legte den Kopf anschließend schräg. »Du willst lieber gefoltert werden, nicht wahr?« Sie schnippte mit den Fingern und eine neue Gestalt erschien neben ihr.
Ein Mann, den er nicht kannte.
Seine Silhouette war ebenso dunkel und verschwommen, doch es reichte, um Dag das Herz schwer werden zu lassen.
Der Fremde trat auf die falsche Eva zu, umarmte sie innig und küsste sie.
Selbst wenn er ihr Gesicht nicht sehen konnte, fühlte Dag den Schmerz tief in sich. Er spürte diese aufsteigenden Tränen in ihn aufkommen.
»Das ist die Realität.« , flüsterte sie. »Du hast sie für immer verloren, und jemand anderes wird sie bekommen.«
Dag spürte eine Übelkeit, wie er sie noch nie empfunden hatte, doch dann drang Vincents Stimme wieder zu ihm durch. »Dag, du musst aufwachen.«
Mit einem Ruck drehte er sich weg von der düsteren Szene und plötzlich verschwand alles.
Die Schatten, die falsche Eva, der Fremde ... alles löste sich auf.
Schreckhaft öffnete Dag die Augen.
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Volle Kraft zurück in die Zukunst (Band 4)
Fanfiction(Band 4) Dag und Vincent stehen vor ihrer größten Herausforderung. Der Wurmlord hat sie gnadenlos bestraft. Verbannt in die Vergangenheit, finden sie sich in einer Zeit wieder, ohne Erinnerung an ihre tiefe Freundschaft. Sie sind Fremde füreinander...