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»Hey Dag, wach auf.«

Erst rüttelte Vincent sanft an ihm, eh er es heftiger probierte. Er zwickte ihn sogar leicht mit der Hoffnung, er würde erwachen, aber ... nichts geschah.

Er hockte sich neben ihm hin und überprüfte in dem Fall seine Vitalzeichen. »Er schläft.« , murmelte er erleichtert.

Unerwartet erklang eine weitere piepsige Stimme aus der Richtung eines Pilzes, der wie aus dem Nichts neben ihnen aufgetaucht war. »Er wird nicht mehr aufwachen.« , verkündete dieser stolz.

»Was? Warum nicht?« , wollte Vincent sofort wissen und wunderte sich des Weiteren nicht mehr darüber, dass nun auch noch ein Pilz-Männlein mit ihm sprach.

»Weil ich es so wollte.« , antwortete der Pilzkopf in einem ruhigen, fast beiläufigen Ton.

»Was soll das heißen?« Sein Misstrauen wuchs jedoch.

»Er schläft. Für immer ... und immer ... und immer.«

»Dag.« Vincent versuchte es erneut, indem er ihm leicht auf die Wange schlug, allerdings wachte dieser immer noch nicht auf. Verzweifelt blickte er sich um.

»Küss ihn doch.« , sagte plötzlich eine weitere ihm allerdings bekannte Stimme. Es war wie gehabt Glo'ki, der aber und abermals unvermittelt aufgetaucht war.

»Was?« , stöhnte Vincent genervt von all dem, was hier geschah. »Und dann habe ich die nächste Skelettbraut am Arsch kleben?! Nein, danke.«

»Ich würde mich beeilen, wenn ich du wär'.« , sprach der Pilz ungerührt. »Er wird schon zugedeckt.«

Sein Blick fiel auf Dag, dessen Körper langsam von der Wiese bedeckt wurde, als ob sie ihn verschlucken wollte. »Ist er ... ist er es wirklich?« , fragte Vincent unsicher, nachdem was ihm vorhin im Keller der Hütte geschehen war.

Ein unbehagliches Gefühl machte sich währenddessen in seiner Brust breit.

»Ist dir das so wichtig?« Der Pilz gähnte gelangweilt.

»Natürlich ist mir das wichtig.« , schnauzte er ihn an. »Ich will keine Wesen zum Leben erwecken. Ich will nur ... meinen ... meinen Freund zurück.«

»Wenn dir das wirklich so wichtig wäre, hättest du ihn bereits geküsst.« , kam die Antwort scharf.

»Was habt ihr Viecher alle mit eurem Küssen?« , murrte er und rüttelte erneut an Dag. »Komm schon. Wach auf.«

Wieder nichts.

Seine Lider bewegten sich jedoch ein wenig, als wäre er tief in einem Traum versunken.

»Vielleicht solltest du es doch versuchen, bevor er sich noch in Bina verwandelt.«

Vincent schaute ihn irritiert an. Wieso Bina?

Und überhaupt ...

An sie hatte er die ganze Zeit nicht mehr gedacht.

»Ich soll ihn echt küssen?« , fragte er den Gnom.

»Ja.« , antwortete er. »Wie willst du sonst herausfinden, ob es der wahrhaftige Dag ist?«

Vincent stöhnte erneut auf. »Mein Hirn spinnt gerade so herum und fragt sich also, ob ich Dag knutschen will?«

»Nein.« , sprach der Pilz mit einem leichten Grinsen. »Aber wir alle haben unsere Fantasien. Nicht nur ihr.«

Er seufzte tief. Seine Frustration mehr als nur spürbar.

»Küss ihn. Küss ihn. Küss ihn.« , feuerte Glo'ki ihn an, als wäre es ein Spiel.

Schließlich gab Vincent nach, beugte sich hinunter und drückte den hoffentlich echten Dag einen zögerlichen Kuss auf die Lippen.

Kaum hatte er das getan, leuchteten hellblaue Zeichentrick-Vögelchen auf, die um sie herumflatterten.

Dag öffnete träge seine Augen und blinzelte ihn verwirrt an. »Ey, hast du mich gerade ... geküsst?«

»Ja.« , antwortete er. »Du bist es wirklich. Ich muss dich nicht noch ein drittes Mal küssen.« Sofort umarmte er ihn fest.

»Warte mal. Was soll das heißen?« Dag stellte sich langsam auf die Beine und begann, sich die Grasbüschel von seinem Körper zu wischen. »Hast du mich etwa jetzt das zweite Mal schon geküsst?«

»Das war nicht meine Idee.« , verteidigte er sich und zeigte in die Richtung, wo Glo'ki gestanden hatte. Doch der Gnom und auch der Pilz waren spurlos verschwunden. »Du wurdest mir eben schon tot gezeigt und ... ich sollte dich küssen, um dich zu erwecken, aber dann wurdest du ...«

»Ein Skelett?!« , gab dieser von sich und wunderte sich, da dies allen Anschein nach, wenn er Vincents Mimik richtig deutete, stimmte.

»Ja. Du warst ... diese Skelett-Lady, die mich gerade eben verfolgt hat.«

Dag rieb sich die Stirn. »Irgendwie ... hört sich das ... an, wie ...«

»Es ist egal. Lass uns jetzt abhauen.« , unterbrach Vincent ihn. »Ich weiß endlich, wie wir hier wegkommen.«

»Wie?« , fragte Dag, der umso mehr spürte, dass irgendetwas nicht stimmte. Eine Art Déjà-vu schlich sich in sein Bewusstsein, als ob er diese Situation schon einmal erlebt hätte. Allerdings merkte er auch, wie ihm dies immer wieder entglitt.

»Wir müssen es nur wirklich wollen.« , erklärte Vincent mit fester Stimme.

»Wir wollten doch schon die ganze Zeit hier weg.«

»Ja, aber ... nicht richtig. Wir müssen es uns vorstellen, wie wir hier rauskommen und nicht nur hoffen.«

Dag runzelte die Stirn, als die Worte in ihm nachhallten, und ein wenig Schwindel überkam ihn. »Aber ... wie ...?«

»Wir wissen doch mittlerweile, es sind nur Imaginationen.« , fiel er ihm in sein Gesagtes hinein. »Wir müssen also aufhören, ihnen Macht zu geben.«

»Und wie stellst du dir das vor?« , fragte Dag, nachdem der Schwindel nachgelassen hatte.

»Wir werden einfach rausgehen.« Er zeigte auf eine Tür, die plötzlich mitten auf der Wiese erschien. Ein blendendes Licht strömte von unten hindurch.

»Und da bist du dir sicher?« , fragte Dag, während sein Herz urplötzlich unruhig schlug.

Er dachte an Eva.

Den Schatten.

Warum nahm ihn das alles so viel mehr mit, als Vincent?

»Definitiv.« , sprach er und öffnete die Türe. »Lass uns hier abhauen.«

Volle Kraft zurück in die Zukunst (Band 4)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt