Die Nagelfeile

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•4•
"Es macht dir Spaß, dass ich Widerstand leiste.",
vollendete ich meinen Gedanken und kniff meine Augen zu,
erfüllt von der Angst vor seiner Reaktion.

Das Messer bewegte sich nicht von der Stelle an meinem Hals.

Hab ich ihn zum nachdenken gebracht?
Schleunigst fügte ich noch hinzu:
"...und wenn du mich tötest hat das alles ein Ende... Du wirst dich nicht mächtig fühlen, weil ich keinen Widerstand leisten werde."

Ich hatte Todesangst etwas falsches gesagt zu haben, aber versuchte mit aller Kraft meine Tränen zurückzuhalten und meine Angst zu verbergen.
Plötzlich nahm er das Messer runter und drehte mich im gleichen Moment zu ihm.

Seine Hände presste er gegen meine Wangen und zog mich zu ihm ran.
Dann küsste er mich.
Ich riss die Augen auf und wollte ihn von mir stoßen.
Bah wie ekelig so ein Macho! Wieso tut er das?
Denkt er etwa, er würde mir so seine Überlegenheit beweisen?
Seine Lippen waren kalt und er roch stark nach Zigarettenqualm.
Wahrlich keine guten Voraussetzungen für einen Kuss- und dazu noch den ersten Kuss.

Da er meinen Kopf hielt und seine Lippen auf meine presste waren meine Hände frei und ich schlug ihm kräftig auf seine Schulter um ihn so wegzuschubsen.

Ich hatte die Nagelfeile in meiner Hand vergessen, jedoch erinnerte ich mich in dem Moment an diese, als ich sie in seiner Schulter stecken sah.
-nicht besonders tief, aber eben so tief, dass sie dort stecken blieb.-

Sofort lies er mich los, sah auch hin und war nicht weniger überrascht über meine Tat als ich.
-Kein Funken Schmerz in seinen Gesichtszügen zu sehen.-

Als ich den Moment der Schockstarre überwunden hatte rannte ich.
Wieder einmal im wahrsten Sinne des Wortes um mein Leben, wie ich fürchtete.

Aber als ich mich zum Laufen umgedreht hatte stieß er einen mächtigen und sehr erbosten Schrei aus.

Ich sah mich zu ihm um während ich rannte und bekam mit wie er sein Messer in der Hand hielt. Er holte aus und
-Ahhh scheiße ! Scheiße tut das weh!

Ich lies mich auf den Boden fallen und mein Blick wanderte zu meiner Wade.

Ein Schnitt, der durch die Hose in mein Fleisch ging erstreckte sich über meine ganze Wade.
Einen Meter weiter weg lag das Messer, dessen Klinge nun mit Blut verschmiert war.
-Er hatte es nach mir geworfen-

Ich stand sofort wieder auf, als ich sah, dass er schnellen Schrittes auf mich zuging.
Schnell schnappte ich mit das Messer und stellte mich in einem festen Stand kampfbereit hin.
Er jedoch schien wenig beeindruckt von meiner Kampfstellung und lachte kurz verächtlich auf.

"Du willst mit mir kämpfen? Hältst du das echt für eine gute Idee? Ich meine du hast nur ein Messer und ich bin lediglich leicht verletzt... das wäre doch kein fairer Kampf!", gab er zu bedenken.
Er stand direkt vor mir und verschränkte seine Arme.
"Überhebliches Arschloch." , sagte ich nur und holte dann mit dem Messer aus.
Doch er reagierte blitzschnell und wich mir aus.
Bevor ich es realisierte packte er meinen Arm mit dem Messer und trat mir geschickt meine Beine weg.
Im nächsten Moment fiel ich unsanft auf den Boden.
Ich bekam kurz keine Luft und begann zu husten.
In dem Moment spürte ich die Schmerzen an meinen Handgelenken, die Schmerzen am Rücken, die nicht ganz so starken Schmerzen an den Knien von dem letzten Fall und nicht zu vergessen die Schmerzen der Schnittwunde an meiner Wade.
Es war unerträglich und ich konnte mich nicht bewegen, ohne noch mehr Schmerzen zu spüren.

Er stand triumphierend vor mir und blickte auf mich herab, als wäre ich Abschaum.

Dann zog er sich mit einer schnellen Bewegung die Nagelfeile aus der Schulter und sah mich eine Weile einfach an, wie ich auf dem Boden lag und vor Schmerz das Gesicht verzerrte.

Plötzlich holte er erneut aus, diesmal mit der Nagelfeile und stach auf mich ein.
Ein Mal, direkt in meine Schulter, an die Stelle in die ich ihn gestochen hatte und der Schmerz durchflutete meinen Körper und brach über mich ein wie ein Tsunami.

"Du scheiß Wixer, wieso hast du das getan?" ,schrie ich ihn an.
"Ich dachte du wolltest sie vielleicht wieder haben. Du solltest wissen, ich habe vielleicht ein kleines Aggressionsproblem, aber mit ein bisschen ausgleichender Gerechtigkeit geht es einem doch gleich schon viel besser.",sagte er ruhig mit seiner tiefen Raucherstimme.

"Und jetzt lässt du mich hier liegen, gehst nach Hause und schläfst ruhig oder was?", fragte ich provokativ.
Doch er antwortete nur, unbeeindruckt davon, wie sehr ich in diesem Moment unter den Schmerzen litt:
"Nicht ganz Süße. Ich lasse dich hier nicht einfach so liegen.",
dann hielt er mir ein weißes Tuch vor Nase und Mund.

Es war feucht und stank giftig.
Er presste es gegen mich bis mein Kopf auf dem Boden lag und ich zu schwach war mich zu wehren.
Langsam sah ich die Laterne nicht mehr scharf und mir wurde schrecklich übel, doch zum übergeben fehlte mir die Kraft.

Ich versuchte angestrengt die Augen auf zu halten, aber sah nur noch wie er sich über mich beugte, hämisch grinste und sagte:
"Schlaf gut Prinzessin."

Dann wurde mir schwarz vor Augen und alle meine Sinne waren betäubt.
Bis auf einer, denn ich nahm den immer stärker werdenden Geruch von Rauch wahr.

Dark Destiny?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt