22:30h (überarbeitet)

1.1K 93 33
                                    

•53•
-
Als ich den kurzen Moment der Schockstarre überwunden hatte ergriff ich das Gewehr aus Steves Hand und lief los.
Von meinem Instinkt getrieben rannte ich in die selbe Richtung, in die auch der Raucher geflüchtet war.

Doch vor was lief er davon,- und vor was lief ich davon?
Schon nach wenigen Metern merkte ich, dass er unsere gewohnte Laufstrecke lief, die wir immer als Ausdauertraining gelaufen waren.

Ich steigerte das Tempo und versuchte den Raucher einzuholen.
Ein paar Mal sah ich ihn kurz zwischen den Bäumen und das motivierte mich, schneller zu laufen.
Nach kurzem Überlegen konnte ich mich auch orientieren und wusste daher, dass ca. ein Drittel der Strecke schon geschafft war.

Außerdem verlief der Weg in ca. 100 Metern in einer sehr engen Kurve und ich beschloss schon vor der Kurve den eigentlichen Weg zu verlassen und durch die Sträucher die Strecke sozusagen durch das Vorverlegen der Kurve abzukürzen.

Nach einem schnellen Blick über die Schulter um auszumachen, ob es Jemand sehen könnte und ich weder einen LB noch Steve sah, setzte ich meinen Plan in die Tat um.

Diese Aktion brachte mich dicht hinter den Raucher.
"Ey!", rief ich, einer plötzlichen Eingebung folgend und machte den Raucher so auf mich aufmerksam.
Doch anstatt sich umzudrehen, lief er nur noch schneller.
Mühsam versuchte ich mit ihm mitzuhalten.

Der Abstand zwischen uns betrug nur wenige Meter, aber er schien sich zu vergrößern.
Aus meinen Beinen schwand langsam die Kraft und ich sah ihn immer weiter vor mir laufen.
Um die scharfen Kurven kam ich auch längst nicht so schnell, wie er und das zusätzliche Gewicht des Gewehrs, was ich zu tragen hatte, erleichterte mir das Laufen auch nicht besonders.
Somit musste ich einsehen, dass ich keine Chance mehr hatte, ihn einzuholen.

Als mir schon ganz schwindelig war, hatten die vielen Kurven endlich ein Ende und wir liefen weiter auf einer Geraden.
Der Raucher etwa acht Meter vor mir.

Entspurt

Das letzte viertel der Strecke lag nun vor uns und bei unseren Tempo waren es noch knappe zwei Minuten, bis wir die Lichtung wieder erreichen würden.
Ich motivierte mich damit, dass das Alles hier bald endlich ein Ende haben würde und es schien tatsächlich etwas zu bringen, denn ich holte tatsächlich auf.
Im nächsten Moment fing der Raucher an beim Laufen zu husten.

Ach ja...Raucherlunge.
Erinnerte ich mich.

5 Meter zwischen uns.

Es tut gut, mal nicht der gejagte zu sein....

4 Meter

Kleine Steine und Staub, den er beim Laufen hochwirbelte, trafen mich.

3 Meter

Ich konnte schon die Schweißperlen auf seinem Nacken sehen.

2 Meter

und, wer hat jetzt Ausdauer?!

1 Meter

Anstatt wieder zu schreien, streckte ich mein Gewehr nach dem Raucher aus, um ihn damit zu berühren.

Tatsächlich schaffte ich es, doch plötzlich blieb der Raucher stehen.
Ich wäre fast in ihn rein gelaufen, aber konnte gerade noch stoppen.

"Das hat aber lange gedauert.", sagte der Raucher außer Atem, aber trotzdem ernst.
"Was, wieso bleibst du stehen?-, wir sind doch gleich da! Los, komm!", versuchte ich ihn zu motivieren.
"Dann laufe ich eben alleine.", beschloss ich, als er keine Anstalten machte, sich zu bewegen.
Ich drehte mich also um und lief los, doch plötzlich rief mir der Raucher hinterher:

"Wir bleiben hier."
Ich blieb automatisch stehen.
Dann drehte ich mich zu ihm um und stemmte die Arme in die Hüfte.
"Ich weiß nicht, ob du es schon gemerkt hast, aber ich habe hier gerade eine Laufprüfung und verliere wertvolle Zeit!", versuchte ich ihm klar zu machen und drehte mich wieder um.
"Olivia, hör mir zu!", befahl der Raucher und, als ich ihn wieder ansah fügte er hinzu:
"Die zweite Prüfung ist vorbei."
Als ich ihn fragend ansah, hielt er eine Stoppuhr hoch und warf sie mir zu.
"Ich habe die Zeit gestoppt, die es gedauert hat, bis du mich eingeholt hast. Hast du Steve eben nicht zugehört?! Das sollte das Szenario einer Jagd nachstellen."

Das erklärt zumindest das Gewehr...

"Ist jetzt alles klar?", fragte der Raucher nach einem Moment der Stille, mit genervtem Unterton.

"Ja.", log ich.

"Gut, dann bringen wir die Aufgabe jetzt zu Ende.", meinte er ernst, aber blieb immer noch stehen.

"Was muss ich denn noch tun?",fragte ich irritiert.

"Mich erschießen."

Dark Destiny?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt