•58•
Dann hörte ich Schritte im Flur.
Gleich werde ich wissen wessen Wohnung das ist!
Ich konnte bereits einen männlichen Schatten erkennen und hörte die feste Sohle der Schuhe in regelmäßigen Abständen auf den Parkettboden auftreffen.Gespannt richtete mich auf und streckte meinen Hals so weit ich konnte im Sitzen, um den Mann zu erkennen.
"Hey Olivia.", sagte er fröhlich.
"Hi Rick?", antwortete ich ihm leicht verwundert über seine gute Laune und überhaupt seine Anwesenheit. Also klang mein Hallo eher wie eine Frage, als eine richtige Begrüßung."Rick, in wessen Wohnung bin ich?", fragte ich als er mich ansah, als verstünde er meine Verwirrung keineswegs.
"Oh du warst hier noch gar nicht?! Das ist Ben's Wohnung. Ziemlich stylisch oder nicht?!", er grinste und sah sich dann selbst mit leuchtenden Augen im Raum um.
"Ja schon...", sagte ich misstrauisch.Seine gute Laune verwirrte mich immer mehr.
"Warte erst, bis du das Badezimmer siehst! Komm mit!", gerade zu enthusiastisch deutete er mir, ihm zu folgen.
Ich zeigte entschuldigend auf meinen verbundenen Knöchel und er merkte zum Glück, was ich ihm mitteilen wollte:
"Sorry Rick ich kann leider nicht laufen!"Er sah mich an wie ein Welpe, dem man den Knochen weggenommen hatte, doch eine Sekunde später kehrte das Funkeln in seine Augen zurück und er sagte:
"Warte ganz kurz Liv, ich hab noch was für dich!"
Dann drehte er sich um und rannte den Flur hinunter.
"Es wird dir gefallen!", hörte ich ihn rufen. Im nächsten Moment hörte ich auch schon die Wohnungstür ins Schloss fallen.Liv?!
Hat er mich gerade wirklich Liv genannt? Ist das nicht eher ein Spitzname, dem man einem Kind gibt?!Verwundert saß ich dort und starrte ihm hinterher. Eine gefühlte Ewigkeit verging bis sich die Tür schließlich wieder öffnete und Rick ebenso schnell hineingestürmt kam, wie er rausgestürmt war.
"Tadaaaa!"
Mit diesem vielsagendem Wort präsentierte Rick mir zwei graue Krücken und ging dann mit ihnen zu mir, um sie mir zu übergeben.
"Äh danke...", sagte ich.
Es war zwar nicht gerade das beste Geschenk, aber sehr nützlich, wie ich mir selbst immer wieder sagen musste.
Angestrengt lächelte ich ihn an, während eine peinliche Stille zwischen uns entstand.Es ist anders. Anders als früher... zwischen uns. Wieso ist er so komisch? Als wäre die Nettigkeit eine Maske.
Als Versuch die Stimmung zu lockern fragte ich ihn nach dem Badezimmer und erleichtert über einen Ausweg aus der Situation führte er mich den Flur entlang zu einer Tür aus Milchglas.
Auf Krücken zu gehen war ungewohnt, aber doch nicht fremd für mich, da ich mir als Kind bereits einmal ein Bein gebrochen hatte und geschlagene sechs Wochen an Krücken gebunden gewesen war.
Rick öffnete die Tür und ich konnte deutlich die Engel "Halleluja" singen hören, als ich das Badezimmer aus schwarz-weißem Marmor mit der riesigen Wasserfalldusche, der Eckbadewanne, die an einen Whirlpool erinnerte und dem schreibtischgroßen Waschbecken betrachtete.
"Ben meinte du, sollst dich wie zu Hause fühlen... also wird er sicher nichts dagegen haben, wenn du ein Bad nimmst oder so...", er grinste und ich ließ mir das nicht zweimal sagen.
"Viel Spaß Liv!", wünschte er mir, als ich ihm im Eifer des Gefechts die Tür vor der Nase zuschlug.
Bei dem Anblick der verschiedenen, mir zur Auswahl stehenden, Badesalze und Schaumbäder gelang es mir sogar erneut zu ignorieren, dass er mich Liv genannt hatte.Nach einer viel zu kurzen Ewigkeit im Paradies, genannt Badewanne, band ich mir ein langes graues Handtuch um und tapste auf dem kalten Boden durch die Wohnung.
Wohlgemerkt mit Krücken.Die Wohnung schien leer zu sein, also begutachtete ich die schicke Küche und das Schlafzimmer während ich auf der Suche nach etwas zum Anziehen war.
Wow. Die Wohnung hat echt Stil!
Dies wurde mir einmal mehr klar, als ich die Tür zu einem Zimmer betrat, in welchem ein Laufband, verschiedene Gewichte, ein Boxsack und ein Rudergerät standen.Der letzte Raum, den ich auskundschaften wollte,
war jedoch verschlossen.Naja ein bisschen Privatsphäre kann ich ihm ja lassen....
Redete ich mir ein und begab mich zurück ins Badezimmer.
Bei meinem Geschick schaffte ich es in die einzige Pfütze auf dem Boden zu treten und dank der ach so hilfreichen Krücken fiel ich mal wieder in hohem Bogen hin.Es machte kein lautes Geräusch und
zu allem Überfluss schlug ich mit dem Kopf an den Rand der Badewanne. Dort blieb dann auch das Handtuch hängen."Au!" , schrie ich auf und rieb mir den Schädel.
Dann stützte ich mich auf die Badewanne und stand vorsichtig auf.
Da mir nicht besonders wohl dabei war, splitternackt in einer quasi fremden Wohnung zu stehen, hob ich das Handtuch auf.Hätte ich bloß nur etwas schneller gemacht...
DU LIEST GERADE
Dark Destiny?
Adventure[...]"Es ist schneller vorbei, als du glaubst. Einmal bis dreißig zählen und du bist verblutet. ....- du sagst ja gar nichts. Aber nur zur Info: Das ist der Moment, in dem du um dein Leben betteln solltest." [...] Kriminalität, Entführun...