Dark Destiny?

Die Hand eines Mörders (überarbeitet)

•35•
Olivia POV:
"Wie spät ist es eigentlich?", wollte ich wissen, als Rick und ich gegen Mittag auf dem Rückweg zu ihm in die Wohnung waren.
Er zuckte nur mit den Achseln.
"Kannst du nicht kurz auf dein Handy gucken bitte?", fragte ich nochmal.
"Hab keins."
"Das meinst du doch nicht ernst?!
Ich meine bevor Luca meins hatte, hatte ich auch eins. Jeder hat eigentlich eins.
Wieso du nicht?"
Ich war völlig verblüfft und Rick antwortete nur gelassen:
"Durch ein Handy kann man dich leicht aufspüren und das ist gefährlich.
Aber ich gebe zu, es ist nervig immer zu ner Telefonzelle rennen zu müssen, um Essen zu bestellen."
"Aber ich hab doch gesehen, dass Luca eins hat.", dachte ich laut nach.
"Er ist der Einzige von uns der wirklich eins braucht. Er bekommt ja die ganzen Aufträge von... Unserem Boss... Und ja muss das alles auch irgendwie regeln..."
"Ich verstehe."
Nach diesem Gespräch fiel das Thema erneut auf das Wetter und wechselte den Rest der Weges auch nicht mehr.

In der Wohnung angekommen war es angenehm kühl und ich ließ mich zufrieden auf das Sofa fallen.
Einen Moment schloss ich die Augen und genoss die Ruhe und Dunkelheit.
Dann jedoch zog Rick hinter mir die Gardinen auf und der Raum war von Sonnenlicht geflutet.

Ich öffnete sofort meine Augen während Rick noch zu den anderen Fenstern im Raum ging und mein Blick fiel auf eine Gestalt die in der Küche an dem Tisch saß und mich durch den Bogen, der die beiden Räume verband anschaute.
Ich erstarrte, als ich erkannte dass es nicht der Raucher war.
Mit aufgerissenen Augen sah ich dem Mann an und bemühte mich, nicht zu zittern.

Er sah bedrohlich aus und verzog im Gegensatz zu mir keine Mine.
Tausend Gedanken kamen in mir auf, was nun zu tun sei und ich entschied mich für den ersten Einfall:
"R-Rick...", stammelte ich vorsichtig, ohne meinen Blick von dem Mann abzuwenden.
"Da sitzt ein Mann in deiner Küche."
Rick, der bis eben noch am Fenster war reagierte blitzschnell und eilte in die Küche zu dem Mann, welcher sich nicht rührte.
Dann stand er vor ihm mit dem Rücken in meine Richtung.
Einen kurzen Moment später drehte er sich zu mir um, sah mich an und begann zu lachen.
Er begann laut zu lachen. Man hätte es auch für ein Schreien halten können.

Hab ich hier irgendwas nicht mitbekommen?

"Oh Man...." Sagte Rick schließlich außer Atem zu dem Kerl in der Küche:
"Ben, was erschreckest du sie so?"
Danach fing er wieder lauthals an zu lachen.
Für mich war diese Situation mehr als unangenehm.

Wie kann man so dumm sein.
War doch klar, dass das Ben ist!
Was hab ich eigentlich erwartet?- Ein Einbrecher, der einen kleine Pause macht?
Dumm Olivia, einfach nur dumm!

Auf einmal stand Ben, der sich bis jetzt nicht gerührt hatte, auf und ging in meine Richtung.
Instinktiv erhob ich mich von dem Sofa, da ich es für höflicher hielt.
Er hielt mir seine rechte Hand entgegen und ich nahm sie.
Sein Händegriff war fest, aber nicht erdrückend und er sah mich mit seinen kalten blauen Augen ernst an.
Ich bemühte mich zu lächeln, aber das einzige woran ich denken konnte war, dass ich gerade die Hand eines Mörders schüttelte.

Wie viele Leben diese Hand wohl schon beendet hat?
Nein das will ich eigentlich lieber nicht wissen.

"Du bist also Olivia?!", fragte er mit einem Blick, der mich durchbohrte.
Zuerst schluckte ich und antwortete dann knapp:
"Ja."
"Du zitterst ja.", stellte Ben fest und ließ meine Hand los.
Dann fügte er hinzu:
"Du weißt, was ich mache oder?"
Ich nickte und zitterte nur noch mehr.
Er krämpelte sich die Ärmel seines grauen Pullovers hoch und ich entdeckte ein etwa faustroßes Tatoo auf seinem Unterarm. So groß wie meine Faust, nicht die wie riesige Faust von Ben.

Was hat er vor? Will er mich schlagen? Das kommt doch immer in Filmen, nachdem sich ein bedrohlicher Typ die Ärmel hochkrempelt...
Entweder das oder er küsst mich jetzt.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich bevorzugen würde, obwohl mir der eine Kuss mit dem Raucher schon mehr als genug ist.