Nächstenliebe

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Der Raucher sah mich mahnend an, aber als ich einen kurzen Moment lang nicht auf die Frage von Steve antwortete veränderte sich sein Gesichtsausdruck:
Seine Augen weiteten sich und er biss sich auf die Lippe.
Mir sagte es zu, dass er nicht glaubte ich sei berechenbar oder würde selbstverständlich das tun was er mir sagte.

Doch schließlich nickte ich leicht als Antwort auf die mir gestellte Frage, zu seiner Erleichterung und dem Erstaunen von Steve.

Am liebsten hätte ich aber noch zu dem Raucher gesagt:
"Das habe ich nicht aus Mitleid oder Nächstenliebe getan, denk bloß nicht ich würde dich mögen! Das war purer Eigennutz, denn diese Schmerzen sind unerträglich!"

Doch wie hätte ich das sagen sollen -Steve war ja da-.
"Okay Olivia" sagte Steve ruhig und mit einem unverkennbar gespielten Lächeln.
Hat er gemerkt, dass der Raucher gelogen hat?

"Geh doch schonmal rein und warte im Wohnzimmer auf mich. Ich muss noch kurz etwas mit Luca besprechen, bevor er fährt."

Diese Bitte von Steve war offensichtlich an mich gerichtet, aber er wandte trotzdem seinen Blick nicht eine Sekunde von Luca ab.
Gehorsam befolgte ich unsicher seinen Befehl und ging hinter ihm durch die Tür in das Haus, ohne mich noch einmal umzudrehen.
Die Tür fiel ins Schloss und ich konnte daher nicht mehr hören was draußen passierte.

Darüber ärgerte ich mich nur einen kurzen Moment, denn das, was sich in dem Haus befand war für mich in dem Moment interessanter.

Mit Staunen betrachtete ich die protzige Inneneinrichtung des Hauses, welche in dunklem Holz und weinrot gehalten war.
Ich wusste nicht wo ich zuerst hinsehen sollte.
Geradeaus gelangte ich durch den geräumigen Flur mit edel glänzendem Holzboden in das Wohnzimmer.
-Ich war mir zumindest ziemlich sicher es sei das Wohnzimmer, da dort eine große Couchlandschaft und ein gemütlicher Kamin, sowie ein Esstisch mit passenden Stühlen Platz fanden.-

Vor dem ganzen Erstaunen über das Haus hatte ich meine Schmerzen fast vergessen, aber schon waren sie auf einmal wieder da.
Dieses Arschloch hat sein Versprechen nicht gehalten und mir die Pillen nicht gegeben!
Ich lies mich auf die Couch sinken und krümmte mich mit verzerrtem Gesicht.

Meine Fingernägel gruben sich dabei in das dunkelrote Leder der Couch, ich biss meine Zähne zusammen und kniff meine Augen zu.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, die ich dort so saß und versuchte ruhig zu atmen, hörte ich eilige Schritte und anschließend  Steves besorgte Stimme sagen:
"Alles wird gut Olivia, ich hole Desinfektionsmittel und säubere dir deine Wunden, halt durch."
Als ich meine Augen öffnete war er schon verschwunden, aber es dauerte nicht lange, bis er mit einem erste Hilfe Koffer wiederkam.

Er setzte sich neben mich und stellte den Koffer auf den kleinen Couchtisch.
Danach öffnete er ihn und holte allerlei Salben, Verbände und Sprays raus und begann, nachdem er sich für ein Spray entschieden hatte, mit der Desinfektion.

"Das muss jetzt weh tun, tut mir wirklich leid Olivia, aber ich muss deine Wunden säubern, damit du eben keine Infektion bekommst. Hier, schluck diese Tabletten, dann wird es auch nicht so weh tun."

Ich riss ihm regelrecht die drei kleinen Tabletten, die er aus seiner Hosentasche nahm, aus der Hand und schluckte sie sofort.
Erst danach begann ich mich zu fragen warum um alles in der Welt er Tabletten in seiner Hosentasche aufbewahrte...

Dark Destiny?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt