Pizza als Friedensangebot (überarbeitet)

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"Das hatte ich befürchtet..."
Wie meint er denn das jetzt?!
Fragend sah ich ihn an und er erklärte mir:
"Rick hat dir nur Techniken für den Angriff beigebracht."
Da konnte ich ihm beim besten Willen nicht widersprechen.

"Aber...", sprach er betont:
"Selbstverteidigung ist viel wichtiger. Wenn du einen einzigen Griff richtig beherrscht, kannst du dich aus vielen brenzlichen Situationen retten.
Ich weiß ja, dass Rick dem Prinzip
Angriff ist die beste Verteidigung
nachgeht, aber du musst gegen ihn kämpfen bei der Zwischenprüfung und wenn er dir beigebracht hat du bräuchtest keine Verteidigung,
weil du immer zuerst angreifen sollst,
dann musst du daran denken,
dass er das gleiche vorhaben wird und wenn er schneller angreift als du...
Tja dann ist die Sache für dich gelaufen."

Sein Gesicht hellte sich wieder auf und er meinte gelassen:
"Da kann ich dir aber helfen:
ich bringe dir ein paar wichtige Griffe in der Selbstverteidigung bei und danach lernen wir noch für die Theorieprüfung,
einverstanden?!"

Ein wenig überrumpelt sagte ich:
"Äh ja klar, gerne.
Aber wieso bist du auf einmal so hilfsbereit und... naja...nett?
Vorher hat es dich doch einen Dreck interessiert, was ich lerne."

Ich formulierte das so gut es ging ohne einen vorwurfsvollen Unterton und der Raucher antwortete:
"Nun ja, das ist nicht ganz richtig.
Ich habe nur keine Zeit gehabt mit dir zu trainieren,
weil ich viele Aufträge von Ben und Rick mit übernommen habe.
Wir hatten uns geeinigt,
dass sie dich bis zwei Wochen vor der Zwischenprüfung trainieren und ich dir in den letzten zwei Wochen den Rest beibringe und sozusagen den Feinschliff mache."

Über diese Aussage war ich mehr als überrascht, das passte meiner Meinung nach gar nicht zu ihm.

Wie er am es Abend nach dem ausgiebigen Training prophezeit hatte, wachte ich am nächsten Morgen mit einem Muskelkater auf.

Zum Glück ließ mich der Raucher bis nach dem morgendlichen Kaffe, der mich erst ansprechbar machte, in Ruhe, aber direkt danach drängte er mich dazu mit ihm Laufen zu gehen.

Wir kehrten nach knapp einer Stunde wieder in die Wohnung zurück und ich freute mich auf die lang ersehne heiße Dusche.

Allerdings hielt mich der Raucher davon ab und teilte mir grinsend mit:
"Was hast du vor? Jetzt fängt das Training doch erst richtig an Spaß zu machen."

Mit einem erschöpften Stöhnen entfernte ich mich von dem Bad und folgte ihm in Ricks Zimmer.

Schon nach kurzer Zeit an dem Boxsack hatte ich das Gefühl, meine Klamotten seien komplett von Schweiß durchnässt, meine Haare klitschnass und mein Gesicht feuerrot.

Als ich am Ende meiner Kräfte angelangt war, amüsierte sich der Raucher köstlich und ich lies mich neben ihn auf das Bett fallen.

Mit dem Kopf in der Bettdecke und ausgebreiteten Armen lag ich dort und keuchte vor mich hin, während der Raucher losprustete und mich lauthals deswegen auslachte.

Nachdem ich ihn mit einer Geste bedacht hatte, zu der man üblicherweise sowas wie
'Fick dich' sagt, verließ ich das Zimmer und trottete wie ein Zombie den Flur entlang zum Badezimmer.

Die Dusche erweckte mich wieder von den Toten.
Ich verbrachte den Rest des Tages damit fernzusehen und auf der Couch zu liegen, was in diesem Moment schon große Arbeit für meinen Körper darstellte.

Nach ca. Einer Stunde gesellte sich der Raucher zu mir.

Ich machte ihm Platz auf der Couch, die ich bis eben liegend besetzt hatte und setzte mich hin.
Der Raucher hatte mir eine Pizza mitgebracht, die ich wohlwollend annahm.

Anschließend schauten wir zusammen irgendeinen Geheimagenten-Film und er erklärte mir bei jeder kleinsten Kampfszene, was daran nicht möglich war und welcher Schlag in dem Moment viel effektiver gewesen wäre und und und....

Meist verdrehte ich nur die Augen, aber nahm seine Kommentare mit Humor, obwohl mir der Film dadurch mindestens fünf mal so lang vorkam.

Irgendwann begann ich sogar mich über seine Klugscheißerei lustig zu machen und äffte ihn mit tiefer, brummiger Stimme (und so theatralisch es ging) nach:

"Ich bin Luca. Ich bin der Profi und weiß das alles so viel besser. Ihr könnt alle was von mir lernen und Olivia muss sich ihre Fingernägel schneiden. Unter solchen Bedingungen kann ich nicht arbeiten!"

Um mich zu unterbrechen, schlug er mir von der Seite ein Kissen ins Gesicht, natürlich tat das nicht weh und ich musste, wie auch er anfangen laut und herzhaft zu lachen.

Für kurze Zeit vergaß ich, dass er der Raucher war und nahm ihn lediglich als Luca wahr.

Dark Destiny?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt