"Bereit?" (Überarbeitet)

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Schließlich schlief ich auf der Couch ein und wurde am nächsten morgen zu Anbruch der Helligkeit unsanft von dem Raucher geweckt.

Wie zu erwarten zeigte er auch an diesem Tag kein Erbamen mit der Härte des Trainings hinsichtlich meines Muskelkaters.

Wir trainierten den ganzen Vormittag und liefen anschließend in Richtung Stadtzentrum eine gefühlt etwas längere Strecke als üblich.

Die erste Mahlzeit nahm ich gegen Mittag in einem Schnellimbiss zusammen mit ihm zu mir. -Er bezahlte.
Ich kam mir in letzter Zeit immer blöder vor, wenn es darum ging den Pizzalieferanten oder Ähnliches zu bezahlen, weil ich kein Geld besaß mit dem ich bezahlen könnte und mir immer alles von den Jungs ausgeben lassen musste.

Gelegentlich hatte ich zwar die Möglichkeit, mich durch ein gekochtes Essen oder auch mal Saubermachen in der Wohnung dankbar zu erweisen, aber trotzdem wollte ich gerne einen Job haben, um von meinem eigenen Geld leben zu können und etwas unabhängiger zu sein.

"Was überlegst du?", wollte der Raucher wissen, als ich nur lustlos und völlig abwesend in meiner Nudelbox herumstocherte.
"Ich will mich nicht länger bei euch durchschnorren.", antwortete ich ehrlich und er wiederholte etwas verwirrt:
"Durchschnorren?!"
"Ja ich will einen Job oder so... Deswegen bin ich ja nach Amerika geflogen. Ich wollte lernen, wie es ist, sich selbst zu versorgen und unabhängig zu sein. Und irgendwie auch frei...",teilte ich ihm mit vollem Mund mit.

Zuerst dachte ich er hätte mich nicht verstanden, weil er mich nur ungläubig anschaute, doch dann sagte er:
"Das kannst du vergessen." und wandte sich wieder seinen Nudeln zu.

Ohne ihn fragen zu müssen konnte ich seine Begründung für diese Antwort schnell nachvollziehen.
Wie soll ich Zeit für einen Job haben, wenn ich den ganzen Tag lang trainieren muss?!

Zu meinem Glück ließ mich der Raucher am nächsten morgen auf der Couch ausschlafen.
Ich hatte mit ihm zuvor abgemacht, dass wir uns jede Woche damit abwechselten, wer auf der Couch schlafen musste.
Als er wieder dran war, hatte ich mich schon fast daran gewöhnt den ganzen Tag zu trainieren und als er dann eines Vormittags nicht in Sportsachen in das Zimmer kam war ich irritiert.

Er setzte sich auf das Bett und erklärte mir:
"Du kannst alles, was du können musst, wenn du den Selbstverteidigungsgriff, den wir theoretisch geübt haben auch anwenden kannst, das machen wir jetzt noch kurz und dann trainieren wir wieder mal deinen Verstand und das H.Denken."

Ich setzte mich auf und ließ die Füße vom Bett baumeln. Kurz rieb ich mir die Augen und versuchte wach zu werden, bevor ich aufstand und mich gegenüber von dem Raucher, wohlgemerkt im Schlafanzug, hinstellte.

"Rick wird dich wahrscheinlich von hinten angreifen, also üben wir das.", sagte er und trat dicht hinter mich.
Er legte seine Arme vorsichtig um meinen Oberkörper.
"Bereit?",fragte er und ich nickte, obwohl ich mich nicht sehr bereit fühlte.

Dann wurde sein Griff kräftiger und er klemmte meine Arme ein.
Bevor ich noch zerquetscht werden würde tat ich das, was er mir beigebracht hatte:
Runter in die Knie gehen,
Dann ruckartig hoch und versuchen die Arme nach oben zu reißen.
Wenn das gelang musste ich ihn danach nur noch gegen das Schienbein treten und mich ruckartig umdrehen und in Abwehrhaltung gehen.

Leider kam es dazu nicht- zumindest nicht beim ersten Versuch.
Ich brauchte ein bisschen, aber schließlich hatte ich den Bogen raus und konnte mich mit einer flüssig einer ablaufenden Bewegungsfolge aus seinem festen Griff befreien.

Und diese Leistung schon so früh am Morgen mit dem schlimmsten Muskelkater, den man sich vorstellen kann.

Ich war stolz auf mich und auch der Raucher machte einen anerkennenden Gesichtsausdruck, als ich die Übung zum letzten Mal durchführte.

Danach holte er das selbe Buch aus dem Regal, wie beim letzten Mal, als wir zusammen das H.Denken trainiert hatten.
Diesmal schlug er eine Seite mit einem Bild von einer Frau auf, die Jemandem freudig zuzuwinken schien.

Das Bild zeigte lediglich ihren Oberkörper und ihren rechten, zum Winken gehobenen Arm, sowie ihre winkende Hand.
Es schien fast, als würde sie der Kamera winken.

"Was spielt sie für ein Instrument?", fragte der Raucher heruasfordernt.

Dark Destiny?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt