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Seit die letzte Aufgabe der Zwischenprüfung beendet war, hatte niemand ein Wort gesagt.
Wir waren nur in den Wagen gestiegen und hörten auf dem Heimweg irgendeinen skurrilen Radiosender, der die Stimmung jedoch nicht im geringsten auflockerte.Ich fühlte mich schrecklich.
Schrecklich schuldig und niemand versuchte auch nur mich aufzumuntern, was ich um ehrlich zu sein gut nachvollziehen konnte.Denn sie wussten, dass ich Recht hatte:
Ich war schrecklich.
Noch dazu war ich entsetzt von mir selbst.Ich war tatsächlich im Stande dazu, einen Menschen umzubringen.
Bei diesem Gedanken stiegen mir Tränen in die Augen.
Doch bevor sie mir die Wange runterliefen gelang es mir, sie mit den Ärmeln der Sweatshirtjacke schnell wegzuwischen.
Seine Sweatshirtjacke....
Ich habe sie nicht verdient.
Ich habe auch nicht verdient weiterhin bei ihnen zu wohnen.
Ich will hier weg!War der einzige Gedanke, der mir ab diesem Moment die restliche Autofahrt über durch den Kopf ging, während ich in der bedrückenden Stille, die herrschte, nach Luft schnappte.
Es fiel mir unglaublich schwer nicht lauthals loszuschreien.
Ich war so wütend auf mich selbst und auf das, was sie aus mir gemacht hatten.Wie soll das weitergehen?
Fragte ich mich und beobachtete die vorbeiziehenden Lichter von Ampeln und Laternen, die immer wieder für einen kurzen Moment Licht in die Dunkelheit brachten.Ich spürte, wie eine Hand mein Knie berührte und zuckte kurz.
Als ich mich umdrehte merkte ich, dass es die Hand von Ben war und versuchte ihn leicht anzulächeln.
Er streichelte sanft mein Knie und schenkte mir einen verständnisvollen Blick.Ich vergrub meinen Kopf in seiner Schulter und hielt mit größter Mühe meine Tränen zurück.
Behutsam schloss er mich in seine Arme und strich mit seiner Handfläche in kreisenden Bewegungen über meinen Rücken."Es ist okay", flüsterte er.
Dann war es um mich geschehen.
Mit diesen Worten brachte er meine so mühevoll aufgebaute und aufrechterhaltene Mauer der Beherrschung zum einstürzen und ich begann bitterlich zu weinen und zu schluchzen.Die gesamte restliche Fahrt versuchte Ben mich zu beruhigen, aber egal wie gut er sich anstellte, es half nichts.
Sofort, als der Wagen hielt, sprang ich auf und rannte vom Parkplatz in das Gebäude.
Ich wollte weg.
Heute noch.Deswegen hatte ich mir einen Plan ausgedacht:
Ich würde schnell meine Sachen packen und einfach verschwinden.
Am Besten zu Steve.
Daran würde mich niemand hindern können.Hastig lief ich die Treppe hoch.
Jedoch stolperte ich im ersten Stock,
da meine Sicht durch die Tränen in meinen Augen verschwommen war.Ich fiel mit einem dumpfen Knall auf das Holz.
Natürlich richtete ich mich sofort wieder auf.Als ich auf der Treppe saß und meinen schmerzenden Knöchel begutachtete, indem ich auf der schon geröteten Fläche herumdrückte und dadurch versuchte auszumachen wo genau der Schmerz seinen Ursprung hatte, wurden meine Tränen der Verzweiflung zu Tränen der Wut.
Ich war auf alles und Jeden wütend, aber am meisten auf mich selbst.
Nie wieder könnte ich in den Spiegel sehen, ohne ein Monster zu erkennen.Die Situation überforderte mich und ich begann immer schneller und flacher zu atmen.
In meinen Gedanken spielte sich die Szene der Jagd ab:
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Dark Destiny?
Adventure[...]"Es ist schneller vorbei, als du glaubst. Einmal bis dreißig zählen und du bist verblutet. ....- du sagst ja gar nichts. Aber nur zur Info: Das ist der Moment, in dem du um dein Leben betteln solltest." [...] Kriminalität, Entführun...