Wutanfall

3.5K 218 12
                                    

•8•
Auf der Straße zog mich der Raucher schnellen Schrittes hinter sich her und bog bei der ersten Gelegenheit in eine enge Seitenstraße ein.

Dort baute er sich gegenüber von mir bedrohlich auf, aber lockerte keineswegs seinen Griff an meiner Hand.
In seinen Augen blitzte Verärgerung und ich sah wie er versuchte ruhig zu bleiben, indem er tief ein und ausatmete.- Ohne viel Erfolg-

"Was sollte das eben?",
brüllte er mich an.
-"Weißt du eigentlich, wie einfach es für mich wäre dich einfach in einer von diesen Mülltonnen hier verrotten zu lassen?!",
fügte er wutentbrannt hinzu und sah in mein erschrockenes Gesicht.

"Ich, ich weiß nicht was du meinst.", gab ich kleinlaut zurück.
Dann flippte er völlig aus:
"Du weißt nicht, was ich meine? DU WEIßT NICHT, WAS ICH MEINE?!
Ich meine du sollst gefälligst deine Klappe halten, wenn du in der Öffentlichkeit bist. Hättest du im Fahrstuhl auch nur ein Wort rausbekommen, dann würdest du jetzt nicht mehr leben! Hast du das verstanden?"

Mein Blick war auf den Boden gerichtet und ich nickte kaum merklich.
Von einem Moment auf den anderen entspannten sich seine Gesichtszüge und sein Griff um meine Hand lockerte sich wieder.

Seelenruhig und mit einem Lächeln sagte er:
"Gut."
und zog mich sanft aus der Straße raus.

Erst nach ein paar Metern schoss mir nachträglich das Adrenalin in die Adern und ich begann zu schwitzen und zu zittern.

Mit aller Kraft versuchte ich das Zittern zu unterbinden, damit der Raucher ja nicht wieder ausflippte.
Doch natürlich merkte er es.

Ganz so wie am Anfang freute er sich über meine Schwäche und seinen Triumph mit einem selbstsicheren und zufriedenem Grinsen.

Ich für meinen Teil versuchte mich abzulenken und betrachtete alle Straßenschilder und Autos an denen wir vorbeigingen.
Es gab noch den ein oder anderen schäbigen Laden oder einen Imbiss.
Würden nicht so viele Leute hier auf den Bürgersteigen gehen sähe der Stadtteil sicher sehr verlassen und zwielichtig aus.

Ich stellte mir vor hier abends alleine langzugehen.
Bestimmt funktionieren nicht einmal die Straßenlaternen und bei meinem Glück platze ich dann noch in einen Drogendeal rein oder werde Opfer eines Bandenkrieges.

Kurz überlegte ich, ob mir die Alternative besser gefallen würde, als von diesem Psychopathen entführt zu sein, doch ich lenkte mich von diesem Gedanken ab und beobachtete die Passanten.
Es gab zu meiner Enttäuschung Niemanden, der aus der Masse heraus stach.
-Keine Familien oder Touristen- die soziale Unterschicht, Weiße wie Schwarze mit Sneakers, Caps und weiter Kleidung.

Alles war ziemlich klischeehaft für Ghettos und für mich, die ich aus einem Dorf mit mehr Kühen als Einwohnern stammte, ziemlich ungewohnt.

Doch wie schon gesagt fiel niemand von ihnen mir als einzelne Person auf, denn trotz dem außergewöhnlichen Kleidungsstil und Gang waren dennoch alle gleich -Individualität? Fehlanzeige-.

"Steig ein Prinzessin oder muss ich dir etwa die Tür noch aufmachen?"
Ich hatte gar nicht bemerkt, wie wir vor einem schwarzem BMW stehengeblieben waren und ich fragte mich auch, wie der Raucher sich so ein Auto leisten konnte.
"Los jetzt." Sagte er ungeduldig von dem Fahrersitz aus.

Zögernd stieg ich ein und setzte mich auf den Beifahrersitz aus schwarzem Leder.
Dann surrte auch schon der Motor und im Nu hatte der Raucher ausgeparkt und sich mit seiner Angeberkarre in den Verkehr eingereiht.

Wir fuhren ca. eine Dreiviertelstunde ohne ein Wort zu sagen.
Nur einmal klingelte zwischendurch das Handy des Rauchers und ich erschrak vor dem schrillen Klingelton.
Nachdem er mich deswegen ausgelacht hatte nahm er ab und sein Lächeln verschwand aus seinem Gesicht.
Wieder einmal hörte ich die andere Stimme nicht.

"Ja... Bald" sagte der Raucher zögernd.
"Am Ende des Monats" ....
"Du hast mein Wort."
Dann eine längere Pause und schließlich legte er auf.
Sein Gesicht war ernster als vorher und auch nachdenklicher. Anscheinend gabt es da auch Jemanden, der ihn im Griff hatte...

Dark Destiny?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt