Waschdienstage

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•17•
Olivia POV:
Inzwischen hatte Steve mich in ein Gästezimmer gebracht und mir ein Glas mit Wasser hingestellt.
Natürlich hatte ich keinen Durst und lies das Wasserglas deshalb auf dem Nachttisch stehen.
Meine Aufmerksamkeit galt in diesem Moment dem Großen Fenster und dem Ausblick, den es bot.

-Den Ausblick auf den dunkeln Wald und den von Sternen und dem Mond erleuchteten Nachthimmel. -
Unten auf dem Waldboden glaubte ich ein Reh zu sehen. Neugierig nährte es sich dem Haus mit vorsichtigen, kleinen Schritten.

Als ich das Fenster öffnete um es ohne eine Spiegelung des Lichts in der Scheibe sehen zu können lief es jedoch flink in den Wald zurück. Wahrscheinlich hat das Geräusch es verschreckt, stellte ich fest und einen Moment später verhielt ich mich selbst, wie ein verschrecktes Tier, als ich einen Schlüssel sich im Türschloss bewegen hörte und sich anschließend die Zimmertür öffnete und Steve hereinkam.

Ruckartig drehte ich mich in seine Richtung und blickte wahrscheinlich so, wie jemand, der beim Ladendiebstahl oder ähnlichem ertappt wurde.

"Schon gut Olivia." Meinte Steve und lachte kurz auf. "Du kannst das Fenster ruhig öffnen. Ich hab nichts gegen ein wenig Frischluft."

Ich lächelte ihn dankend an und er deutete mir an, mich neben ihn auf das Himmelbett zu setzen. Unter mir sackte die Matratze leicht zusammen und ein kleines Knatschen des Holzes war von dem Bett zu vernehmen, als ich Steves Bitte nachging und mich neben ihn setzte.

Der Geruch von Waschmittel drang sanft in meine Nase. Eigentlich war dies für mich ein sehr angenehmer Duft, jedoch erinnerte er mich jetzt an mein zu Hause. Er erinnerte mich an all die 'Waschdienstage', die ich mit meinem Vater verbracht hatte und an das anschließende Wäscheaufhängen mit meinen Brüdern.

-Es hört sich zwar nicht so an, aber es war immer lustig und soweit ich mich erinnern konnte auch unsere einzige Aktivität als Familie, wovor sich nie Jemand gedrückt hatte.-

"Was ist los?" Unterbrach Steve meine Gedanken.
"Hast du Angst vor mir?",
fragte er besorgt und ich schüttelte schnell den Kopf.

"Nein, ich erinnere mich nur an meine Familie und...."
Mir stiegen plötzlich Tränen in die Augen und meine Stimme zitterte leicht.
"Ich habe einfach so viele Fragen... Ich frage mich was jetzt wäre, wenn ich noch zu Hause wäre oder wenn ich einfach nicht entführt worden wäre. "
Mir brachen die Tränen aus, Tränen der Wut.

"Diese scheiß Verwechselung! Ohne die wäre mein Leben so viel besser!" Ich wünschte ich wäre nicht blond, dann wäre das alles nicht passiert!
Natürlich wusste ich in diesem Moment die Wahrheit noch nicht und glaubte das, was ich sagte und dachte.

"Okay Olivia... Versuch dich zu beruhigen. Ich verstehe das und ich will dir helfen. Was glaubst du, hättest du gemacht, wenn ... Eh.." Er kam ins Stocken :"...wenn... Das alles hier nicht passiert wäre?"

Ohne zu überlegen antwortete ich schluchzend: "Ich hätte mir irgendwo Arbeit gesucht. Und, ja ich glaube noch davor wäre ich shoppen gegangen. Ich hätte einfach irgendwas normales gemacht."

"Dann schlage ich vor, dass du genau das tust. Gleich morgenfrüh fahren wir zusammen schoppen und was die Arbeit angeht....
Ich weiß zwar nicht, ob du das willst, aber du könntest ein wenig im Haushalt hier helfen und ich könnte dich dafür bezahlen. Ich weiß, dass es nicht das Selbe ist, aber es ist besser als nichts."
Sein Lächeln war so warm und freundlich wie immer und es färbte auch ein bisschen auf mich ab.

Dann nickte ich leicht und antwortete nur: "Okay."
Steve verließ mein Zimmer ohne noch etwas zu sagen und ich legte mich ins Bett.
Erst jetzt merkte ich, wie anstrengend der Tag gewesen war und das letzte, was ich hörte war wie Steve die Zimmertür abschloss und dann fiel ich in einen tiefen Schlaf.

Dark Destiny?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt