Seine Art zu denken (überarbeitet)

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Als kleines special mal ein längeres Kapitel:

"Was machst du noch in meinem Zimmer?", fragte der Raucher verblüfft und ich hielt den Roman als Antwort für ihn sichtbar hoch.
Dann wandte ich meinen Blick von ihm ab und wollte mit dem Lesen fortfahren, aber der Raucher sagte:
"Du hast also den ganzen Abend während ich weg war nichts gegessen oder auch nur das Zimmer verlassen und nur gelesen?", ich nickte und schaute dabei nicht von dem Buch auf.
Stattdessen versuchte ich mich auf das Gelesene zu konzentrieren.

"Das waren fast fünf Stunden!", stellte er aufgebracht fest.
"Was dagegen?", fragte ich genervt und schaute von dem Buch auf, den Zeigefinger auf die Stelle gelegt, an der ich aufgehört hatte zu lesen.

"Ehrlich gesagt ja. Ich hab was dagegen, weil ich jetzt gerne schlafen würde; in meinem Zimmer.", antwortete der Raucher und ich konnte es mir nicht verkneifen ihn zu verbessern:
"Du meinst wohl das Gästezimmer von Rick, in dem er mir erlaubt hat zu schlafen."
Ich schlug die Seiten des Buches zu und sah ihn vielsagend an.
"Nein,", widersprach er mir: "ich meine tatsächlich mein Zimmer, für das ich mich jeden Monat bei der Mietzahlung beteilige."
Ich brachte nur ein beschämtes "oh" heraus.

Um der peinlichen Situation zu entgehen verließ ich das Zimmer und mein Hungergefühl ersetzte das Schamgefühl.
Es lotste mich in die Küche zu dem Kühlschrank, in dem ich zu meinem Glück eine halbe Pizza entdeckte.
Das war neben zwei Bieren auch das Einzige, was sichern dem Kühlschrank befand.
Der Raucher hat ja toll eingekauft...
Ich glaube, wenn das so weitergeht bin ich irgendwann fürs Einlaufen zuständig, oder es gibt einfach immer Tiefkühlpizza.

Nach kurzem Suchen fand ich einen Teller und Besteck und aß die Pizza kalt.
Okay, wo soll ich jetzt schlafen?
Ich will nicht ohne Rick zu fragen in seinem Bett schlafen und wenn es sich irgendwie vermeiden ließe würde ich auch nicht gerne auf der Couch schlafen...
Ich meine, ich würde es ja nicht schlimm finden, wenn es nur heute wäre...
Oder eine Woche.
Ja vielleicht sogar zwei.
Das würde ich alles überleben, aber wer weiß wie lange ich hier noch bleibe...
So lange will ich dann doch nicht auf der Couch schlafen!

Kurz überlegte ich, in das Zimmer des Rauchers zu gehen und ihm das zu erklären.
Dann erinnerte ich mich, dass es ihn nicht interessierte und verwarf den Gedanken.

Ich hörte Schritte im Flur und sah den Raucher in Boxershorts in Ricks Zimmer gehen.
Als ich mit dem Essen fertig war und er noch nicht wieder herausgekommen war, sah ich diese Geste als Einladung in seinem Zimmer zu schlafen und zog mich schnell um.
In Windeseile putzte ich mir noch die Zähne und schminkte mich ab, bevor er es sich noch anders überlegen würde.
Ich rannte vom Bad über den Flur und erst in dem Schlafzimmer konnte ich ruhig durchatmen.
Als ich mich hinlegen wollte fiel mir auf, dass das Buch, welches ich den Abend über gelesen hatte nun auf dem Nachttisch des Rauchers über einem weiteren, noch aufgeschlagenem Buch lag.
Ich nahm den Roman in die Hand und schaute mir die offenen Seiten des anderen Buches interessiert an.
Auf ihnen war zusätzlich zu den gedruckten Buchstaben auch mit Kugelschreiber an den Rand geschrieben.
Neben besagtem Buch lag ein Kugelschreiber.
Ich las also neugierig die 'Kommentare' des Rauchers ab der ersten Seite des Buches durch.

Sie waren wie eine eigene kleine Geschichte; eine Handlung neben der eigentlichen Handlung des Buches.
Bald überflog ich das Gedruckte nur noch und las mir lediglich seine Kommentare durch.
Ich bildete mir sogar ein seine Art zu Denken etwas besser zu verstehen.
Er las die Geschichte nicht nur, sondern analysierte sie und schrieb Alternativen dazu, was alles hätte anders verlaufen können, wenn eine Kleinigkeit anders wäre.
Doch obwohl das alles sehr interessant war, schlief ich nach der Hälfte des Buches ein.

Am nächsten Tag lies sich der Raucher nicht blicken und auch von Rick oder dem gruseligem Ben war keine Spur.

Also verbrachte ich den Tag (so gut es ging) im Bett und machte mir auch nicht die Mühe mich umzuziehen. Dabei las ich mir zwei weitere Bücher mit Kommentaren des Rauchers durch.
Diese zwischen den nicht beschriebenen Büchern zu finden war nicht schwer, da das Regal links vom Bett mit beschriebenen und das Regal rechts vom Bett mit unbeschriebenen Büchern gefüllt war.

Diese zwischen den nicht beschriebenen Büchern zu finden war nicht schwer, da das Regal links vom Bett mit beschriebenen und das Regal rechts vom Bett mit unbeschriebenen Büchern gefüllt war

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So überstand ich mit einem unordentlichen Dutt und einer Tiefkühlpizza den halben Tag.
Dann versuchte ich mich daran die Kaffeemaschine zu bedienen und zu meinem Erstaunen gelang es mir.

Als es schon dämmerte verließ ich zum zweiten Mal an diesem Tag das Zimmer des Rauchers, wieder nur aufgrund von Hunger und als ich -wie erwartet- nichts anderes als Pizza im Kühlschrank und Gefrierfach fand, verging mir der Appetit.
Ich nahm mir lediglich ein Bier aus dem Kühlschrank, setzte mich an den Küchentisch und grübelte, wo sich noch etwas Essbares in dieser Küche befinden könnte.
Nachdem ich ausgetrunken hatte, durchsuchte ich etliche Schubladen und fand zu meinem Glück eine Packung Reis und nach weiteren fünf Minuten auch Tomatenketchup.
Den Reis zu kochen und zu essen dauerte in etwa halb so lange wie einen Topf zu finden, der obendrein erstmal vom Staub befreit werden musste.
So kann das nicht weitergehen...
Stellte ich fest, während ich die Reste in den Kühlschrank stellte und das Geschirr in die Maschine räumte.

In diesem Moment hörte ich, wie sich die Wohnungstür öffnete und ein Paar Sekunden später stand Rick vor mir.
Irgendwie war mir mein Aussehen peinlich, aber ich tröstete mich damit, dass er denken könnte ich hätte schon einen Pyjama an und nicht noch.
Kurz musterte er mich, sagte dann aber in gewohnt freundlichem Tonfall:
"Hallo", holte sich das letzte Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich an den Küchentisch.
"Rick...", begann ich vorsichtig und setzte mich zu ihm:
"Ich soll doch kämpfen lernen oder?".
Er nickte und trank einen Schluck.
"Ja, und dazu sollte man ja fit sein.", fuhr ich Forschung fort.
"Worauf willst du hinaus?", erkundigte Rick sich leicht verwirrt.
"Es könnte helfen, wenn ich die Möglichkeit hätte, mich gesünder zu ernähren... Ich meine nichts gegen Pizza, aber auf Dauer ist das nichts für mich."

DANKE
für 1k Votes!
❤️❤️❤️
Das überschreitet echt alle meine Erwartungen und ich habe jetzt schon mein größtes Ziel für meine Geschichte erreicht!
Vielen vielen Dank!

Dark Destiny?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt