"Ich.Habe.Keine.Ahnung" (überarbeitet)

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•49•
Olivia POV:
Morgen ist es so weit: Ich absolviere die Zwischenprüfung.
Als ich darüber beim Mittagessen mit dem Raucher und Ben nachdachte, wurde ich nervös.

Ich versuchte mich damit abzulenken Ben über seinen Auftrag auszufragen, aufgrund dessen er so lange weg war.
Allerdings antwortete er sehr wortkarg und schien auch nicht besonders gute Laune zu haben.

Bevor er sich vom Esstisch erhob und mich mit dem Raucher wieder mal alleine ließ, zwang er sich noch mich beruhigend anzulächeln.

"Du bist doch nicht jetzt schon nervös?!", erkundigte sich der Raucher belustigt, als Ben aus der Küche verschwunden war.

"Naja...doch, irgendwie schon."
"Gestern haben wir doch nochmal alles wiederholt und es hat gut geklappt.", versuchte er mir gut zuzureden.
"Aber das war sowas wie eine Generalprobe und die muss eigentlich immer schief gehen. Das ist sowas wie ein schlechtes Omen, wenn bis jetzt alles gut läuft.",
merkte ich an, woraufhin der Raucher lediglich die Augen verdrehte.

Schließlich stand auch er auf und ließ mich mit dem dreckigen Geschirr zurück.
Da kocht man schon für sie und muss trotzdem alleine abräumen.
Sonst half Rick mir meistens, aber der war zu meinem größten Bedauern noch immer nicht zurück von seinem Auftrag.

Morgen wird er ja wieder da sein.
Überlegte ich.
Na klar, ich muss ja gegen ihn kämpfen.

Wie sooft schaute ich am Abend einen Actionfilm mit Ben und dem Raucher.
Und wie sooft kritisierte der Raucher jede einzelne Szene des Films.

Als er sich ganz besonders über den Mangel an der Realitätsnähe des Filmes aufregte konnte ich nicht anders als zu entgegnen:
"Wieso guckst du dann immer solche Filme, wenn du dich eh nur drüber aufregst?!"

Der Raucher pausierte den Film und sah mich ernst an.
Zwar saß zwischen uns auf der Couch Ben, aber das hinderte ihn nicht daran mich mit seinem ernsten Blick zu durchbohren.

Alles klar was soll das jetzt?
Habe ich seine sensiblen Gefühle verletzt?
Wohl kaum.

Nach einem kurzen theatralischen Moment der Stille, sagte er langsam und leise:
"Ich. Habe. Keine. Ahnung."

Ich versuchte mich noch zu beherrschen, aber vergebens und prustete lauthals los.
Auch Ben musste Lachen.
"Tut mir leid,",sagte ich während ich vor lauter Lachen nach Luft schnappte:
" ...aber ich kann dich so einfach nicht ernst nehmen!"

Danach lachte ich weiter und der Raucher spielte den Film wieder ab.
Wie ein beleidigtes Kind tat er so, als würde er Ben und mich nicht lachen hören und schaltete die Lautstärke höher.

Bei seinem Anblick könnte man fast sagen er würde schmollen, wie er mit verschränkten Armen in der Ecke der Couch hockte und verbissen auf den Bildschirm starrte.

Die restlichen 30 Minuten des Filmes konnten Ben und ich nicht lange still sein.

Abwechselnd kommentierten wir die Handlung oder Kameraführung des Filmes, wie der Raucher es getan hätte.
Ich verstellte wieder meine Stimme und sprach so tief ich konnte.

"Das war nicht besonders authentisch!",
Fing ich an.
"Niemals hätte er sich den Arm bei diesem Sturz gebrochen, eher die Rippen oder das Schlüsselbein.", setzte Ben fort und unterdrückte ein Lachen.
"-es kommt natürlich auf sein Gewicht und den Aufprallwinkel an.", ergänzte ich.

Der Raucher sagte den Rest des Filmes nichts, aber als der Abspann lief meinte er:
"Seht ihr, es macht viel mehr Spaß den Film zu kommentieren, als ihn einfach nur stumm zu gucken.", und schmunzelte.
Wir mussten ihm Recht geben.

Als ich im Bett lag und krampfhaft versuchte meinen Kopf frei zu kriegen, fing ich an mir immer mehr Sorgen zu machen.
Jetzt da ich nicht mehr durch den Raucher, Ben oder einen Film abgelenkt wurde.

Ich machte mir Sorgen über den morgigen Tag und darüber, wie alles weitergehen würde.
Was, wenn ich nicht bestehe?
Was passiert dann?
Und wo wohne ich dann?

Ich war an einem Punkt angelangt, an dem ich Ricks Wohnung als mein zu Hause bezeichnen konnte und ich würde es nur ungern wieder verlassen.

Dark Destiny?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt