Put your hands on me!

Teil 102

102:
,, Komm jetzt, gleich beginnt der Unterricht...", sanft zog er mich am Arm hoch. ,, Ich kann doch jetzt so nicht da rein! Guck mal, meine ganze Schminke ist verlaufen! " Er fuhr sich nachdenklich durch die braunen Wuschelhaare. ,, Na dann... Sag ich halt, dass es dir schlecht geht und du erst später zum Unterricht erscheinen kannst, okay?" ,, Du bist der Beste!" Ich fiel ihm noch einmal um den Hals und versuchte dann ein kleines Lächeln über meine Lippen zu bringen. Dann ging er ebenfalls ins Klassenzimmer. Am liebsten würde ich jetzt den nächsten Bus nach Turku nehmen. Mit gesenkten Blick ging ich auf das Mädchenklo und betrachtete mich im Spiegel. Meine Wimperntusche war nicht an meinen Wimpern sondern an meinem Kinn und auch meine Haare sahen aus, als wäre ich gerade erst aufgestanden. Rund um sah ich aus, wie der letzte Dreck. Und genauso fühlte ich mich auch. Seufzend nahm ich ein Tuch und versuchte alles wieder an den richtigen Fleck zu kriegen. Hin und wieder rollte mir eine einzelne Träne über die Wange. Samu's Worte hatten echt gesessen. Aber das war nunmal die Wahrheit. Und die tat weh. Traurig hörte ich das Klingeln zum Unterricht und ließ mich zeitgleich auf den Boden sinken. Leer schaute ich auf die weißen Fliesen. Durch meine beschissene Art hatte ich Samu verloren. ,,Ich hab einfach kein Bock mehr auf die ganze Scheiße hier!", wütend schlug ich gegen die Wand und musterte dann meine pulsierende Hand. 'Aber du musst da durch, auch wenn es hart ist...' Ach, du meldest dich auch mal wieder? Die ganze Zeit lässt du mich allein, siehst zu, wie ich in mein Unglück renne und wenn's ums Klugscheißen geht, bist du wieder ganz vorn dabei! 'Jop. Genauso ist es.' Kannst auch gleich ganz weg bleiben! 'Samu wirst du mit deiner Art zwar los, aber ich bleibe immer bei dir!' Geh aus meinem Kopf! Wütend schlug ich mir immer wieder mit voller Wucht gegen den Hinterkopf, bis mir schlecht wurde und die Stimme endlich verstummt war. Zitternd stand ich auf und betrachtete mich wieder im Spiegel. Ach, scheiß drauf. Ändern konnte ich an meinem Aussehen jetzt eh nix mehr. Und so schlecht sah ich nun auch nicht mehr aus. Also steuerte ich mit wackeligen Knien das Klassenzimmer an und klopfte dann mit einem mulmigen Gefühl an der Tür.