Put your hands on me!

Teil 103

103:
,, Guten Morgen. Alles in Ordnung bei dir?", eine nett lächelnde Lehrerin öffnete mir die Tür. Mitte Vierzig und sah aus, als hätte sie schon hundert Kinder gebärt. Aber nett. Und dafür beneidete ich sie. Weil ich so einen scheiß Charakter hatte. ,, Ja, irgendwie schon. Danke, dass ich etwas später kommen konnte..." ,,Was fehlt dir denn, meine Kleine?" Mütterlich strich sie mir über die Wange. Meine Lippen begannen zu zittern und ich hatte einen riesigen Kloß im Hals. ,, Oh, ich versteh schon...", sie ließ mich stehen und schrieb eine Aufgabe an die Tafel. ,,Diese Aufgabe bis zum Ende der Stunde lösen! Ich bin nur vor der Tür, also wehe, ich höre nur einen Ton!" Samu schaute mich die ganze Zeit an, doch ich traute mich nicht, seinen Blick zu erwidern. Riku lächelte mich aufmunternd an und die Lehrerin kam wieder zu mir. ,,Komm, wir reden mal miteinander ...", liebevoll schob sie mich vor die Tür. ,, Ich habe das Gefühl, dass dir Samu irgendwas getan hat..." ,,Ach, das ist alles so kompliziert ..." Sie lehnte sich neben mich an die Wand und hörte mir nachdenklich zu. Und ich erzählte wirklich alles. Angefangen vom Sportunterricht bis hin zu gerade eben. Ausführlich und detailliert. ,, Das ist echt ..." Eine Träne rollte mir wieder über die Wange, doch sie wischte sie mit ihren großen Händen weg. ,, Scheiße", beendete sie den Satz. Dass Lehrer das gefürchtete Sch - Wort kannten, hätte ich echt nicht gedacht. ,,Und du liebst ihn also?" Ich nickte stumm. ,,Rede doch mal mit ihm... Sage, dass dir das alles so nicht bewusst war und es dir Leid tut, wie es gekommen ist und am besten redet ihr mal unter vier Augen... Ungestört ... Am besten... Jetzt!" ,,Jetzt?", wiederholte ich schluckend. ,, Ja, ich hole ihn gleich mal raus! " ,, Aber er... Ach egal, ja, tun sie's!" Was hatte ich denn noch zu verlieren? Mit einem aufmunternden Händedruck ging sie zurück in die Klasse. Schnell versuchte ich meine Gedanken zu ordnen und ein paar Worte zurecht zu legen. Doch als die Tür langsam aufging und Samu sich mit abweisenden Blick neben mich an die Wand lehnte, wo zuvor die Lehrerin gestanden hatte, war alles weg. Ich schaute ihn von der Seite an. Was sollte ich jetzt sagen? ,, Rumstehen und die Wand anstarren war noch nie meine Lieblingsbeschäftigung. " Samu's Stimme hallte durch den Schulgang. Ich lachte kurz auf, einfach, weil er so gelassen war. ,, Meine auch nicht", erwiderte ich und schaute erneut zu ihm rüber. Samu schaute ebenfalls zu mir und als sich unsere Blicke trafen, schauten wir beide verlegen weg, nur um dann gemeinsam mit Reden anzufangen. ,,Es tut mir Leid...", sagten wir beide synchron und mussten kurz schmunzeln. Ich kam mir wie in so einem schnulzigen Liebesfilm vor. Als ich immer noch mit meinen Gedanken bei Liebesfilmen hing, ergriff Samu das Wort. ,, Es tut mir Leid, dass war alles nicht so gemeint, ich war einfach nur dumm und eifersüchtig und habe überreagiert..." ,,Nein, ich...es... du... Also du hattest total recht, mir tut es einfach so Leid ... Ich denke echt immer nur an mich und nie an die wichtigen Personen um mich herum... an dich..." Er nahm meine Hände und machte einen Schritt auf mich zu. ,,Wir waren beide Idioten, okay?", fragte er flüsternd und stoppte nur ein paar Millimeter vor meinen Lippen. ,, Du bist mein Lieblingsidiot ...", raunte ich und vergrub meine Hände in seinen Haaren, nur um kurz darauf seine Lippen auf meinen zu spüren.