Ich hatte irgendwie die Zeit aus den Augen verloren. Nach einer gefühlten Ewigkeit, die ich schluchzend in Samu's Armen verbracht hatte, kam der Arzt aus dem OP-Zimmer. Sofort sprang Riku's Mutter auf. Nur einzelne Worte drangen zu mir durch. Riku. Koma... KOMA?!?!?! ,, Können wir zu ihm?", schrie ich aufgebracht und wischte mir die Tränen weg. Der Arzt nickte kurz und verließ uns dann. Zitternd stand ich auf und wurde sofort von Samu gestützt. Ich wollte Riku nicht so sehen. So wehrlos und fertig...
Langsam öffnete seine Mutter die Tür. Sofort kam uns ein lautes Piepen entgegen. Die Vorhänge waren zugezogen und es roch, wie im restlichen Krankenhaus, nach Desinfektionsmittel. Riku hatte Schläuche am ganzen Körper. Seine Augen waren geschlossen, sein Mund leicht geöffnet. Eine fette genähte Platzwunde zierte seine Stirn. ,,Er ist so blass...", raunte ich leise und setzte mich neben sein Bett. Samu ließ sich auf der anderen Seite nieder, während Riku's Mutter schreiend und weinend aus dem Zimmer rannte. ,, Ich kann das einfach nicht!" Die Tür fiel ins Schloss und Samu, Riku und ich waren allein.
Ich griff nach Riku's Hand. Sie war kalt. Das Licht flackerte leicht und die Heizung gab rasselnde Geräusche von sich. ,,Nächste Woche haben wir dann erstmal 2 Wochen Ferien... Dann können wir ganz oft bei ihm sein..." Samu nickte mir aufmunternd zu. ,, Ihr müsst das Konzert trotzdem am Samstag stattfinden lassen...", flüsterte ich nach einigen Minuten des Schweigens. ,,Wir finden jemanden. Bleib du bei Riku, ich erledige jetzt erstmal ein paar wichtige Telefonate ... Bin gleich wieder da..." Er drückte mir kurz einen Kuss auf die Stirn und verließ nun das Zimmer. Was machte man nun mit seinem besten Freund, der abwesend im Koma lag?
Zögerlich und immer wieder zurückschreckend legte ich sanft meinen Kopf auf seine zu gedeckte Brust. Von draußen vernahm ich die aufgeregten Stimmen der Krankenschwestern. Rikus Herzschlag war ruhig und gleichmäßig, seine Atemzüge waren deutlich zu hören. Ich war müde. Dieser Tag war einfach zu anstrengend. Mein Geburtstag war zu anstrengend. Doch ich wollte nicht einschlafen. Hatte Angst, zu verpassen, wenn mein bester Freund aufwachen würde. Der Arzt hatte zwar gesagt,dass das dauern könnte,aber ich glaubte daran,dass er jeden Moment die Augen öffnen würde. Seit wann war ich so optimistisch?
,,Schlaf ruhig, Suvi. Ich passe auf ihn auf." Ich hatte gar nicht bemerkt,dass Samu das Zimmer betreten hatte. Er legte seine eine Hand auf meine Schultern und strich mir mit der anderen die Haare aus dem Gesicht. ,,Hast du was erreicht?",flüsterte ich mit letzter Kraft. ,,Raul kennt da einen Gitarristen,der für Riku vorerst einspringen könnte. Näheres erzähle ich dir aber erst,wenn du ausgeschlafen bist..."
,,Ich will bei dir schlafen, Samu..." Ich brauchte ihn jetzt mehr als sonst. Seine Nähe. Seine Liebe. Er seufzte kurz nachdenklich auf. ,,Komm auf meinen Schoß..." Diese Nacht war zwar ziemlich unbequem, aber auch... schön. Wenn nicht unser bester Freund neben uns im Koma gelegen hätte...
*
Verschlafen öffnete ich meine Augen. Wo war ich hier? Weiß. Piepen. Desinfekti... ,,RIKU!" Plötzlich machte es klick. Erschrocken sprang ich auf, achtete dabei jedoch nicht auf mein Umfeld, denn ich schlug Samu mit meinem Ellenbogen volle Kanne ins Gesicht, sodass auch er sofort aufwachte.
,,Oh Gott, sorry, Samu!" Ich näherte mich Rikus Gesicht und beobachtete ganz genau seine Augen in der Hoffnung, sie würden gleich aufspringen. Doch nix geschah. Mein Rücken schmerzte von dieser unbequemen Position, in der ich geschlafen hatte. Samu streckte sich ausgiebig.
Seufzend ließ ich mich wieder auf Samu's Schoß fallen. ,,So, jetzt erzähl mal, was du gestern alles erreicht hast." ,,Unser neuer Gitarrist heißt Janne... Janne Kärkkäinen..." ,,Na, das ist doch schonmal was! Wann probt ihr das nächste Mal?" ,,Eigentlich heute abend..." ,,Dann mach das auch, bitte!" ,,Ich kann dich doch nicht allein lassen ..." Er schlang seine Arme um meinen Körper. ,,Natürlich kannst du das und das musst du sogar!"
Der Arzt trat mit einem leisen Klopfen ein und musterte uns skeptisch. ,,Es tut mir Leid, aber ich muss sie leider nach Hause schicken. Die Besucherzeiten sind von 14 bis 18 Uhr. Bitte haben sie dafür Verständnis."
Nachdem ich eine halbe Ewigkeit gebraucht hatte, um von Riku loszukommen, saßen Samu und ich nun im Taxi auf dem Weg zu Rauls Wohnung. Wir wechselten kein einziges Wort auf der ganzen Fahrt. ,,Sie sind da." Der Taxifahrer zerriss das Schweigen. Samu reichte ihm mit einem kurzen Nicken das Geld.
Da standen wir nun. Vor einem riesigen Gebäude, in dem sich Rauls Wohnung befinden musste. ,,Na ihr beiden, wie geht's Riku?" Die Tür wurde schwungvoll von dem kleinen Mann mit dem lichten Haar geöffnet, der anscheinend schon auf uns gewartet hatte. ,,Den Umständen entsprechend. Sind die anderen auch schon da?" ,,Sami ja, Janne noch nicht."
Wir traten ein und wurden von Raul in die oberste Etage zu seiner Wohnung geführt. Diese war spärlich, aber kunterbunt eingerichtet. Nicht so mein Geschmack. ,,Hey Suvi, hey Samu." Sami erhob sich von der Couch und reichte mir höflich die Hand; mit Samu schlug er kurz ein.
Kurz darauf klingelte es erneut. ,,Geht schonmal vor in den Proberaum, ich komme gleich nach." Samu war aufgeregt. Angespannt. Und ich definitiv auch. Wir hatten beide wohl viel zu hohe Ansprüche und Erwartungen, denn Riku konnte niemand so einfach ersetzen. Doch hätte ich eher gewusst, dass Janne mein, nein unser Leben so zerstören würde, dann...
,,Hey, ich bin Janne! Schön, euch kennen zu lernen!"

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Put your hands on me!
FanfictionSamu Aleksi Haber- 17 Jahre, gut gebaut und in der Frauenwelt sehr begehrt. Suvi Ourtoun- ebenfalls 17 Jahre, sexy und kann jeden haben. Was wohl passiert, wenn beide aufeinander treffen? Als Suvi wegen ihrer Eltern von Turku nach Helsinki ziehen m...