„Hallo! Ich bin wieder da!" ruft Kayla in die Wohnung übt schließt die Tür hinter sich ab. Sie erhält keine Antwort, was sie sehr wundert, da sie normalerweise nie die Erste ist, die Zuhause ist. Meistens ist es so, dass sie als letzte kam.
Sie stellt die Schuhe weg und hängt ihre Jacke an dafür vorgesehen Harken. Fröhlich geht sie hinüber in die Küche und schaltet das Radio ein, bevor sie sich ein Glas Orangensaft einschenkt. Auf dem Küchentisch liegt ein Stapel Briefe.
Neugierig geworden setzt sich Kayla mit dem Glas in der Hand an den Tisch. Sie stellt das Glas ab, nimmt sich den Stapel Briefe und blättert durch die Briefe. Das meiste sind Rechnungen oder Dinge, die an ihre Rudelmitglieder adressiert sind. Die meisten legt sie einfach wieder weg, bei einem aber stockt sie.
Die Rückseite ist versiegelt und das in Wachs geprägte Siegel zeigt ein auf der Spitze stehendes Schwert mit Flügeln, das von zwei Rosen umwunden wird. Beide Ranken enden in einer großen Blüte, die vor den Flügeln zu sehen sind.
Kayla fängt an zu zittern. Sie kennt das Siegel, sie kennt es nur zu gut. Etwas in ihr sagt ihr, dass es nicht gut ist, wenn sie den Brief öffnet, der an ihren Bruder adressiert ist, doch im Moment interessiert sie das nicht. Viel zu begierig ist sie auf die Nachrichten, die in dem Brief stehen, auch wenn sie davor Angst hat.
Sie weiß, wie der Absender sie behandelt hat, sie weiß auch, dass sich daran wohl nicht so viel ändern wird, aber tief in ihr ist noch immer die Hoffnung, dass es das doch tut. Sie wünscht sich so sehr von dem Absender anderes behandelt zu werden.
Die anderen Briefe, die sie noch in der Hand hatte, rutschen aus ihren Fingern und verteilen sich auf dem Boden, während sie wie mechanisch aufsteht und aus einer Schublade ein Messer holt.
Sie hat sich so fest in den Brief gekrallt, dass sich Falten gebildet haben, doch das stört sie nicht, als sie den Umschlag mit dem Messer und zitternden Fingern ordentlich öffnet.
Der Umschläge segelt ebenfalls vergessen zu Boden, während sie das Blatt auffaltet, das darinnen enthalten war. Ihr Atem und ihr Herzschlag beschleunigen sich vor Aufregung, hat sie doch schon so lange nichts mehr von ihnen gehört.
Vor ihren Augen bildet sich schwarze Flecken, sodass sie lange dauert, bis sie den Text lesen kann, doch es dauert noch länger, bis sie den Inhalt auch verarbeitet. Als sie den Sinn versteht, gleitet der Brief aus ihren starren Fingern und gesellt sich zu dem Chaos auf dem Boden, während sie starr aus dem Fenster schaut.
Langsam beginnen die Tränen über ihre Wangen zu laufen, doch sie registriert sie nicht, ist nicht mal wirklich in dieser Welt. Als sie zurückkommt, schluchzt sie auf und sinkt auf die Knie.
Mitten in dem Chaos, das sie noch immer nicht bemerkt, sitzt sie auf dem Boden, ihre Tränen tropfen auf den Boden und die Briefe und in ihrem Kopf kreist nur eine Frage. Immer wieder warum. Sie kann es nicht verstehen und ihr Geist sperrt sich dagegen lange darüber nachzudenken, auch wenn sie es versucht.
Sie weiß nicht, wie lange sie dort sitzt, doch sie findet erst wieder in die Welt zurück, als sie das Klappern von Schlüssel hört, dann eine sich öffnende Tür und Jaqus Stimme. Sie schlägt eine Hand vor den Mund um nicht aufzuschluchzen und rennt in ihr Zimmer, keinen Gedanken an das Chaos in der Küche verschwendend.
Sie hat eines der Schimmer und die zwei nach außen gehenden Wände sind aber einer Höhe von einem Meter komplett verglast. Das garantiert ihr einen wundervollen Blick aus dem siebten Stock über Salem, doch der Blick den sie sonst so liebt nimmt sie nicht mal war.
Sie wirft sich auf ihr 80 cm hohes Bett, das genau in der Ecke zwischen den Fenster steht und mit einer Unmenge an Kissen und einigen Decken bedeckt ist. Sie greift sich ein Kissen, zerrt eine Decke unter sich hervor und über sich drüber, ehe sie sich weinend um das Kissen zusammen rollt.

DU LIEST GERADE
Pure Wolf's Blood
WerewolfDie Salem University ist eine der besten Universitäten der Welt. Dort begegnet Nick, ein menschlicher Magier, Kayla, einer stolzen Fenirwölfin. Diese scheint ein Geheimnis zu hegen und Nick nicht zu mögen, doch dieser umwirbt sie. Das auch ihr Rudel...