Kapitel 24

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„Guten Morgen, Lukas." Der Blonde dreht sich um und sprang erschrocken einen Schritt zurück. „Entschuldigung, ich wollte dich wirklich nicht erschrecken." Lächelt Kayla freundlich, doch Lukas winkt ab.

„Ich war mal wieder viel zu tief in meinen Gedanken versunken, als das ich irgendwas wahrgenommen hätte... verflucht." Kayla hält Lukas, der gegen eine Straßenlaterne gelaufen und eingefallen ist, eine Hand hin und zieht ihn wieder auf die Beine. „Manchmal ist es besser als Träumer durch die Welt zu gehen, als als Realist. Meistens jedoch nicht." Zitiert sie eine alte Schrift eines Gelehrten der Fenir.

„Mag sein, aber die Realität ist leider schmerzhaft." „Ja, für dich sogar auf zwei Weisen. Mit offenen Augen durch das Leben zu gehen, mag gegen den körperlichen Schmerz helfen, doch den in der Seele hilft es nicht. Eher macht es das schlimmer." „Du hörst dich an, als würdest du auch so fühlen." „Ich habe Probleme mit meiner Familie." Mehr sagt Kayla nicht, sondern hüllt sich bloß in Schweigen und Lukas merkt, dass sie nicht mehr sagen wird.

„Und wie geht es mit deiner Promotion?" Kayla seufzt und fährt sich mit gespreizten Fingern durch die braunen Haare. „Meine Arbeit habe ich abgegeben. Jetzt gibt es dann einen Termin für die mündliche Prüfung, ja und dann bin ich fertig." Eine starke Windböe weht Kayla ihre Haare ins Gesicht. Während Lukas fröstelnd seine Jacke schließt, streift Kayla sich nur die Haare hinters Ohr.

„Es ist echt gemein, dass ihr so Kälteunempfindlich seid." „Sind wir nicht wirklich. Uns ist einfach nur später kalt. Unsere Reaktion ist um ein paar Grad verschoben. Aber Kälteunempfindlich zu sein wäre cool." Lacht Kayla. „Und ihr seid wirklich nicht..." „Nein, sind wir nicht. Es wirkt nur manchmal so, weil uns solche Temperaturen eben kaum etwas ausmachen, aber... wird es zu kalt. Ne... ganz unempfindlich sind wir da nicht."

Gemeinsam schlendern die Beiden über das Gelände. „Und du? Musst du nicht in einer Vorlesung sein?" „Nein. Der Professor ist krank geworden. Aber ich habe nachher noch eine, deshalb bin ich noch hier." „Dann hast du ja Zeit, oder?" „Das schon, warum?" Fragend sieht Lukas die Fenir an. „Weil ich nichts zu tun habe, da können wir ja irgendwas zusammen machen."

„Solange es irgendwo drinnen ist, okay. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mir ist kalt." Kayla lacht und harkt sich gut gelaunt bei Lukas ein. Als sie am Adlon vorbei gehen, bleibt sie kurz stehen und zerrt dann Lukas in das edle Café. Überrascht stolpert er ihr hinterher. „Nive! Nive!" Kayla ruft den Blauhaarigen, der ziemlich niedergeschlagen in seiner Kaffeetasse vor sich starrt. Er reagiert auch nicht, als Kayla sich neben ihn fallen lässt. Lukas setzt sich den Beiden gegenüber.

„Hey, Nive. Was ist los?" Kayla stupst Nivea an der Schulter an, weshalb er den Kopf dreht und sie ansieht. „Nichts, an dem ich etwas ändern könnte." „Okay?" Lukas sieht den Blauhaarigen fragend an. „Nive! Zur Hölle! Man kann wirklich alles ändern, wenn man nur den Mut dazu hat. Du musst nur deinen Arsch hoch bekommen und er was tun." Meint Kayla und fixiert Nivea, der den Kopf einzieht.

„Ich kann mich doch nicht gegen meine Familie stellen." Jammert er seine grüngrauen Augen schimmern heller als sonst, das freundliche, freche Funkeln fehlt völlig und das gefällt Kayla gar nicht. „Natürlich kannst du, Nive. Es geht hier darum, dass du glücklich bist. Du musst es ausbaden, wenn du dich nicht gegen Dinge wehrst, die dir nicht gefallen."

„Aber es ist meine Familie." „Ja und? Nive du musst an dich denken. Vor allem an dich!" Nivea senkt den Kopf und schaut wieder in seine hoch halbvolle Kaffeetasse, wo eiskalte Kaffee leicht hin und her schwappt. Kayla sieht ihn ein paar Momente lang an und steht dann auf. Verwundert sieht Lukas ihr hinterher, Nive hat es nicht mal mitbekommen.

Als Kayla wieder kommt, hat sie ein Tablet in den Händen. Sie stellt Nive und Lukas jeweils eine dampfende Tasse mit heißer Schokolade hin und einen Teller mit Muffins zwischen sie. Sie selbst setzt sich mit ihrem Kaffee und einem Teller Tiramisu Nive gegenüber. „So, jetzt trink die Schokolade und dann erzählst du mir, was dein Problem ist." Meint sie und nimmt einen Schluck aus ihrer Tasse.

Pure Wolf's BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt