Pure Wolf's Blood

Kapitel 54

„Heute ist Frühlingsfest." Sasi ist aufgeregt und hibbelt auf seinem Platz herum. Es ist der traditionelle Frühlingsanfang im Kalender der Fenir und damit der erste Tag im neuen Jahr. Für alle ist dieser Tag etwas besonderes, nicht nur für Sasi, aber diesem sieht man seine Freude und Aufregung am meisten an.

Carox verdreht nur die Augen. Ihm geht sein Rudelkamerad gerade ziemlich auf die Nerven, aber er sagt nichts, weil eben Neujahr ist. „Lasst uns gehen, bevor Sasi noch irgendwas kaputt macht." Kayla grinst, doch die Männer merken, dass das Grinsen ihre Augen nicht erreicht, die seid der Trennung von Nick von einem Schatten belegt sind. Trotz allem scheint sie ihn zu vermissen.

Sie machen sich auf den Weg zu dem Platz, an dem die Fenir aus Salem das Neujahrsfest immer feiern und unterwegs bleibt Kayla auf einmal stehen. Sie hat Nick entdeckt, der mit einigen bekannten Studenten auf zwei Bänken in einer der vielen Grünanlagen der Uni sitzt. Carox bemerkt den sehnsuchtsvollen Blick, den Kayla ihm zuwirft und seufzt.

„Geh hin, rede mit ihm und lade ihn ein. Die anderen haben ihre Partner ja auch eingeladen. Vielleicht richtet sich das zwischen euch ja wieder." Kayla schaut Carox vollkommen überrumpelt an. Carox kann es verstehen, immerhin hat er Nick ein paar Tage zuvor noch runter gemacht und gekränkt.

„Ich muss ihn nicht mögen und ich mag dich nicht so traurig sehen." erklärt er sich selbst und das Lächeln, welches ihm Kayla dafür schenkt ist echt. Sie wirft einen Blick auf ihren Bruder, der ihr zunickt, löst sie sich von ihrem Rudel und geht auf die Gruppe zu.

„Ich habe gehört, du und Kayla ihr habt euch getrennt?" fragt Lijon nach und seine Ohren sind neugierig aufgestellt, sein Schwanz peitscht hinter ihm hin und her. „Ja, es hat einfach nicht funktioniert. Egal, wie viel Mühe ich mir gegeben habe, sie hat es nie gewürdigt. Und auf meine Ratschläge und Sorgen hat sie auch nie gehört. Tja, das hat sie nun davon. Nun ist sie so hässlich, dass sicher niemand sie noch will."

Nick lacht und Kayla erstarrt. „Diese hässlichen Narben. Eigentlich gut, dass sie mich abgeschossen hat, so musste ich es nicht tun. Wer will schon mit so jemandem zusammen sein?" Kayla dreht sich wie betäubt um und geht an ihrem Rudel vorbei, dass kurz davor ist, sich auf Nick zu stürzen, doch Jayden weiß, dass sie jetzt für Kayla da sein sollten und nicht den Menschen umbringen sollten. Ein kurzes, bestimmendes Knurren und sie folgen Kayla.

Die geht zu dem Platz, weiß aber nichts mehr von ihrem Weg. Ihre Gedanken kreisen nur um die Worte von Nick. Ist sie wirklich so hässlich? Und wie konnte sie auf diesen Kerl hereinfallen? Warum scheiterten ihre Beziehungen immer, egal, was sie tat?

Sie findet erst wieder in die Realität zurück, als sie in den Armen ihres Bruders liegt und weint. Carox sitzt neben den Geschwistern, reibt ihr beruhigend über den Rücken und unterhält sich nebenher mit Benin, dessen rostrote Augen vor Wut zu glühen scheinen.

„Dieses Menschlein wagt es Lügen über Kayla zu erzählen?" Carox nickt und Benin knurrt aufgebracht. „Der soll sich bloß in Acht nehmen. Wen ich den in die Finger kriege." „Nicht nur vor dir, Benin, nicht nur vor dir." kommt es tödlich ruhig von Jayden, der damit nicht nur sich, sondern auch Kaylas neues Rudel und vor allem Ruskin meint.

Benin grinst. „Der wird sich wundern. Ich wette, du hast ihn sogar gewarnt." Jayden nickt ihm zu und bemerkt, dass Kayla ruhiger wird, während Benins Lächeln tiefer wird. „Dann sollten wir ihm zeigen, dass Fenir ihr Wort halten. Er soll ja nicht denken, wir stoßen nur leere Drohungen aus."

„Es ist nicht so, als würden sich alle Probleme mit Gewalt lösen lassen." murmelt Kayla und hebt den Kopf von Jaydens Schulter. „Das natürlich nicht, aber er hat es verdient, keine Widerrede. Außerdem werden wir ihm ja nicht sonderlich viel tun. Wir werden ihm nur klar machen, dass man so mit uns nicht umgeht." Benin lächelt, doch Kayla kann sein Lächeln nicht wirklich erwidern.