Kapitel 56

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„Kayla. Bitte steh auf." Jayden sitzt neben seiner Schwester, die in den Klamotten vom Vortag auf der Decke liegt und regungslos zur Wand starrt. Er versucht es bereits seit zehn Minuten, doch seine Schwester hat noch nicht mal auf ihn reagiert.

Mit einem Seufzen reibt er sich die Stirn und steht dann auf, seine Schwester am Arm hinter sich her ziehend. Die stolpert aus dem Bett und Jayden muss sie auffangen, sonst wäre sie auf der Nase gelandet, doch ihre Augen sind noch immer leer. Eine Reaktion auf die plötzliche Bewegung kommt auch nicht.

Er zieht sie hinter sich her in die Küche, wo er sie auf einen Stuhl drückt und Jaqu ihr eine Tasse Kaffee vor die Nase stellt, doch nicht einmal darauf reagiert sie. Alarmiert sehen die drei Jungs sich an, denn Kayla würde niemals nicht auf ihren geliebten Kaffee verzichten.

„Ich bringe den Kerl um! Er hat sie kaputt gemacht!" jammert Jaqu und Carox knurrt. „Menschen. Alle gleich bescheuert. Die sollte man alle irgendwo zum verrecken hinschicken. Würde keinen falschen treffen."

„Darum können wir uns später kümmern. Erst mal müssen wir uns um Kayla kümmern." meint Jayden, der selbst wenig begeistert klingt und versucht seiner Schwester den Kaffee einzuflößen. Die schluckt zwar, kümmert sich aber nicht um den Kaffee, der ihr aus dem Mundwinkeln läuft.

Jayden wischt es weg. „Das dürfte echt heftig werden, wenn Kayla nicht wieder selbst zu leben anfängt." meint Jaqu leise, belegt ein Brot mit Kasslerscheiben und verfüttert mit Jayden die Stückchen an das einzige Mädchen im Raum.

Die muss man erst mal dazu bringen den Mund zu öffnen, denn nicht mal das tut sie selbst. „Ich bringe den Kerl um! Schmerzhaft, langsam, qualvoll." knurrt Carox, der Kayla gegenüber sitzt und deshalb nicht mithilft.

„Überlass das Ruskin. Der kann das sicher tausendmal schmerzvoller als du es je hinkriegen würdest." gibt der Alpha erschöpft zurück und trinkt einen Schluck Milch. Erst dann nimmt er auch sich ein Brot, nachdem seine Schwester nun versorgt ist.

„Vielleicht kriegt Ruskin sie ja wieder hin." mutmaßt Jaqu. „Vielleicht. Ich rufe ihn heute Mittag an, wenn sich an Kaylas Zustand nichts geändert hat. Und dann spätestens würde ich Nick raten sich ein Loch zu suchen." „Also ob. Du würdest lachend daneben stehen. So wie wir eben auch." wirft Carox ein und nimmt sich noch ein Brot.

„Ja,ja, schon. Er hat es aber auch verdient." knurrt Jayden schlecht gelaunt und erschreckt damit Yanara, die gerade mit Sasi in die Küche kommt. „Nick?" fragt sie und setzt sich neben Sasi. Als Antwort erhält sie ein Nicken. „Egal, was ihr vorhabt. Jayden hat recht, Nick hat es verdient."

Sie sieht zu Kayla, die noch immer einen nicht vorhandenen Punkt auf der Tischplatte anstarrt. „Guten Morgen, Kayla." Keine Reaktion. „Vergiss es Sie reagiert auf gar nichts mehr. Auf absolut gar nichts mehr. Sie ist eine Puppe, wie du gestern gesagt hast." meint Carox und die Stimmung ist extrem getrübt.

„Wir müssen doch irgendwas tun können. Irgendwas." regt sich Yanara auf. „Erst mal müssen wir ihr die Zeit lassen es zu verarbeiten. Das kann bei Kayla etwas dauern. Heute Mittag oder Abend können wir weitersehen." brummt Jayden. Man hört, dass auch ihm das ganz und gar nicht gefällt, er es aber akzeptiert.

Yanara wendet sich dem Frühstück zu, ist zwar missgelaunt, fügt sich aber den Befehlen des Alpha als sei sie ein Teil des Rudels. Die Stimmung beim Frühstück hat was von einem Tanz auf rohen Eiern, sodass alle relativ schnell flüchten.

Jayden schiebt seine Schwester ins Bad und wartet vor der Tür, während er Jaqu zum aufräumen der Küche verdonnert hat. Er hört allerdings kein Geräusch und als er die Tür wieder öffnet, steht Kayla noch immer an derselben Stelle.

Pure Wolf's BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt