Kapitel 13

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Kayla steht im Flur vor der Bibliothek, in der einen Hand einen noch halbvollen Becher Kaffee aus dem Adlon, in der anderen ihre nasse Jacke, die auf den Boden tropft. Sie hört den Regen, der gegen die alten Fenster schlägt, die Schritte der anwesenden Studenten und ihren leisen Atem. Ab und an auch die Fetzen von Gesprächen, doch das stört sie nicht.

„Hallo du." Kayla schaut sich überrascht um, aber ihre Instinkte bleiben ruhig. Ihre wölfische Seite sieht weder Gefahr noch sonst etwas in dem Mädchen, das sie gerade angesprochen hat und Kayla nun anstrahlt. Das die Wölfin deutlich kleiner ist als sie, scheint das Mädchen nicht zu stören.

„Du wirkst so, als wärst du schon länger an der Uni. Das ist sehr gut, denn dann kannst du mir helfen.Weißt du, niemand wollte mir helfen, was so gemein ist, weil ich bin doch neu hier und das ist alles so ungewohnt und neu und dann will mir auch noch keiner helfen. Ich heiße Anna, aber alle nennen mich A und du bist? Weißt du, die Uni ist einfach toll. Nur die Leute könnten etwas netter sein."

Anna schnappt sich Kaylas Arm, die gerade noch verhindern kann, dass ihr der Becher herunterfällt und das schöne, alte Parkett überflutet, und zieht Kayla in die Bibliothek. Die Wölfin muss sich beherrschen um dem knurrenden Wolf in ihr nicht nachzugeben und das Mädchen laut anzuknurren. Die scheint nämlich nicht zu bemerken, dass es Kayla kein bisschen interessiert und sie ihr schon die ganze Zeit auf die Nerven geht.

„Weißt du, den Lehrplan verstehe ich einfach nicht. Ich meine, wozu braucht man magische Grundlagen. Das ist so langweilig und unwichtig. Und noch dazu staubtrocken. Wirklich nervend. Aber nein, jeder muss es belegen und dann muss ich auch noch so eine nervende Hausarbeit darüber schreiben und dann findet man nicht mal die Bücher. Und..."

„Hier, findest du magische Grundlagen." Kayla deutet auf das Regal, das vom Eingang gesehen direkt das zweite links ist und das, wie alle anderen, ein großes Schild auf der Seite hat. In die Messingplatte ist eingraviert, was man in dem Regal findet.

Einen Moment lang überlegt Kayla, ob das Mädchen wirklich so dumm ist und es übersehen hat, oder ob sie einfach nur jemanden zum zutexten gesucht hat, aber entscheidet dann, dass es ihr egal ist.

Etwas ruppig löst sie ihren Arm aus der Umklammerung des Mädchens und geht zu einem Tisch, Anna dabei mitten im Raum stehen lassen. Sie betet, dass sich das Mädchen nicht zu ihr setzen will, denn das würde ihr Wolf vermutlich nicht lange mitmachen.

Scheinbar spürt Anna die Ablehnung, denn sie nähert sich dem Tisch nicht, was Kayla zufrieden lächeln lässt. Sie hängt ihre Jacke zum trocknen über einen Stuhl, stellt ihre Tasche auf den daneben und trinkt ihren Kaffee aus.

Den Becher wirft sie beim Vorbeigehen in den Mülleimer und streift dann durch die ihr bekannten Regalreihen. Immer wieder zieht sie ein Buch heraus, häufig kommt ihr dabei ihre Magie zu Hilfe, die sich wie lange, durchsichtig dunkelgrüne, matt schimmernde Tentakel um ein Buch legen, es greifen und zu ihr nach unten bringen.

Ein wenig frustriert es Kayla schon, dass sie so klein ist und nicht mal an alle normalen Reihen reicht, doch ihre Magie stimmt sie fröhlicher und das Schnurren ihres inneren Wolfes, der von der Magienutzung begeistert ist, trägt dazu nicht unerheblich bei.

Mit einem Stapel Bücher, wovon sie einige schon kennt, aber etwas nachschlagen will, tritt sie zurück an den Tisch. Sie hebt den Kopf, als ihre Instinkte anschlagen und sieht zwei junge Männer, die es sie an ihrem Tisch bequem gemacht haben. Zunächst will sie flüchten, doch dann strafft sie die Schultern und setzt sich, nachdem sie ihre Tasche auf den Boden gestellt hat.

Ihre Instinkte sind wach und ihr innerer Wolf auf die beiden Männer fixiert, was Kayla unruhig werden lässt, doch sie versucht es nach außen nicht zu zeigen. Irgendwie sieht ihr Wolf die beiden als Gefährdung und ist deshalb wachsam. Kayla gefällt das gar nicht, doch sie beginnt in ihren Büchern zu blätter.

Pure Wolf's BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt