Kapitel 9

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Die Dämmerung legt sich über Salem und der letzte Streifen Helligkeit ist noch in der Ferne zu sehen, allerdings liegt eine etwas nervöse Stimmung in der Luft. Jeder weiß, dass diese Nacht Vollmond ist und obwohl es lange keinen Unfall gab, sind die Wesen trotzdem nervös.

Die fünf Fenirwölfe haben sich um einen Felsen gruppiert. Kayla hat die Pfoten überkreuzt und den Kopf darauf abgelegt. Ihre Augen sind entspannt geschlossen und das Rudel ist erleichtert, dass sie wie vor dem Zusammenbruch scheint. Nur Jayden macht sich Sorgen.

Er findet es nicht in Ordnung, dass sie ihre Probleme immer in sich hinein frisst und nie mit jemandem darüber spricht oder versucht sie zu verarbeiten. Allerdings ist dies nicht der richtige Zeitpunkt um darüber nachzudenken, das wird auch ihm klar, als er den Kopf schüttelt.

Sein Wolf ist schwarz, nur die Rutenspitze und die Ohren sind weiß. Er liegt auf dem Felsen und beobachtet seine Gruppe. Sasi, ein sandfarbener Wolf mit dunkleren, ausgewaschen wirkenden Streifen, rennt um die Gruppe herum, auch wenn ihn ebenfalls noch das Ereignis ein paar Tage zuvor beschäftigt. Man merkt, dass er nicht so fröhlich ist wie normalerweise.

Er bleibt bei Kayla stehen und stuppst sie immer wieder mit der Schnauze an, will sie so zum Spielen auffordern. Doch Kayla öffnet nur ein Auge. „Spiel mit mir. Bitte! Bitte!" „Heute nicht, Sasi. Aber lass dich nicht aufhalten." Meint sie leise und schließt die Augen wieder.

Sasi lässt traurig die Ohren hängen, akzeptiert Kaylas Bitte aber und tollt weiter alleine um den Felsen herum. Carox knurrt ihn gereizt an, sieht aber nicht die Notwendigkeit sich zu erheben. Seine muskulöse, rostrote Gestalt sorgt schon für den Respekt, den er sich verschafft hat. Sasi macht einen deutlich größeren Bogen um ihn als um Jaqus graue Gestalt.

Jayden registriert das amüsiert. Es ist alles wie immer, wenn ein Vollmond ansteht, obwohl er die Anspannung ebenfalls wahrnimmt. Er wendet seinen Blick zum Horizont, über den sich gerade die runde, milchig weiß leuchtende Scheibe des Mondes schiebt.

Jaqu springt auf, schüttelt sich und streckt sich danach. „Das ist der erste Vollmond des Semesters, oder?" „Ob der erst oder der zweite ist doch egal. Die Werwölfe drehen bei beiden vollkommen durch. Allesamt irre." Knurrt Carox. Sein Kommentar belustigte die anderen Wölfe.

„Ich dachte, du hasst Menschen. Gegenüber Werwölfen warst du nie rassistisch." Meint Jaqu. „Es war nicht auf den Zustand der Wers bezogen, sondern einzig und allein auf ihr Verhalten zu den ersten Vollmonden der Semester."

„Die Neuen müssen eben immer lernen, wem sie sich unterzuordnen haben. Das dauert eben seine Zeit." Mischt sich Jayden schlichtend ein und beendet das Gespräch so effektiv.

Immer wieder erklingt ein Heulen, doch keiner aus dem Rudel reagiert. Sie kennen die Sammelrufe der Rudel nur zu gut um sie als Bedrohung wahrzunehmen. Ebenso das Trampolin der großen Pfoten auf dem Waldboden, oder die anderen Geräusche, die die tobenden Werwölfe verursachen.

Ein lautes, bedrohliches, zweistimmiges Knurren lässt allerdings alle auf die Beine springen. Jayden zögert keinen Moment, er springt den Felsen hinunter und rennt los, direkt auf das Geräusch zu. Sein Rudel folgt ihm ohne etwas zu tun.

Leise rennen sie durch den Wald, ihre Pfoten machen kaum Geräusche auf dem weichen Boden und erhalten genug Halt um ihnen die Möglichkeit zu geben, schnell durch den Wald zu preschen.

Als sich die Bäume lichten, werden die fünf langsamer, bis sie am Rand einer großen Lichtung stehen bleiben. Auf der Lichtung umkreisen sich zwei Werwölfe und ihre Rudel haben sich jeweils auf einer Seite der Lichtung möglichst weit zum Wald zurückgezogen um ihren Alphas den Raum für ihren Kampf zu geben.

Pure Wolf's BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt