Kapitel 55

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„Weißt du, ich unternehme echt gerne etwas mit Sasi, aber manchmal braucht man echt auch einen Mädelstag." Kayla geht mit Yanara durch die Shoppingmeile Salems. Beide Mädchen haben einen Pappbecher vom Adlon in den Händen. In Kaylas ist ein doppelter Schokolatte, in Yanaras einfache, heiße Schokolade.

„Sasi ist ein wundervoller Freund, aber manchmal ist er echt etwa aufgedreht. Also brauche ich ab und an mal eine Auszeit von ihm und ein Mädelstag wie dieser ist dazu immer perfekt." plappert die Blonde fröhlich vor sich hin, während Kayla ihr uninteressiert zuhört und immer wieder einen Schluck aus ihrem Becher nimmt.

„Oh sieh mal. Das Oberteil ist ja so süß. Ich muss es unbedingt anprobieren." So schnell kann Kayla gar nicht schauen, wie Yanara das Oberteil entdeckt hat, ihre Sätze herunter rattert und die verdutzte Kayla in den Laden zieht. Die verschluckt sich erst mal an ihrem Kaffee, während Yanara fröhlich beginnt in den Ständen zu wühlen.

Kayla setzt sich in einen der wirklich bequemen Sessel, die herum stehen. Yanara bemerkt das gar nicht, sie hat Kayla ihren Becher in die Hand gedrückt und düst nun durch den Laden, amüsiert die Fenir dabei königlich. Mit einem ganzen Stapel an Kleidung verschwindet die Blonde in der Umkleidekabine.

Keine Minute später trifft Kayla ein graues T-Shirt am Kopf. „Ähm... Yanara? Geht es dir da drinnen gut?" will sie vorsichtig wissen und beugt sich etwas vor. „Ja, ja. Das blöde Oberteil war nur zu eng und zwar wirklich zu eng, nicht nur so ein bisschen. Ich sah aus wie Presswurst."

Kayla beißt sich auf die Wange um nicht zu kichern, als sie sich ihre dünnen Freundin vorstellt, die wie Presswurst in dem T-Shirt steckt und sie glaubt, dass die Blonde heftig übertreibt. Sie kann es sich nicht vorstellen. Das Geräusch von fliegendem Stoff lässt sie aufsehen und gerade noch erwischt sie eine weiße Jeans, bevor die auf dem hellen Parkettboden landet.

„Steht mir nicht." kommt es aus der Kabine, bevor Kayla überhaupt fragen kann und sie verdreht nur die Augen. Ihrer Meinung nach steht der Blonden alles, was diese natürlich ganz anders sieht.

Das leise Geräusch des Windspiels, das über der Tür hängt, lässt Kayla aufsehen. Drei Mädchen kommen herein und werden von Kayla instinktiv als Zicken betitelt, obwohl sie eigentlich nichts von Vorurteilen hält.

Alle tragen die neuste Mode in Pastellfarben und haben ihre Handys, in passenden rosa Hüllen, in den Händen. Ihre perfekt geschminkten Lippen verziehen sich zu hämischen Grinsen und sie lassen Gekicher hören, als sie Kayla sehen. Dann verziehen sie sich zu einem der Tische, schauen aber weiterhin Kayla an. Die muss sich zusammen reißen, um sich nichts anmerken zu lassen, denn das Parfüm, das die Mädchen in großzügigen Mengen aufgetragen haben, reizt ihre Nase.

„Nick hat Recht. Die Narben machen sie echt hässlich." Kayla horcht auf und ihre Hände beginnen zu zittern, während sie sich vorbeugt, damit ihre Haare die Narben verdecken. Krampfhaft schließt sie die Finger enger um den Becher, drückt ihn dabei ein, nur um das Zittern zu verbergen.

„Na ja. Jetzt hat sie verspielt. Einen so heißen Typ wie Nick kriegt die kein zweites Mal. Und dass sie ihn nicht ran gelassen hat. So dumm muss man erst mal sein. Ich höre ihn jetzt noch in seiner göttlichen Stimme stöhnen." „Du auch? Hat er auch mit dir geschlafen, als sie ihn nicht ran gelassen hat?"

Wieder ist Gekicher zu hören und während sich Kaylas Finger enger um den Becher schließen und ihn immer mehr zerdrücken, wird ihr schlecht von den Bilder, die sich in ihrem Kopf bilden. Die Realität verschwindet, sie sieht nur noch die Bilder, riecht den Schweiß der Körper und hört das Keuchen und Stöhnen.

Der Becher entgleitet ihren Fingern, fällt unbeachtet zu Boden und der Rest des Inhaltes verteilt sich auf dem Parkett. Nichts davon bemerkt Kayla, sie ist in ihrer Welt versunken. Immer neue Bilder kommen dazu, das Mädchen hat immer ein anderes Gesicht und Kaylas Tränen tropfen in die Pfütze, die ihr Kaffee verursacht hat.

Pure Wolf's BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt