Kapitel 52

32 2 0
                                    

„Du glaubst doch nicht wirklich, dass du hier ohne Verabschiedung weg kommst. Oder?" Kayla zuckt zusammen und sieht sich zu ihrer Zimmertür. Es ist mitten in der Nacht, aber das bisschen Mondlicht, das durch ihr Fenster fällt, reicht Kayla völlig. Sie erkennt die fünf Mitglieder von Ruskins Rudel.

„Nein." seufzt sie und steht auf. Eine ganze Weile hatte sie neben ihrem gepackten Rucksack auf dem Bett gesessen und auf die Fünf gewartet, denn sie wusste, dass sie kommen würden. „Gefällt es dir bei uns so schlecht?" will Anri wissen und kommt auf Kayla zu. Kayla schlingt die Arme um ihn und umarmt ihn um sich noch kurz vor der Antwort drücken zu können.

„Es ist schön hier und die Arbeit toll, aber... Alle starren mich an und ich hasse das. Ich kann mich dann nicht wohlfühlen und fühle mich, als wären alle um mich herum meine Feinde. Außerdem vermisse ich mein Rudel und meine Freunde. Ich habe mich noch nicht mal entschieden, ob ich überhaupt bei den HoJ bleiben werde." Sie lässt Anri los und schaut einem nach dem anderen an, soweit das bei Mondlicht geht.

„Es ist deine Entscheidung, aber bei uns ist immer ein Platz für doch frei." sagt Al, als er sie in die Arme schließt und einen Moment fest an sich drückt. In diesem Moment spürt Kayla die Kraft, die in dem nicht viel größeren Körper steckt. Sie fühlt sich in der Umarmung ziemlich sicher, genau wie in der von Anri, und erwidert sie. Es kommt von Herzen und ihre Instinkte sagen ihr, dass die anderen sie tatsächlich als vollwertiges Rudelmitglied aufgenommen haben.

„Ich hoffe, du kommst wieder. Immerhin muss ich dich ja dann beschützen." Shiro lächelt Kayla an und kaum hat Al sie losgelassen, findet sie sich in der nächsten, festen Umarmung wieder. Auch seine erwidert sie und stellt dabei fest, dass alle fünf ihr ans Herz gewachsen sind und sie keinen von ihnen nicht um sich haben will. Einen Moment lang wird ihre Umarmung fester, als sie daran denkt, dass sie jeden von ihnen jederzeit verlieren könnte, doch dann lässt sie auch Shiro los.

Gareth hebt sie hoch und schließt sie dann in die Arme. „Du weißt, dass wir immer für dich da sind. Du musst nur Bescheid sagen und wir kommen." murmelt er ihr ins Ohr und sie kichert, als sein Atem sanft und warm ihr Ohr streift. Ohne ihr Zutun verschwinden ihre Ohren und ihre Wolfsohren erscheinen.

Kayla erwartet, dass Gareth sie wieder auf die Füße stellt, doch er hält sie fest und trägt sie ein paar Schritte weit um die dann in Ruskins Arme zu geben. Automatisch atmet sie den bekannten Geruch tief ein und vergräbt ihr Gesicht an seiner Brust, während sie die Arme fest um ihn schlingt. Die starken Arme schließen sich um sie und eine Hand legt sich hinter ihre Ohren, krault sie dort. In der Umarmung fühlt sie sich am wohlsten und am beschützten und beginnt auch wieder zu schnurren.

Wortlos stehen sie da, ihre Körper aneinander gepresst und beide zerreißt es innerlich, wie bei jedem Abschied wenn sie ein bisschen Zeit zusammen verbringen konnten. Ihre Seelen klammern sich aneinander, doch sie lösen sich von einander.Sie sehen sich an, mitten im blassen Mondlicht stehend, während die anderen vier in einem Kreis um sie herum stehen. Es ist Kayla, die als erste aus dem Lichtkegel in die Dunkelheit tritt.

Sie nimmt ihren Rucksack und verlässt das Zimmer. Im Türrahmen wirft sie noch einen Blick zurück und sieht die fünf jungen Männer, die ihr traurig hinterher sehen, doch in ihren Augen kann Kayla trotzdem Akzeptanz sehen. Es erleichtert sie und hilft ihr sich umzudrehen und weiter zu gehen, mit jedem Schritt weiter von dem Zimmer und dem Rudel weg, das sie im Herzen schon als ihr Neues akzeptiert hat.

Im Hof verwandelt sie sich und packt ihren Rucksack mit den Zähnen. Einen Moment umweht sie der Geruch nach Rosen, denn sie hat den Strauß, von dem jeder Zweig eine Wurzel trägt, eingepackt und durch Magie geschützt. Noch einmal stockt sie kurz, dann aber schüttelt sie den Kopf und trabt los. Es kommt ihr vor, als wären Gewichte an ihre Pfoten gebunden, so schwer fällt es ihr die Schritte zu gehen, die sie weg von dem Hauptquartier und zu ihrem Zuhause führen.

Pure Wolf's BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt