Kapitel 25

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„Hey Schwesterherz." Kayla schaut aus ihrem Zimmer und sieht Jayden, der gerade noch seine schweren Militärschuhe aussieht. „Ich habe mit Nive gesprochen." „Wehe, der kneift schon wieder. Er soll gefälligst für sein Glück kämpfen!" Jayden kommt zu seiner Schwester, umarmt sie und vergräbt die Nase in ihren Haaren.

„So wie du, nicht wahr? Deshalb geht dir das so nah. Weil es dich an deinen Kampf erinnert." Kayla nickt und Jayden fasst sie an den Oberarmen und hält sie ein Stück von sich weg. Er mustert sie wie sie in einem Pulloverkleid und Leggins vor ihm steht und er weiß, dass sie sich zuhause einmummeln wollte. Allein weil sie ihr geliebtes Pulloverkleid trägt.

„Wie geht es dir damit?" „Überraschend gut. Es ist, als würde mich das alles nur daran erinnern, dass ich das Richtige getan habe. Ich weiß, dass mein persönliches Glück das Wichtigste ist. Nur dann kann ich das Leben genießen." Sie lächelt ihren Bruder glücklich an, was auch ihn lächeln lässt.

„Jaqu und die anderen essen in der Uni. Was wollen wir essen?" fragt er sie, lässt sie los und geht in die Küche. „Wir haben Kartoffelpuffer und Apfelmus müsste auch noch da sein, aber wir müssen nachher auch noch einkaufen." Kayla eilt ihrem Bruder hinterher und sieht ihm dabei zu, wie er Öl in die Pfanne gießt. Lächelnd öffnet sie das Kühlfach und reicht Jayden die Packung.

„Wie geht es Nive? Ich habe ja vorgestern mit ihm gesprochen. Ich hoffe sein Kampfgeist ist nicht schon wieder eingebrochen." „Nein. Er will schon am Wochenende mit seiner Familie reden. Ich hoffe nur, dass er dabei nicht wieder einklappt. Er hat sich noch nie gegen seine Familie gestellt und ich denke, er will es auch gar nicht. Er braucht wirklich Kraft um das zu tun."

„Dann hoffen wir, dass er sie hat. Er soll nicht unnötig unglücklich werden. Das hat er nicht verdient." Meint Kayla, während sie den Tisch mit weißem Geschirr deckt und Apfelmus aus dem Schrank holt. „Ja. Ich bezweifle, dass er sich diesmal so schwach zeigen wird. Er hat sich so über diese Juliett beschwert. Sie sei für nichts zu begeistern, würde ihn und alles was er tut als selbstverständlich ansehen. Immer müsste er alles machen und sie würde sich auch noch beschweren, dass er zu wenig macht."

„Sie ist einfach nicht gut für ihn und ich denke, dass merkt er auch selbst." Kayla setzt sich und Jayden stellt die Pfanne auf den Tisch, bevor er sich gegenüber von seiner Schwester setzt. „Ja, dass merkt er. Hoffentlich versteht das auch seine Familie. Er hängt an ihnen und würde es nicht ertragen sich vollständig von ihnen zu lösen."

Kayla kippt Apfelmus auf ihr Essen und kaut auf dem ersten Bissen herum. „Hat er was von seinem Zuhause erzählt?" fragt sie, nachdem sie runter geschluckt hat. „Ein bisschen was, aber er hat mir Bilder für dich mitgegeben. Er hatte sie am Dienstag nicht dabei, sonst hätte er sie dir persönlich gegeben." „Yeah. Nives Fotos sind genial. Sie sehen immer so lebensecht aus. Wie von einem Profi." Freut sich Kayla.

„Du kriegst sie erst nach dem Einkaufen. Warum willst du eigentlich so früh einkaufen?" „Weil wir heute einkaufen müssen und ich keine Lust auf den Abendstress habe. Außerdem gibt es später eine Doku, die ich sehen will." Kayla nimmt sich noch etwas. „Über was?" „Candeli. Du weißt schon, das kleine Land im Dschungel." „Ja, ja. Schon klar." Kayla lacht und Jayden steigt ein.

„Du hast keine Ahnung." „Natürlich nicht, aber du wirst es mir vermutlich erklären." Gemeinsam räumen sie den Tisch ab. „Candeli liegt wie gesagt im Dschungel und ist die Heimat der Morokus." „Das waren die Winzmenschen mit den Rießenohren, oder?" „Jein. Sie sehen etwas aus wie Kleinkinder mit langen, spitzen Ohren, ja. Aber sie haben einen Schwanz, der sich am Ende so aufdröselt. Und ihre Augen sind riesig. Und sie haben Affenfüße."

Die Geschwister schnappen sich die Einkaufsliste und einige Taschen und machen sich auf den Weg zum Einkaufen. „Warum willst du die Doku sehen, wenn du es eh schon weißt?" „Weil es sich auch um das Land und die Kultur dreht. Und hoffentlich auch um die candelischen Runen. Es gibt nur wenige und bisher weiß man nicht, was sie bedeuten."

„Okay, okay. Ich sage ja nichts dagegen, dass du dir die Doku ansehen willst." „Schon klar. Themawechsel ist angesagt." Lacht Kayla und betritt den Supermarkt, wo sie auf ihren Bruder wartet, der einen Einkaufswagen geholt hat. „Was zur Hölle will Jaqu kochen? Über die Hälfte von den... ich denke mal Gewürzen kenne ich nicht." Meint Kayla und runzelt die Stirn, dreht den Zettel um, um zu sehen, ob es dann mehr Sinn macht.

„Was hast du da?" „Corrum, Pearch, Lanlan, Horanjo... und so weiter und so weiter. Und noch ein paar normale Sachen. Wir dürfen das Obst nicht vergessen, dass hat er schon wieder nicht aufgeschrieben." Kayla steht vor dem Gewürzeregal und kratzt sich am Hinterkopf.

„Ach, herje. Es wäre ja nicht so, als wäre dieses Regal so klein." Jayden sieht seine Schwester, die ja wirklich nicht groß ist, vor dem riesigen Regal stehen. „Jayden du musst mir helfen, der Rest steht viel zu weit oben." Sie zeigt auf die Dosen und er nimmt sie aus dem Regal.

Als sie alles haben, gehen sie weiter und arbeiten ihre Liste ab, bis Kayla auf einmal an Jaydens Ärmel zieht. „Da ist Nive. Nive!" Sie zeigt auf den großen Jungen und winkt ihm zu, als er zu ihnen schaut. Er kommt auf sie zu und begrüßt Jayden mit einem Handschlag, beugt sich dann zu Kayla und umarmt sie.

„Du bist echt ein Riese." Meint sie dann und lächelt. „Ja und du ein Zwerg." Grinst er. Wenn er neben Jayden steht, der selbst schon nicht klein ist, wird klar, dass er tatsächlich groß ist, denn er überragt Jayden noch um ein ganzes Stück. „Stimmt, ich bin ein Zwerg und stolz darauf. Gibst du mir eine Packung Streukäse?"

Nive nimmt eine Packung aus dem Regal und hält sie gerade außerhalb ihrer Reichweite. „Ach, komm schon, Nive." Mault Kayla und verschränkt die Arme, schiebt die Unterlippe schmollend vor und wirft ihm ihren besten Hundeblick zu. Nive lacht und gibt ihr den Käse. „Und? Wie haben dir die Bilder gefallen?"

„Jagden hat sie mir noch nicht gegeben. Er wollte sie mir noch nicht gegeben. Er wollte sie mir erst nach dem Einkaufen geben. Sind sie gut?" „Ich denke schon." Sie sehen sich an und grinsen. „Kommt ihr Zwei? Ich will heute noch fertig werden." Kommt es von Jayden, der schon ein Stück weiter gegangen ist.

„Ich komme." Meint Kayla und läuft ihm hinterher. Nive nimmt seinen Korb und geht neben den Geschwister her. „Und sonst so?" „Mir ist gerade etwas langweilig, weil ich ja meine Arbeit fertig habe. Aber ich bin stolz auf dich. Jagden hat mir von deinen Plänen fürs Wochenende erzählt. Wir geben dir Kraft." Lächelt sie den Blauhaarigen an.

„Diesmal werde ich nicht einknicken. Juliett ist da mehr als genug Motivation. Sie nervt so. Ich habe sogar versucht mit ihr zu telefonieren, doch sie hat mal wieder nur von der Schule gesprochen. Ich habe keine Ahnung, wie man soviel darüber reden kann." Erzählt er, während sie Beide am Obstregal stehen und Obst aussuchen. Nive legt einige Kakis in seinen Korb, während Kayla verschiedenstes Obst zusammensucht.

„Jayden. Willst du was bestimmtes?" ruft sie ihrem Bruder zu, der gerade Mehl und Zucker holt. „Blaubeeren." „Nive, kannst du die Blaubeeren mitnehmen? Ich kann gerade einfach nicht mehr tragen oder mir fällt was runter." Nive lacht, denn Kayla hat wirklich die Arme voll. „Ist die Schale okay?" Er hält ihr die Schale hin und sie nickt.

Jayden hilft seiner Schwester das Obst in den Wagen zu legen. „Sag mal, Nive. Hast du deine Wiederholung geschafft oder brauchst du noch Hilfe?" fragt Jayden, während sie zur Kasse gehen. „Nein, das passt alles. Ich bin aber auch noch nicht ganz durch." Meint Nive und legt seine Einkäufe auf das Kassenband. „Dann ist gut. Sag einfach, wenn du Hilfe brauchst. Du weißt ja, wo du mich findest." „Sicher, ich muss jetzt aber auch los." Nive bezahlt und lässt sich noch einmal von Kayla umarmen, bevor er verschwindet.

Die Geschwister bezahlen gemeinsam und machen sich auf den Heimweg. „Oh, es wird ja wirklich schon dunkel. Irgendwie ist das total an mir vorbei gegangen, dass es jetzt wieder so früh dunkel wird." Murmelt Kayla und wirft einen Blick in den dunklen Himmel, wo nun die Sterne funkeln. „Manchmal bekommst also auch du etwas nicht mit. Gut zu wissen." Grinst Jayden seine Schwester an. „Ja, ja. Mach dich nur über mich lustig." Gibt Kayla zurück und steckt ihrem Bruder die Zunge raus.

Als sie wieder in ihrer Wohnung sind, läuft Kayla ins Wohnzimmer und schaltet den Fernseher ein. Jayden räumt in der Zeit die Einkäufe in die Küche. Als er fertig ist, setzt er sich mit einer Schüssel himmelblauer Kretas neben seine Schwester. Die Früchte sehen ein bisschen so aus wie blaue Kirschen und schmecken auch sehr ähnlich. Kayla ist schon in der Dokumentation versunken und starrt auf den Bildschirm. Davon, dass sich ihr Bruder zu ihr gesetzt hat, hat sie nichts mitbekommen.


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