„Hallo Kayla. Wie gefällt dir das Wetter?" „Morgen Lukas. Ganz gut, aber ich habe nie ein Problem mit dem Wetter." Kayla sieht zu dem wolkenlosen Himmel, der sich sommerlich zeigt, nicht spätherbstlich. Lukas lächelt. „Ich weiß. Die Werwölfe stört das ja auch nicht, da würde es mich wundern, wenn es euch stören würde."
„Stimmt. Uns interessiert das Wetter so gut wie gar nicht." Kayla lächelt Lukas zu und geht dann zu einem der Cafés. Dort holt sie sich einen Kaffee, bevor sie mit dem in der Hand durch einen der Parks wandert. Ihr gefällt die herbstliche Umgebung. Noch hängt ein wenig buntes Laub an den Bäumen, auch wenn die großen Laubhaufen kaum zu übersehen sind.
Sie setzt sich auf eine Bank und beobachtet ein paar Kinder, die mit den Laubhaufen spielen. Solange sie auf der Wiese herumtoben, greift Kayla nicht ein, beobachtet sie nur und trinke nebenbei ihren Kaffee. Als die Kinder aber dem Gebüsch immer näher kommen, steht Kayla auf und schlendert zu den Kindern hinüber.
„Hey, ihr da. Ich habe wirklich nichts dagegen, wenn ihr hier spielt, aber nicht so nah an den Büschen. Da leben Tiere." Ermahnt sie die Kinder, die sie ansehen, dann aber brav nicken und wieder von den absuchen weg gehen, dann aber einfach weiterspielen. „Du?" Sie spürt ein Zupfen an ihrem Hosenbeine und sieht überrascht nach unten, zu einem kleinen, vielleicht fünfjährigen Mädchen.
„Was hast du denn, Kleines?" „Du hast gesagt, es gibt Tiere. Was für welche?" Kayla lächelt und streicht der Kleinen über den Kopf. „Igel, Igelkatzen, Pyras und noch ein paar mehr." Die Kleine schaut sie fragend an. „Sollen wir uns mal ansehen, was hier so alles lebt? Wenn wir vorsichtig sind, ist das kein Problem." Kayla lächelt die Kleine an, die zurück strahlt.
Mit der kleinen an der Hand tritt Kayla nahe an das Gebüsch. Um ihre Hand glüht ihre Magie auf und nach einer Handbewegung häuft sich das Laub neben dem Gebüsch zu einem Haufen. „Siehst du? Das ist eine Igelkatze." Kayla zeigt auf das Tier, das sie nun sehen können. Es sieht tatsächlich aus wie eine kleine Katze, die Stachel wie ein Igel auf dem Rücken trägt.
Die Igelkatze maunzt sie empört an und Kayla lächelt. „Ist ja gut, Süße. Du kriegst das Laub wieder." Mit ein bisschen mehr Magie hebt Kayla das Laub wieder an die Stelle, wo es vorher lag, und verteilt es, deckt dabei die Igelkatze wieder zu. Aus dem Blätterhaufen kommt ein dankbaren Maunzen.
„Und Pyras?" Die Kleine hüpft von einem Bein auf das andere und schaut Kayla betteln an. „Dann wollen wir sehen, ob wir welche finden." Lächelt Kayla und sieht sich um, bis sie einen großen Kastanienbaum entdeckt.
Die Kleine greift nach ihrer Hand und hüpft neben Kayla her zu dem ausladenden Baum. Sie freut sich über die Kastanien, lässt Kaylas Hand los und sammelt Kastanien in ihre Jackentasche.
Auch Kayla bückt sich und hebt etwas auf. „Sieh her. Das ist eine Pyra." Das Wesen auf ihrer Hand ist etwas größer als eine Kastanie, hat vier Pfoten, ein Katzenähnliches Gesicht und einen langen Schwang mit einer Verdickung am Ende. Das Fell hat genau die Farbe von Kastanien, während der Panzer mit den kleinen Stachel die Farbe von Kastanienschalen hat.
„Eine lebende Kastanie." Staunt die Kleine, während sie mit dem Gesicht immer näher an Kaylas Hände kommt. „Total süß. Ich will es haben." „Nein, Kleine. Da würde die Kleine hier krank werden und sterben. Pyras können nicht alleine sein und brauchen viel Freiheit und vor allem brauchen sie Kastanienbäume. Ich glaube nicht, dass du einen Baum in deinem Zimmer hast."
„Nein." Die Kleine schaut auf ihre Füße. Du solltest dir lieber eine Katze oder einen Hund wünschen. Da hast du mehr von." Kayla bückt sich und setzt die Para vorsichtig wieder auf den Boden. Das Tier sieht sich um, schnuppere ein bisschen und rennt dann zu dem Baumstamm, indem es verschwindet.
„Also, Kleine? Spielst du nun mit deinen Freunden nicht mehr an den Büschen?" Die Kleine nickt und rennt zu den anderen Kindern. Leises Lachen kommt von der Gruppe, dann fliegen bunte Blätter durch die Luft und die Kinder toben fröhlich herum.
Kayla lächelt und schlendert von den Kindern weg durch den Park. Die frische Luft freut sie und die fröhlichen Menschen sorgen auch bei ihr für gute Laune. Sie bleibt am Ausgang stehen und betrachtet die Menschen, die vor allem mit ihren Kindern in den Park gekommen sind.
„Hey, Kayla." „Oh, guten Tag Nick. Ich müsste mal mit dir reden." „Kein Problem. Wollen wir spazieren gehen? Dann kannst du mir sagen, was du sagen willst." „Gut." Kayla schlendert neben Nick her. Sie sieht sich um und ihr fällt auf, dass hier deutlich weniger Leute sind als im Park. Vor allem die deshalb vorherrschende Ruhe gefällt Kayla.
„Wieso wolltest du denn nun mit mir reden?" will Nick wissen, nachdem sie eine Weile schweigend gegangen sind. „Über deine Ansichten. Wie du über mich und mein Volk denkst. Denn das scheint ziemlich verdreht zu sein." „Aber ich denke doch ganz normal."
Kayla lacht. „Vielleicht. Aus deiner Sicht ganz sicher, aber aus der Sicht meines Volkes nicht. Du kennst die Bräuche und Gepflogenheiten meines Volkes nicht, nicht unsere Art zu denken. Und das bringt Probleme. Du bist ja schon mit meinem Bruder aneinander geraten." Nick knurrt vor sich hin, als Kayla das anspricht.
„Kann ich davon ausgehen, dass du mir zuhörst?" fragt Kayla nach und wartet, bis Nick nickt. „Ich werde dir ein paar Dinge erklären. Sicher nicht alle, aber was mir gerade einfällt. Zuerst mal, Fenir sind auf nichts so stolz wie auf ihre Freiheit. Wir sind einfach so. Wir fühlen uns häufig eingeengt, wenn jemand ständig um uns herum ist, ständig uns erreichen will. Das passt uns nicht."
Kayla überlegt einen Moment, wie sie weitermachen soll. „Und Fenir sind so gut wie nie allein. Entweder da ist die Familie oder das Rudel. Mitglieder beschützen einander, verteidigen die andern und greifen jeden an, den die als Bedrohung sehen. Eine Person, die einen Fenir beeinflussen will, ihn einengst oder ähnliches, wird da häufig dazugezählt. Auch wenn von solchen Personen häufig keine reale Bedrohung ausgeht."
„Dein Bruder hätte sich trotzdem etwas besser unter Kontrolle haben können." „Jagden hat sich zurückgehalten. Dich hat nur geschützt, dass du von uns nicht so viel weißt. Hättest du mehr von uns gewusst, hätte er dich massiv verletzt. Ich meine... Hey, du! Wirf deinen Müll gefälligst in den Mülleimer. Das gibt es ja wohl nicht." Faucht Kayla einen jungen Mann an, der seinen Müll knappe fünf Meter neben den Mülleimer geworfen hat.
Der hebt es eingeschüchtert tatsächlich auf und wirft es in den Mülleimer. „Ihr seid sehr naturverbunden, oder?" harkt Nick nach. Kayla nicht. „Ja sind wir. Unsere Dörfer sind in den Wald eingepasst, stören den Wald aber nicht beim Wachsen. Wir lieben Pflanzen, Tier, einfach die komplette Natur. In selbiger fühlen wir uns am wohlsten. Wir versuchen auch immer die Natur zu schützen und zu erhalten."
„Es muss schön bei euch sein." „Ist es. Ich liebe es, wenn wir mal in den Dörfern sind. Da ist alles schön und meistens sind wir alle da für Feste. Das ist immer am schönsten." Kayla lächelt und strahlt, schwärmt richtig von ihrer Heimat, was auch Nick ein Lächeln entlockt.
„Wenn du so strahlst, wünsche ich mir, mit dir jetzt dort zu sein." „Du bist ja süß, aber das würde dir wohl nicht gut tun. Die meisten Fenir haben eine Abneigung gegen Menschen und wollen sie auf keinen Fall in ihren Dörfern. Und sie sind stärker als du." „Nun, dann wird dieser Wunsch wohl nicht in Erfüllung gehen." „Eher nicht, nein." Lacht Kayla.
Nick schmunzelt und nimmt Kaylas Hand in seine. Diese ist überrascht, zieht die Hand aber nicht zurück. Sie stellt fest, dass seine Hand ziemlich gepflegt und weich ist. Im Vergleich zu ihrer eigenen Hand ist seine warm. Ihre ist kühl, sodass es ihr kein Problem bereitet, lange draußen zu bleiben.
„Ist dir nicht kalt? Diene Hand ist so kalt." Nicks Daumen reibt über ihren Handrücken, wohl um sie etwas zu wärmen. „Nein. Fenir haben eine etwas tiefere Körpertemperatur, die wir dafür in allen Körperteilen absolut konstant halten. Hätten wir jetzt tiefsten Winter, würdest du sagen, meine Hand sei warm, doch sie hätte exakt dieselbe Temperatur." Lacht Kayla, genießt aber die sanfte Berührungen von Nick auf ihrer Haut.
„Ich muss leider los. Wollen wir uns die nächsten Tage mal treffen und etwas zusammen unternehmen?" „Gerne. Rufst du mich so gegen Vier an?" „Mach ich." Nick zieht Kayla an sich, schließt sie in die Arme und küsst sie auf die Stirn. Während Nick verschwindet, steht Kayla verdattert da und langt sich langsam an die Stirn, genau an die Stelle, die Nick geküsst hat.

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Pure Wolf's Blood
WerewolfDie Salem University ist eine der besten Universitäten der Welt. Dort begegnet Nick, ein menschlicher Magier, Kayla, einer stolzen Fenirwölfin. Diese scheint ein Geheimnis zu hegen und Nick nicht zu mögen, doch dieser umwirbt sie. Das auch ihr Rudel...