•Stockholm Syndrome•

1.3K 92 10
                                    

A/N So jetzt noch einmal die Geballte Ladung Geheimnisse im neuen Jahr:

Stille. Schweigen. Ich hatte alles gesagt und die ruhe war nicht unangenehm, sondern befreiend. Wie wir da lagen auf der Couch, ein Knäul aus Armen und Körpern, so sollte es sein. Das war Freundschaft und jetzt wo ich wusste, was genau dieses Wort bedeutete wollte ich sie nie wieder verlieren. Der Film war vergessen und auch alles andere spielte einfach keine Rolle mehr. Ich war in diesem Moment glücklich. Ich vergrub mein Gesicht in Claries Dreads und schloss Mary noch mehr in meine Arme. „Ihr seid die besten Freunde, die man haben kann. Danke", sagte ich leise und langsam lösten wir uns wieder voneinander. Als ich wieder richtig saß, nahmen sie mich in den Arm. Eine nach der anderen und es tat so unglaublich gut.

„Wir sind immer für dich da.", sagte Lia und wischte sich eine kleine Träne aus den Augenwinkeln. Ich nickte: „Vielleicht erzähle ich euch noch die ganze Geschichte, aber jetzt..."

„Muss das nicht sein.", meinte Sophie und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Ihr Zopf hatte sich komplett gelöst und auch die Frisuren von uns anderen waren vollkommen hinüber. Mary hatte noch nichts gesagt und unsicher blickte ich die Braunhaarige an. Sie erwiderte meinen Blick mit ihren braunen Augen. „Ich bewundere dich.", plötzlich wandte sie den Blick ab und holte zitternd Luft, „auch wenn du es uns nicht sofort gesagt hast...du..."

Ich merkte, dass ihr etwas auf der Seele brannte und schnell wischte ich mir die Tränen von der Wange und ging zu meiner Freundin. Sachte berührte ich sie am Arm und versuchte sie dazu zubringen mich anzublicken. „Was ist los?"

„Ich...also...i-ich."

„Hol tief Luft und lass dir Zeit. Wir laufen nicht weg.", versuchte es Lia und tatsächlich wurde Mary nach einiger Zeit ruhiger.

„Also wenn heute schon der Tag großer Enthüllungen ist...", meinte Mary und lächelte gequält. Dann schloss sie die Augen, wie ich eben, und begann zu erzählen. Flüsterten. Leise, sodass ich Mühe hatte meine Freundin zu verstehen. „Es...es hat vor knapp 16 Monaten angefangen. Clarie...hat mich und Lia in einen Club mitgeschleppt. Nichts ungewöhnliches eigentlich...auch dass sie und Lia schnell verschwunden sind um auf Jungs-Suche zu gehen.", sie lächelte ganz leicht und fuhr dann fort, „Ich wurde von einigen Männern angemacht und viele wollte wohl mehr als einen netten Abend. Ich wusste das aber...ich...war nicht nervös oder so...genaugenommen war ich nur genervt und wollte, dass sie verschwanden. Auch wenn einige echt heiß waren, hatte ich nicht das geringste Interesse und wimmelte alle schnell ab. Ich dachte...ich sei heute einfach nicht in Stimmung für ein Abenteuer und wollte schon wieder gehen..." Still hatte ich ihr bis jetzt zugehört und auch nun wagte ich es nichts sie zu unterbrechen, sondern lauschte ruhig, wie sie zitternd atmete und dann weitererzählte, ohne uns anzusehen: „Die Barkeeperin hat mir einen Drink spendiert und ich blieb. Wir haben geredet. Viel. Ich...ich trank einiges und fand immer neue Ausreden um an der Bar zu bleiben...Keine Ahnung, wie betrunken ich schlussendlich wirklich war, aber der Alkohol hat etwas in mir...ausgelöst. Mein...Mein Herz hat verrückt gespielt u-und alles hat gekribbelt w-wenn sie mich berührt hat...i-ich habe mir vorgestellt wie es wäre sie zu k-küssen und es...", sie stockte und wischte sich grob eine Träne aus den Augenwinkel. Zu gerne hätte ich sie jetzt umarmt, ihr geholfen. Aber wie ich eben, musste sie da jetzt alleine durch, so schwer es mir auch fiel.

„Am nächsten Tag...hab ich mich nur bruchstückhaft erinnert und schob jeden Gedanken auf den Alkohol. Ich erzählte euch nichts weil...ich mich geschämt habe. Danach hatte ich das Gefühl...m-mich verändert zu haben. Wenn ihr über Jungs geredet habt...i-ich konnte nicht mitreden. All die Dinge, die ich vorher beachtet hatte, interessierten mich nicht mehr und ich beachtete sie nicht...aber ich sah...andere Dinge. Jungs rückten immer weiter weg und...naja...", wieder eine kurze Pause, „ich habe versucht es zu ignorieren...einfach nicht weiter beachten und dann...verschwindet es von selbst wieder. A-Aber es ist nicht verschwunden." Mary blickte uns an. In ihren Augen schwammen Tränen und verzweifelt fuhr sie fort: „Ich wollte euch nicht abschrecken oder verlieren...deswegen bin ich alleine losgegangen. Ich wollte herausfinden...mir klar werden was das mit mir ist. Ich hab in London so eine Bar entdeckt...doch anstatt Antworten, fand ich noch mehr Fragen. Mein Gewissen hat mich gequält...ich wollte mit euch darüber reden, aber die Angst war viel zu groß. Immer wieder hab ich überlegt wann...wie ich anfange kann, aber ich war zu feige. Was wenn ich falsch lag? Es nicht stimmte?", zum ersten Mal schluchzte sie und ich wollte ihr helfen, ihr sagen, dass es nicht schlimm sei. Doch ich schwieg. Ließ sie ausreden. Auch meine Freundinnen waren leise und lauschten weiter, ich wusste trotzdem wie schwer es ihnen fiel, nichts zu machen.

• DANCERS • (Niall Horan FF)#Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt