•You and I•

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Ach du heiliger Einhornpups. Tausende Gedanken durchströmten mich, aber alle hatten eines gemeinsam: sie zeigten was sich dadurch ändern könnte. Plötzlich stand ich unter Strom und mit quietschenden Reifen fuhr ich fast schon aggressiv in Richtung Tanzstudio.

Mein Schlüsselbund klimperte, als ich mit schnellen Schritten auf das Tanzstudio zu lief. Wie zu erwarten war das Gebäude leer und nur mein rascher Atmen erfüllte die Stille des Eingangsbereiches. Ohne einen Blick auf den Fahrstuhl zu verschwenden machte ich mich auf den Weg zum Treppenhaus. Nachdem ich bis zum dritten Stock hochgehetzt war, blieb ich keuchend stehen.

Und was jetzt?

Wie eine Antwort auf meine innere Frage, bewegten sich meine Füße von selbst. Der große Tanzsaal war verlassen und nur meine Schritte klackerten in raschem Tackt über das Parkett. Ich schnappte mir die Fernbedienung von der Fensterbank und richtete sie mit zitternden Fingern auf die Musikanlage in der linken Raumecke.

Sofort dröhnte Musik aus den Boxen überall und ich atmete entspannt auf. Es war, als hätte eine unsichtbare Faust mein Herz umklammert und löste jetzt langsam ihren schraubstockartigen Griff. Eigentlich hätte ich hätte ich mich erst aufwärmen sollen, aber es war, als würde alles in mir darauf brennen, endlich die Fesseln der Bewegungslosigkeit abzuwerfen. Insofern musste das Treppen-hoch-rennen als Aufwärmübung reichen.

Dann stand ich erst einmal reglos da. Die Musik übernahm meinen Herzschlag und ich fasste die Turnmatte an der Wand ins Auge. Schnell war diese in die Mitte des Raumes geschleift worden und ich streifte meine Lederjacke ab. Ich verfluchte meine enge Jeans bereits jetzt, doch davon wollte ich mich nicht abhalten lassen. Wie in Trance nahm ich ein paar Schritte Abstand und atmete tief ein. Mein Gehör hatte immer noch nicht herausgefunden, welches Lied gerade meinen Herzschlag bestimmte, doch das spielte keine Rolle. Der Boden bebte unter dem Bass, als ich Anlauf nahm und absprang. Meine Hände berührten das kalte Holz des Bodens und ein Kribbeln durchlief meine Wirbelsäule. Die Zahnräder meines Körpers griffen perfekt ineinander. Es gab keine Störungen oder Probleme und ein befreites Lachen verließ meinen Mund. Meine Koordination war zwar bei weitem nicht Fehlerfrei, doch es reichte um den Flic Flac mit Erfolg zu beenden und die Turnmatte unter meinen Füßen zu spüren. Aber dann stoppte ich noch nicht, sondern wechselte immer weiter zwischen verschiedenen Figuren, die nicht wirklich etwas mit den typischen Tanzsachen zu tun hatten. Bald war die Turnmatte vergessen und ich landete überall im Raum mit immer wechselnder Musik. Richtiges Tanzen war es allerdings nicht, doch je länger meine Muskeln sich bewegten, desto automatischer wechselte ich zwischen Akrobatik und Tanz.

Das Gefühl war hundertmal besser, als jegliche Art von Essen und allein diese Tatsache war so unglaublich, dass ich einfach lachen musste. Erleichterung und Wehmut überfluteten mich gleichermaßen und jetzt konnte ich langsam nachvollziehen, was Frauen in den Wechseljahren spürten. So viel Gefühlschaos hatte ich den letzten Wochen erlebt...das meiste davon unfreiwillig. Aber jetzt schien keine Sorge meinen Kopf erreichen zu können, denn endlich tanzte ich wieder. Und zwar mit solch einer Leidenschaft und Leichtigkeit, dass es sich fast wie Schweben anfühlte. Doch schneller als mit lieb war, verging mir die Puste und ich lag atemlos auf dem Boden des Tanzsaals, der noch immer unter dem Bass bebte. Die Zeit hatte ich komplett aus den Augen verloren. Während Selena ihren neusten Song Good for you schmetterte, schloss ich meine Augen und wartete darauf, dass mein Atem sich wieder beruhigte. Ich schwitzte bis unter beide Arme und meine Schweißflecken waren gigantisch, weswegen ich froh war, alleine im Studio zu sein. Trotz der Tatsache, dass ich fast eine halbe Stunde getanzt hatte, war ich echt unzufrieden mit mir selbst. Klar, ich hatte fast drei Monate ohne Training hinter mir, aber diese Leistung war wirklich schwach und für morgen früh nahm ich mir vor, während Helen und die Mädels außer Haus waren, mal das Fitnessstudio ein paar Straßen weiter zu besuchen. Dann stockte ich in meinen Gedanken. Wollte ich den Mädels etwa nicht erzählen, dass ich doch tanzen konnte?

• DANCERS • (Niall Horan FF)#Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt