Kapitel 1

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PoV Kyle

"Hier Kyle, halt das mal." Meine Mutter drückte mir den schweren Karton in die Hände, der sie fast zum Stürzen gebracht hatte.
Lachend nahm ich ihn entgegen und trug ihn in unser neues Haus. Es war sehr schlicht, nichts allzu großes, immerhin waren wir nur zu zweit.
"Angeber." brummte meine Mum als sie sah wie leicht ich den Karton ins Haus trug und in der Küche abstellte.
Die Möbel standen schon im ganzen Haus, wir mussten nur noch unsere Sachen einräumen.
"Es ist so schön ruhig hier." seuftze meine Mutter zufrieden. Sie hatte recht. Von der lauten und hektischen Großstadt Berlin in einen kleinen Vorort, den man nicht mal auf einer Karte fand, war ein enormer Wechsel der Umgebung. Aber ein angenehmer. Es war so ein Dörfchen in dem jeder fast jeden kannte. Insgesamt gab es nur zwei Schulen, eine Grundschule und eine Gesamtschule, einen Kindergarten und ein Freibad. Damit hörte es schon fast auf, abgesehen von so kleinen Läden, die kaum als Supermarkt durchgehen würden.
Normalerweise würden sich Großstadtkinder hier zu Tode langweilen.
Ich genoss es. Endlich weg aus der Hektik und der großen Menschenmenge. Ich fühlte mich unwohl wenn zu viele Leute um mich herum waren. Das würde mir hier nicht passieren.
Ich trug den letzten Karton in mein Zimmer und fuhr mir einmal kurz durch die Haare. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Das Zimmer war zwar nicht sonderlich groß, aber gefiel mir tausend mal besser als mein Zimmer in Berlin. Alleine schon wegen der Aussicht. Anstatt der Hauptverkehrsstraße sah ich jetzt unseren kleinen Garten.
Als ich die Treppe zum Flur runter ging kam gerade meine Mutter rein und sah mich zufrieden an.
"So. Die Küche ist noch nicht komplett eingeräumt, wie wäre es wenn wir mal gucken ob man hier was essen gehen kann?" Ich lächelte meine Mutter an. Wir hatten ein relativ gutes Verhältnis zueinander. Auch wenn es nicht immer leicht war mit einem siebzehn jährigen Teenager, bekamen wir es meistens doch recht gut hin. Während meine Mutter schnell nach ihrem Autoschlüssel suchte, zog ich mir eine dünne Lederjacke über.
"Und wenn wir wieder kommen, stellen wir uns unseren neuen Nachbarn vor, oder was meinst du? Vielleicht ist ja auch Junge in deinem Alter dabei." Meine Mutter zwinkerte mir verschwörerich zu. Ich lachte kurz und verdrehte die Augen. Meine Mutter hatte es zu meinem Glück von Anfang an akzeptiert, als ich ihr vor vier Jahren gestand, dass ich schwul war. Ehrlich gesagt hatte sie sich sogar ein bisschen drüber gefreut.
Meine Mutter ist schon immer speziell gewesen.
"Können wir gerne machen. Guck mal, da ist ein Bäcker. Holen wir uns da was." Sie nickte und parkte das Auto am Straßenrand. Zusammen betraten wir die Bäckerei.
"Guten Morgen. Was kann ich ihnen bringen?" begrüßte uns die Bäckerin freundlich und lächelte.
"Guten morgen. Zwei Milchkaffee bitte und zwei mal das belegte Brötchen hier." bestellte meine Mutter während ich mich an einen leeren Tisch setzte.
Ich checkte gerade meine Nachrichten auf meinem Handy als:
"Hey." Ich drehte den Kopf und sah in hellblaue Augen.
Auf der Bank hinter mir saß ein Junge, etwa in meinem Alter und sah mich an.
"Sorry dass ich dich einfach anquatsche, aber bist du neu hier?"
Ich legte mein Handy aus der Hand und sah ihn an.
"Ja meine Mum und ich sind neu hier eingezogen." Der Junge nickte und streckte mir die Hand hin.
"Dustin." stellte er sich vor.
Ich schüttelte kurz seine Hand.
"Kyle." Dustin lächelte.
"Und was verschlägt dich in so ein Kaff?"
"Bisschen Frischluft schnuppern. Davon gibt es in Berlin nicht sonderlich viel." Erstaunt hob Dustin seine Augenbrauen.
"Du kommst aus Berlin? Wie cool." Ich zuckte mit den Schultern.
"Wenn man dort aufwächst ist es gar nicht so spektakulär." Dustin schnaufte.
"Ich bin noch nie aus diesem Kaff hier rausgekommen, großartig. Ich würde alles dafür tun mal ne Stadt wie Berlin zu sehen." Ich lachte auf.
"Kann ich mir vorstellen."
"Ich habe doch gesagt dass du schnell Freunde finden wirst." Gerade setzte sich meine Mutter an meinen Tisch und fing an ihren Kaffee zu trinken.
Dustin streckte auch ihr hofflich die Hand hin.
"Dustin, Ma'm" Meine Mutter lächelte und nahm seine Hand.
"Hallo Dustin. Nenn mich doch bitte Clara. Das ist sehr gut dann kannst du ja Kyle gleich die Stadt zeigen während ich Zuhause aufräumen." Ich verdrehte sie Augen.
"Kann ich machen." lachte Dustin. Langsam schüttelte ich den Kopf.
"Mum du kannst nicht einfach-"
"Ist schon okay." kam es grinsend von Dustin. Dieser Junge war ja fast dauerhaft am lachen.
"Na dann. Wo wohnst du? Dann komm ich dich in einer Stunde abholen." Fragend sah ich meine Mum an. Ich wusste die Adress noch nicht auswendig.
"Kamillenweg 7a." Dustin nickte.
"Gut das ist nicht weit weg von mir. Ich komm dann so in einer Stunde vorbei okay?" Ich nickte und Dustin verschwand aus der Bäckerei.
"Er ist hübsch." kam es grinsend von meiner Mutter. Empört sah ich sie an.
"Also zwei Sachen. Du bist definitiv zu alt um das zu einem Jungen in meinem alter zu sagen und zweitens, nicht jeder Junge der mit mir redet ist direkt auch schwul Mum." sagte ich genervt. Meinr Mutter rümpfte nur die Nase und fing an zu essen. Nach kurzem zögern tat ich es ihr gleich.

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