Herz oder Kopf?

Kapitel 15 // Lesenacht 3

PoV Kyle

Zur Abwechslung wurde ich diesmal durch Sonnenstrahlen als durch Krach geweckt. Langsam streckte ich mich und rieb mir über die Augen. Ich schlurfte verschlafen die Treppen runter und nahm mir ein Glas Saft, welches ich auf Ex trank.
Als es klingelte ging ich langsam zur Tür und öffnete sie. Tim drückte sich an mir vorbei und ging ins Wohnzimmer.
"Hey Tim, komm ruhig rein." gab ich sarkastisch von mir und folgte ihm.
"Bist du eigentlich Lebensmüde?" fragte er mich fassungslos. Ich hob eine Augenbraue.
"Eben stand ein ziemlich angepisster Lukas vor meiner Türe." half er mir auf die Sprünge. Ich musste lachen.
"Wieso wundert mich das jetzt nicht? Was hat er dir erzählt? Das ich ihn vergewaltigt habe?" Tim verzog das Gesicht.
"Nein, natürlich nicht. Ich hab ihn ein wenig provoziert und dann hat er halt gesagt, dass dieser Knutschfleck von dir ist." Ich zuckte mir den Schultern.
"Stimmt auch."
"Aber wieso hast du das gemacht, würde mich jetzt interessieren."
"Wieso sollte ich dir das sagen?" hackte ich nach und Tim ließ sich auf eine Stuhl fallen.
"Weil ich nichts gegen dich und Dustin habe. Im Gegenteil, ich bin mir sicher das wir uns sogar gut verstehen würden."
Skeptisch sah ich ihn an.
"Und das fällt dir erst jetzt ein?" Tim zuckte zusammen.
"Nein. Aber ich hatte einfach Angst."
"Wovor?" Jetzt war ich verwirrt. Wovor sollte Tim bitte Angst haben?
Er räusperte sich.
"Ich vertraue dir Kyle, darum sag ich dir das jetzt. Ich bin nicht schwul, aber Bi. Das ist aber für Jack und so genauso schlimm. Ich wollte nicht so wie Dustin enden. Und irgendwie mag ich Lukas und Raider auch. Aber das was sie tun ist nicht richtig. Ich denke zu dritt, also Dustin, du und ich können wir uns vielleicht auch mal durchsetzen."
Ich schüttelte den Kopf.
"Okay, nochmal zum mitschreiben. Du bist Bi?" Tim nickte.
"Schon mal nen Freund gehabt?" Er nickte wieder, diesmal aber zögerlich.
"Bist du eher an Jungs oder Mädchen interessiert?" Tim wurde rot.
"Eher an Jungs." gab er leise zu und schien verlegen zu sein. Ich lächelte ihn an.
"Das muss dir nicht peinlich sein." Tim lächelte gequält.
"Ich hab echt Angst davor verprügelt zu werden. Darum hab ich doch nie was gesagt." Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Das brauchst du nicht. Wie du schon gesagt hast, zu dritt können die uns kaum noch was. Sie sind dann selber nur noch vier." Tim lachte.
"Nichts für ungut, aber zählt Dustin mit? Der kann nicht mal ne Fliege tot schlagen." Ich lachte auf.
"Vermutlich nicht. Aber das heißt nichts." Tim nickte und kratzte sich am Hinterkopf.
"Ist Dustin hier?" fragte Tim und sah mich an.
"Ne heute nicht." Tim nickte und seine Wangen nahmen einen leichten rot Ton an.
Ich musste grinsen.
"Magst du Dustin?" Sofort hatte Tims Gesicht die Farbe von einem Kalkstein. Dann seuftze er.
"So offensichtlich?" kam es zögerlich von ihm. Ich nickte schief und er grinste leicht.
"Oh man. Das ist auch der Grund, dass ich ihn nie verprügelt habe. Ich konnte es nicht. Ich mochte Dustin schon immer gerne, aber wegen Robin und Jack und so ging das nicht. Zuerst dachte ich, dass er eh nicht auf Kerle steht, immerhin war er mit Lukas befreundet. Als dann rauskam das er es wohl tat, wurde er verprügelt. Da setzt dann noch mehr die Angst ein." Er atmete schwer aus.
Ich wollte gerade etwas sagen als ich hörte wie sich ein Schlüssel im Schloss umdrehte.
"Hey Schatz." Meine Mum betrat das Wohnzimmer und ich stand auf um sie auf die Stirn zu küssen.
"Hallo, ich bin Clara." hielt meine Mutter Tim die Hand hin. Höflich ergriff er sie.
"Tim." Meine Mum nickte.
"Gott dieser Mann macht mich fertig. Aber jetzt kann ich hier endlich meinen kleinen Laden hier aufmachen. Ich hab morgen auch schon eine Frau hier zu Besuch, die sich für einen Job bewerben möchte. Ist das nicht toll?" freute sich meine Mutter. Sie träumte schon so lange von einem eigenen Nagelstudio, wie ich denken konnte.
"Ist es Mum." Sie lächelte.
"Morgen Abend kommt Frau Kling mit ihrem Sohn zum Essen um sich vorzustellen. Vielleicht kennt ihr euch ja." Meine Mutter verschwand in der Küche. Tim riss ein Stück die Augen auf.
"Frau Kling? Oh gott, Kyle, das ist die Mutter von Lukas." Ich hob beide Augenbrauen.
"Echt?" fragte ich und Tim nickte.
"Scheiße." murmelte ich.
"Dann solltest du hoffen das sie Lukas mitbringt. Der Ältere ist noch schlimmer. Vorgestraft und alles." Ich stöhnte genervt auf. Das konnte ja was werden.

Gibt es eigentlich sowas wie Wünsche, was ihr gerne hättet was passiert?