Kapitel 45

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PoV Lukas

"Lukas." Ich ergriff die Hand von Finn und schüttelte sie kurz.
"Bist du von der anderen Schule?" Finns lächeln brach ein Stück weit in sich zusammen, aber er fing sich gut.
"Nein. Bin der Sohn von eurer Lehrerin. Finn Carter. Meine Mum bestand darauf, dass ich mitkomme, dass ich hier aber niemanden kenne scheint sie verdrängt zu haben. Und weil du hier so alleine saßt, dachte ich ich setzt mich hier her." Ich nickte nur und legte meine Kopf wieder auf dem Tisch ab. Finn sah mich besorgt an.
"Geht's dir nicht gut? Soll ich meine Mum holen?" Ich schüttelte den Kopf.
"Geht schon. Hab nur wenig geschlafen." Finn nickte und musterte mein Gesicht.
"Wieso sitzt du hier alleine, wenn ich fragen darf?"
"Hab ein bisschen Stress mit meinem Zimmergenossen und bin abgehauen." Finn nickte und lächelte mich leicht an.
"Mein Zimmergenossen hat mich nach fünf Minuten raus geworfen. Ich sollte bei einem Robin mit in der Hütte schlafen. Jetzt muss ich zu meiner Mum." Sichtlich genervt strich Finn sich eine blonde Strähne aus dem Gesicht.
"Naja, Robin ist sehr speziell. Ich war mal mit dem befreundet." Finn schnaufte und rümpfte die Nase. Ich musste grinsen, weil das total niedlich aussah. Irgendwie erinnerte Finn mich ein bisschen an einen Hundewelpen.
"Speziell ist gut. Der hat mich rausgeworfen, weil er Angst hatte ich könnte nachts über ihn herfallen." Finn verdrehte die Augen.
"Homophober Spast." murrte Finn und verschränkte die Arme.
Fragend hob ich eine Augenbraue.
"Du stehst auf Männer?" Finn zuckte nur mit den Schultern, offenbar immernoch verärgert.
"Auch."
Es war erstaunlich angenehm, nicht sofort ekel für eine Person zu empfinden.
"Ist doch nicht schlimm." lächelte ich ihn an und auch seine Mundwinkel hoben sich wieder.
"Ich weiß. Es nervt mich einfach nur. Wie kann man nur so intolerant sein?" Ich senkte den Blick. Vor ein paar Wochen war ich noch genau so gewesen.
"Naja. Man kann vielleicht nicht immer was dafür. Meine Eltern sind auch beide Homophob." Finn hob eine Augenbraue.
"Ja, aber du bist es ja nicht, also geht es doch." Ich schnaufte und senkte den Blick.
"Ich war genauso. Aber mein bester Freund ist schwul. Also hatte ich mich von ihm abgewandt. Vor etwa einen Monat kam dann ein Junge in unsere Stadt. Er ging mir voll auf den Sack." Ich musste bei der Erinnerung daran leicht lächeln und Finn hörte mir interessiert zu.
"Er ist mir immer wieder auf die Pelle gerückt, hat nicht locker gelassen, bis ich irgendwann einsehen musste, dass es nicht falsch ist aufs gleiche Geschlecht zu stehen. Ich brauchte echt lange bis ich mir eingestehen konnte, auch was fürs gleiche Geschlecht zu enpfinden." Finn sah mich überrascht an.
"Hört sich nach einer interessanten Gesichte an." lachte er dann und grinste.
"Naja. Ich hab ihn dafür gehasst. Er ist übrigens jetzt auch mein Zimmergenosse, mit dem ich Stress habe."
"Wieso habt ihr Stress?" Ich hob eine Augenbraue und Finn wurde rot.
"Entschuldigung, ich bin einfach so neugierig." Verlegen senkte er den Kopf und ein grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus.
"Ist nicht schlimm. Ich hab gehört wie er zu jemanden gesagt hat, dass er nichts für mich empfindert. Seid dem bin ich nicht so scharf drauf, mit ihm zu reden." Finn nicke.
"Kann ich mir vorstellen. Da kommt meine Mum." Ms. Carter betrat gerade den Raum. Finn warf seiner Uhr einen Blick zu.
"Wir haben drei Uhr. Es gibt jetzt essen." Ich nickte und wie aufs Stichwort betraten ein paar Leute den Raum und stellten auf jeden Tisch einen großen Topf Nudeln und einen mit Soße. Teller und Besteck lagen schon vor uns.
Kyle hatte ich noch nicht gesehen, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass er nicht kam. Vielleicht hatte ich es auch einfach nicht mitbekommen. Ms. Carter stellte sich nach vorne und bat um Aufmerksamkeit.
"Hört mal bitte zu. Also zu erst hoffe ich, dass ihr alle eure Hütten gefunden habt. Da ich weiß, dass die meisten von euch schon Erwachsen sind und sicher keine Lust haben auf irgendwelche Gruppenspiele, habt ihr hier viel Freizeit. An einige Dinge müsst ihr euch allerdings halten. Frühstück gibt es um zehn, Mittagessen um drei und Abendessen um sieben. Heute und morgen habt ihr komplett frei. Mittwoch fahren wir in ein naheliegendes Museum und am Samstag fahren wir an den See und werden dort auch eine Nacht campen. Bevor ihr euch jetzt Sorgen macht, für Zelte haben wir gesorgt. Und jetzt lasst es euch schmecken." Ein paar Leute klatschten und jubelten. Auch ich musste grinsen und fing an mir etwas von dem essen zu nehmem.
"Finn?" fragte ich ihn mit vollem Mund.
"Mhm?" Fragend sah er mich an.
"Wenn du willst, kannst du auch bei uns mit in der Hütte schlafen. Wir sind nur zu zweit." Finn schluckte und sah mich unsicher an.
"Ich will mich nicht aufdrängen oder so." Während er das sagte, färbten sich seine Wangen wieder rot und ich musste grinsen.
"Das tust du nicht. Ich biete es dir ja an. Du musst dann wohl damit rechnen ab und zu den ein oder andere Streit mitzubekommen." Ich sah wie Finn drüber nachdachte und er stocherte in seinem Essen herum.
"Es seid den natürlich, du willst die Klassenfahrt mir deiner Mum verbringen." Finn runzelte die Stirn.
"Sicher nicht. Also wenn es kein Problem ist, würde ich gerne bei euch mit in der Hütte schlafen. Meinst du für diesen Kyle ist das kein Problem? " Ich winkte ab.
"Und selbst wenn." Finn lachte auf.
"Na dann klären wir das gleich mal."

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