Kapitel 30

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PoV Lukas

Ich zuckte bei Tims Worten zusammen.
"Nein! Ich bin nicht eifersüchtig! Ich kann den Typ einfach nicht leiden. Ihr hättet den mal sehen müssen. Das war einfach lächerlich." Alleine der Gedanke an den Typ, machte mich wütend. Tims stützte seine Arme auf seinen Oberschenkeln ab und sah mich eindringlich an.
"Lukas, darf ich dir ein paar Fragen stellen? Du musst aber wirklich ehrlich antworten. Sonst ist es gut möglich, dass du dir selber was vor machst und das ist auf Dauer nicht gut. Verstehst du? Außerdem kann ich mir vorstellen, dass du auch endlich wissen willst, was Sache ist oder?" Ich schluckte schwer und wandte den Blick von Tim ab. Ich wollte schon gerne wissen, was los war, aber war mir nicht sicher, ob mir die Wahrheit gefallen würde. Aber ich wusste, dass ich Tims Urteil trauen konnte. Immerhin war er auf dem besten Weg, wie seine Eltern auch, Psychologe zu werden. Er hatte einfach ein Händchen für sowas. Also nickte ich zögerlich.
"Okay, stell deine Fragen." Ich atmete tief durch, um mich ein wenig zu beruhigen. Tim nickte und warf Dustin einen Blick zu.
"Nicht falsch verstehen Dustin, aber könntest du vielleicht-" Tim deutete mit seinem Kopf richtung Küche und Dustin verstand sofort.
"Kein Problem. Bleibst du zum Essen, Lukas? Es gibt Nudelauflauf." Ich nickte nur und lächelnd verließ Dustin den Raum. Ironisch sah ich Tim an .
"Du lässt deinen Freund bei dir zu Hause kochen?" Tim lachte kurz auf.
"Er kann das viel besser als ich. Außerdem wohnt er schon fast hier." Erstaunt hob ich eine Augenbraue.
"So schnell schon?" Tim sah mich eindringlich an.
"Ich liebe Dustin, Lukas. Da spielt die Zeit keine Rolle. Und das Geschlecht auch nicht. Meiner Meinung nach kommt es nur auf die Person an, egal ob Mann oder Frau. Natürlich kann ein Mann der absolut nicht an Typen interessiert ist, sich nicht mal so eben in einen Typ, der gut zu ihm passen würde verlieben. Aber dann würden sie vielleicht gute Freunde werden. Und wenn wir jetzt mal ehrlich sind, glaube ich nicht, dass du so abgeneigt bist. Und bevor du jetzt was sagst, stell' ich erst meine Fragen, okay?" Ich atmete tief durch und nickte. Eigentlich wollte ich es nicht, aber ich würde wahrscheinlich eh nicht drum herum kommen, solche Fragen gestellt zu bekommen.
"Also als erstes wüsste ich gerne was da am Abend der Hausparty passiert ist. Und sag jetzt nicht nichts." Ich spürte wie ich erbleichte und hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Natürlich wollte Tim das wissen. Mit sowas hatte ich schon gerechnet. Aber es warf mich trotzdem ein bisschen aus der Bahn. Sollte ich es ihm sagen? Immerhin hatte ich versprochen ehrlich zu sein. Ich seufzte.
"Ich hab mich in deinem Garten besoffen und Kyle hat mich total dicht ins Gästezimmer gebracht." Ich stockte und Tim deutete mit seiner Hand, dass ich weiter reden sollten. Ich kratze mich am Hinterkopf.
"Naja, kann sein das wir ein bisschen rumgemacht haben." nuschelte ich so leise, dass Tim es nicht ganz verstehen konnte.
"Was? Lukas du musst schon deutlich reden sonst-"
"Man, wir haben rumgemacht okay?" fuhr ich ihn an und Tim sah mich fassungslos an.
"So richtig?" fragte er erschrocken und ich verdrehte die Augen.
"Das ist ne ziemich dumme Frage weißt du?" gab ich gereizt zurück. Ich hatte jetzt schon keine Lust mehr auf seine Fragen.
"Sorry, aber damit hatte ich jetzt nicht ganz gerechnet. Darf ich fragen, wie weit ihr gegangen seid?"
Ich schnaufte und warf ihm einen giftgen Blick zu, der ihn zum grinsen brachte.
"Wenn du nichts sagst, mal' ich mir selber was aus." Ich verzog das Gesicht.
"Wir lagen auf dem Bett und haben rumgeknutscht. Der Knutschfleck, wo ich gesagt habe, ich wüsste nicht woher der kommt, war von ihm." Tim fuhr sich über sein Kinn und versuchte offenbar die Sache neutral zu bewerten und nicht als Freund.
"Wer hat angefangen und aufgehört?" fragte er dann ganz sachlich und ich zuckte zusammen.
Die Frage war böse. Ich hatte angefangen. Aber das konnte man auch auf den Alkohl schieben.
"Ich hab angefangen, Kyle hat aufgehört." Tim nickte und musterte mich.
"Das war aber nur wegen dem Alk." hing ich noch schnell hinten dran und Tim schnaufte.
"Hast du schonmal von dem Spruch gehört, dass der Besoffene sagt, was der Nüchterne denkt? Ich denke das selbe gilt auch für manche Taten." Ich fuhr mir über die Stirn. Langsam bekam ich Kopfschmerzen. Die Sache lief in eine ganz andere Richtung als ich sie haben wollte.
"Was hast du gefühlt, als ihr euch geküsst habt? Und als Kyle es unterbrochen hat?"
Ich warf den Kopf in den Nacken.
"Ich fand es schön." gab ich nach kurzer Zeit schweigen zu. Tim nickte und sah mich wartend an.
"Ich wollte nicht, dass er aufhört und war enttäuscht, als er es getan hat. Fuck!" entfuhr es mir und ich legte einen Arm über mein Gesicht. Ich spürte wie mir jemand eine Hand auf die Schulter.
"Ich bin ehrlich mit dir Lukas. Ich glaube du empfindest was für Kyle." Wie von alleine schüttelte ich den Kopf.
"Wenn ich was für ihn empfinden würde, müsste das dann nicht immer da sein? Und nicht nur wenn wir uns näher kommen?" fragte ich leise nach, da das, was Tims sagte, unmöglich stimmen konnte. Aber Tim schüttelte den Kopf.
"Nicht unbedingt. Da du dich so krass dagegen wehrst, bemerkst du es wahrscheinlich nicht oder denkst das diese Gefühle einen anderen Ursprung haben. Ich denke du hast so ein typisches Herz oder Kopf Problem. Dein Kopf wehrt sich mit allem was er hat gegen den Gedanken, etwas für einen Jungen zu empfinden. Dabei ist es genau das was dein Herz will. Es ist deine Entscheidung, was du tust aber ich sage dir gleich, es ist keine gute Wahl sein Herz zu verleugnen, auch wenn es anfangs die einfachere Variante ist."

Herz oder Kopf?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt