Herz oder Kopf?

Kapitel 34

PoV Tim

Ich wachte auf weil mir kalt war. Vorsichtig rieb ich mir über die Augen und sah das Dustin wieder die ganze Decke für sich beansprucht hatte und jetzt total verknotet mit dieser auf der anderen Seite des Doppelbettes lag. Bei diesen Anblick musste ich lächeln und mir wurde warm ums Herz. Ich freute mich jeden Morgen neben Dustin aufzuwachen, denn dann wusste ich, das es nicht alles nur ein schöner Traum gewesen war. Rasch warf ich einen Blick auf mein Handy und stellte den Wecker aus, da es eh schon kurz vor sechs war und es hatte keinen Sinn mehr jetzt zu schlafen, da wir gleich zur Schule mussten.
Schnell verschwand ich im Bad und stieg unter die Dusche, aber nur kurz damit ich Dustin noch rechtzeitig wecken konnte. Er brauchte im Bad länger als eine Frau. Bei dem Gedanken schlich sich ein leichtes Lächeln auf mein Gesicht.
Ich stellte das Wasser aus und schlüpfte schnell in meine Klamotten.
Dustin lag immer noch in der Decke eingewickelt auf dem Bett und schlief. Vorsichtig setzte ich mich auf die Kante und schüttelte ihn sanft an der Schulter.
"Aufstehen, Baby." Ich war nicht so der Fan von Kosenamen, aber wusste das Dustin es mochte.
"Hey." Verschlafen lächelte Dustin mich an und zog meinen Kopf zu sich runter um seine Lippen kurz auf meine zu pressen.
"Gut geschlafen?" nuschelte ich gegen seine Lippen und er nickte.
"Dann steh mal auf." Ich grinste ihn an und verschwand in der Küche um Frühstück zu machen.

Mittlerweile standen wir händchenhaltend auf dem Schulhof und ignorierten die ganzen Blicke, die uns immer noch zugeworfen wurden.
"Hast du eigentlich die Hausaufgaben in Mathe?" fragte ich Dustin und spürte wie er erstarrte.
"Wir hatten Hausaufgaben?" (Ich jeden Morgen ._.)
Ich lachte kurz auf und suchte kurz mit den Augen den Schulhof ab.
Kyle und Lukas betraten ihn gerade und ich merkte sofort, dass etwas nicht stimmte.
Lukas ging ein gutes Stück hinter Kyle und hatte eine ziemlich grimmige Miene aufgesetzt. Selbst Kyle sah resigniert aus, was man bei ihm eher selten sah.
"Bild' ich mir das ein oder haben die keine gute Laune?" fragte Dustin und sah mich an.
"Ich glaube auch." Die beiden kamen bei uns an und Kyle zog erst mich, dann Dustin in eine kurze Umarmung. Lukas wandte einfach den Blick ab und sagte gar nichts.
In Religion saß ich zwischen Kyle und Lukas, da konnte ich sie fragen was los war. Dustin hatte stattdessen jetzt Englisch.
Der Gong beendete das unangenehme Schweigen und wir betraten das Gebäude.
"Bis gleich." sagte Dustin und ich drückte ihm kurz einen Kuss auf die Stirn, woraufhin sich seine Wangen rot färbten und er mich anlächelte.
"Kommst du jetzt?" fuhr Lukas mich an und ich verdrehte die Augen. Der war definitiv mit dem falschen Fuß aufgestanden. Aber das war ja nicht meine Schuld.
"Halt's Maul Lukas. Ich hab wenigstens jemanden der mich liebt." gab ich gereizt zurück und erst eine Sekunde später wurde mir klar, was ich da gesagt hatte. Lukas wurde blass und ich sah wie er stark schlucken musste.
"Tim!" Fassungslos sah Kyle mich an. Lukas stattdessen schnaufte nur und ging schnellen Schrittes den Gang runter.
"Das war echt ein Schlag unter der Gürtellinie." sagte Kyle und sah mich komisch an. Ich zuckte zusammen.
"Ich weiß. Das ist mir so raus gerutsch. Hab nicht nachgedacht." brachte ich hervor und schluckte. Ich hatte Schuldgefühle. Dieser Satz musste Lukas echt verletzt haben, immerhin vertraut er mir, was das ganze noch schlimmer machte.
"Wir suchen ihn nacher. Lass uns in den Unterricht gehen." Ich nickte und folgte Kyle in die Klasse.
"Wieso wart ihr beide eigentlich so komisch drauf?" Ich sah wie Kyle kurz den Blick senkte und sich auf die Unterlippe biss. Er schien zu überlegen was er mir sagen sollte.
"Ich weiß auch nicht genau. Wir sind heute morgen aufgestanden und sofort war es als wäre die Situation total angespannt. Wir haben kaum geredet. Sind uns den ganzen Morgen aus dem Weg gegangen."
"Ja aber warum? Habt ihr euch gestern gestritten oder was?" Kyle schüttelte den Kopf.
"Nein. Das ist aber jetzt eh nicht mehr von Bedeutung. Ich werde Lukas so gut helfen wie ich kann. Aber ich werde ihm nicht mehr zu nah kommen. Das ist für keinen von uns beiden gut." Ich riss ein Stück die Augen auf und erstarrte in der Bewegung. Kyle schien nicht bemerkt zu haben, dass Lukas was für ihn empfand. Und da Lukas es selber nicht wahr haben wollte, redeten die Beiden jetzt wahrscheinlich komplett aneinader vorbei. Empfand Kyle aber auch was für Lukas?
"Empfindest du was für Lukas?" fragte ich leise nach und ich sah wie Kyles Mundwinkel kurz zuckte.
"Ich weiß nicht. Kann sein. Aber ich habe eh beschlossen meinem Ex Paul noch ne Chance zu geben. Eigentich wollte der ja gestern vorbei kommen, aber ich denke das mit seiner Wohnung hat doch länger gedauert." Ich runzelte die Stirn. Lukas hatte diesen Paul schon mal erwähnt und obwohl ich ihn noch nie gesehe hatte, mochte ich ihn nicht. Er zerstörte das Bild von Kyle und Lukas, welches ich mir schon ausgemalt hatte. Ich war mir sicher das Kyle auch was für Lukas empfand. Nur waren beide sowohl zu dumm, als auch zu stur, um es zu bemerken.