Kapitel 12

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PoV Kyle

Ich wurde durch ein Poltern geweckt. Müde setzte ich mich auf und sah das Lukas aus dem Bett gefallen war und sich jetzt verwirrt um sah. Dann erblickte er mich und sprang auf.
"Warum bin ich hier?" fuhr er mich direkt an. Er schien zwar keinen Kater zu haben, aber erinnern konnte er sich auch nicht.
"Weil du gestern total besoffen auf ner Bank am Straßenrand saßt und ich dich dann mit genommen hab." nuschelte ich halb in mein Kissen.
Sollte er mich ruhig anschreien, ich war eh noch im Halbschlaf.
"Und wieso hast du mich nicht einfach nach Hause gebracht!?" keifte er und ich seufzte.
"Weil du meintest du wüsstest nicht wo du wohnst. Jetzt hör auf hier so dumm rumzuschreien und sei lieber dankbar, dass ich dich nicht auf die Straße geschubst habe, wie du es verdienst hättest. Die Haustür wirst du schon finden, jetzt lass mich verdammt nochmal schlafen!" knurrte ich und legte mir ein Kissen über den Kopf. Ohne auf die Uhr geguckt zu haben wusste ich dass es noch viel zu früh war. Sowas wusste man einfach als Langschläfer.
Ich hörte wie Lukas schnaufte und den Raum verließ. Kurz danach schlief ich wieder ein.

PoV Lukas

Ich verließ Kyles Zimmer und blickte mich zögernd um, bis ich eine Wendeltreppe fand die nach unten führte.
Mein erster Weg führte mich in die Küche, wo ich ein paar Schlucke Wasser aus dem Wasserhahn trank. Mein Blick schweifte zur Haustür. Ich konnte jetzt einfach gehen. Und ich sollte es auch tun.
Und hätte ich gewusst wie sehr diese scheinbar unwichtige Entscheidung mein Leben beeinflusst, hätte ich gründlicher drüber nachgedacht.
Ich seuftze und warf dem Kühlschrank einen Blick zu. Wenn ich jetzt einfach ging hätte ich Schuldgefühle. Immerhin hätte Kyle mich auch einfach da liegen lassen können. Hat er aber nicht.
Villeicht hat dich die Schwuchtel auch im Schlaf beobachtet!
Ich verdrehte die Augen. Und selbst wenn, was wäre schon dabei?
Während ich anfing den Tisch zu decken, ließ mich die Stimme nicht in Ruhe.
Wenn du jetzt Frühstück machst kommt das rüber als wärst du eine Frau, die versucht ihren One-Night-Stand bei sich zu behalten!
Ich presste die Lippen zusammen und ignorierte die Stimme, während ich den Schinken in kleine Stücke schnitt und anfing an zu braten. In der Zeit suchte ich nach Aufbackbrötchen oder Brot. Schnell wurde ich fündig und legte das Brot ebenfalls auf den Tisch.
Als das Frühstück fertig war, ging ich wieder hoch, um Kyle zu wecken. Irgendwie hatte die Stimme recht. Es war als würde ich versuchen noch Zeit mit Kyle zu verbringen. Aber das war lächerlich. Das einzige was ich wollte war, dass ich ihm nichts Schuldig war.
Kyle lag immer noch in seinem Bett auf dem Bauch und hatte beide Arme um ein Kissen geschlungen.
"Kyle! Steh auf!" Kyle brummte nur und drückte sein Gesicht ins Kissen. Ich verdrehte die Augen.
"Man, jetzt steh auf!" rief ich und riss ihm das Kissen weg. Böse sah er mich an, aber es lag auch Verwunderung in seinen Blick.
"Du bist noch da?" Ich nickte.
"Ganz offensichtlich, oder? Jetzt steh auf." Ohne ein weiteres Wort verließ ich sein Zimmer wieder und ging wie Selbstverständlich in die Küche, um das Ei fertig zu braten.
Gerade als ich es auf den Tisch stellte, sah ich Kyle im Türrahmen stehen und er sah mich an als hätte ich die Küche in die Luft gejagt.
"Was?" fragte ich und hob provokant eine Augenbraue. Kyle schüttelte nur den Kopf.
"Hab ich was verpasst?" Ich verdrehte die Augen und holte eine Flasche Saft aus dem Kühlschrank.
"Ich will nur nicht, dass du mir damit irgendwann ankommst und dann meinst ich würde dir was schulden oder so. Außerdem hab ich Hunger." Kyle schnaufte belustigt und setzte sich auf einen Stuhl. Ohne ein weiteres Wort schnappte er sich eine Scheibe Brot und fing an zu essen. Nach kurzem Zögern tat ich es ihm gleich. Das Essen verlief schweigend, was hatten wir uns schon groß zu erzählen?
Jetzt ahnte ich auch noch nicht dass in den nächsten Minuten etwas passieren würde, dass mein Leben komplett verändern sollte.
"Ach übrigens, erzähl Dustin nicht das ich hier war. Er macht sich dann nur unnötig Hoffnung."
"Als ob dich das kümmern würde."
"Tut es auch nicht. Dustin ist und bleibt ne Schwuchtel." Diese Worte verließen meinen Mund, bevor ich drüber nachdenken konnte. Die Konsequenz kam gleich danach. Kyle drückte mich wie damals auch mit dem Rücken gegen die Wand und hielt mit seinen Händen meine über meinem Kopf fest zusammen.
"Sag das nochmal!" knurrte Kyle. Er hatte sich zu mir runter gebeugt, sodass wir auf Augenhöhe waren.
Ich musste schlucken.
"Das ist mir so rausgesucht." brummte ich und war wieder mal frustriert, dass ich keinerlei Chance gegen Kyle hatte.
"Selbst wenn du es nicht gesagt hättest, hättest du es gedacht. Schämst du dich eigentlich nicht? Hast du mal daran gedacht wie sich Dustin fühlt? Weißt du eigentlich wie es sich anfühlt wenn für einen die Welt zusammenbricht? Genau das hast du nämlich verursacht." Wieder musste ich schlucken. Er hatte recht, ich hatte nicht eine Sekunde an Dustin gedacht, sondern nur daran was für mich am besten war.
"Nein. Weiß ich nicht. Jetzt lass mich los." Er tat es nicht. Ich hatte sogar das Gefühl dass er noch fester zudrückte.
Er beugte sich noch weiter vor, sodass ich seinen Atem an meinem Ohr und Nacken spürte und sofort spannte sich mein Körper an.
"Du bist so ein Arschloch." Als nächstes spürte ich wie Kyle seine Lippen in meinen Nacken legte.

Herz oder Kopf?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt