Kapitel 28

9.8K 570 42
                                    

Doppel-update weil wegen Langeweile xD

PoV Kyle

Beim Frühstück war Lukas total angespannt und kaute ewig auf einem Stück Brot herum.
Es war nicht zu übersehen wie nervös er war und er warf der Uhr immer wieder komische Blicke zu, als wollte er erreichen, dass die Zeit stehen bleiben würde.
"Kommst du Lukas?" rief ich kurz später aus dem Flur und Lukas lief schweigend an mir vorbei aus dem Haus.
"Wie viele Stunden hast du heute?" fragte ich Lukas während wir zur Schule gingen.
"Sieben." Ich nickte.
"Ich hab sechs. Kommst du dann zu mir? Du musst klingeln, ich geb dir aber nachher einen Schlüssel." Diesmal nickte Lukas, sah aber unzufrieden aus.
"Was ist?"
Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber kurz danach wieder und zögerte.
"Es ist so, ich fühl' mich schlecht. Immerhin wollte ich dich verprügeln und so und jetzt das?" Er schüttelte den Kopf.
"Wenn ich mich recht erinnere, hab ich dir mehr weh getan, als du mir." Lukas lachte leise auf.
"Das stimmt."
Wir waren an der Schule angekommen und ich sah Dustin und Tim schon von weitem rummachen und schüttelte belustigt den Kopf.
"Also da muss man nicht Homophob sein um das eklig zu finden. Die fressen sich ja gegenseitig." brachte Lukas hervor und verzog das Gesicht, während wir auf sie zugingen.
"Wer frisst hier eigentlich wen?" fragte ich beiläufig, als ich mich neben die beiden stellte, die mich noch nicht bemerkt hatten.
Sofort lösten sie sich voneinander und Dustin wurde rot. Lukas stand noch ein wenig abseits und schien nicht zu wissen was er tun sollte.
"Hey Lukas." kam es zögerlich von Dustin und er lächelte leicht. Auch Lukas lächelte, aber man sah deutlich das es gezwungen war und er sich unbehaglich fühlte.
"Sollen wir schon mal rein gehen?" fragte Tim in die unangenehme Stille und wir nickten. Lukas ging hinter uns her, wie ein Hund und sprach kein Wort. In der ersten Stunde hatten wir aber zusammen Spanisch.
Schweigend setzten wir uns nebeneinander. Ich konnte den stechenden Blick von Jack im Rücken förmlich spüren, ignorierte ihn aber. Ebenso wie Lukas. Dann betrat unsere Lehrerin den Raum.
"¡Hola! ¿Todo bien?" fragte sie in die Klasse und der Unterricht began.
Ich schrieb alles mit und versuchte mich zu konzentrieren aber immer wieder fiel mein Blick zur Seite, wo Lukas angestrengt in sein Buch schaute. Er tat mir leid. Die Situation war sicher nicht leicht für ihn.

Als ich am Ende des Schultages Richtung Heimat ging, bekam ich ein ungutes Gefühl im Magen. Warum wusste ich nicht. Aber sowas hatte ich schonmal. Meistens kam meine Mutter dann mit Ärger von der Arbeit nach Hause oder ähnliches.
Zuhause angekommen schloss ich die Tür auf und schmiss meine Tasche in eine Ecke. Die brauchte ich heute noch, fürs Boxen.
Die nächste halbe Stunde verbrachte ich damit den Ersatzschlüssel für die Haustür zu suchen, als es plötzlich klingelte. Verwirrt sah ich auf die Uhr. Lukas müsste noch im Unterricht sitzen.
Ich öffnet die Tür und hatte das Gefühl das mein Herz kurz stehen blieb. Sofort wollte ich die Tür wieder schließen, aber er hatte schon einen Fuß zwischen gestellt.
"Kyle bitte. Lass mich rein." hörte ich seine tiefe Stimme durch die Tür und ich schloss die Augen.
"Was willst du Paul?" brachte ich hervor. Paul. Der Sohn vom ehmaligen Chef meiner Mutter. So hatten wir uns kennengelernt. Er war mein erster richtiger Freund gewesen. An unserem ersten Jahrestag hatte ich ihm meine Jungfräulichkeit geschenkt. Kurz vor dem zweiten hatte er mit mir Schluss gemacht. Wegen einer Frau.
"Komm schon Kyle. Lass uns reden. Bitte." Zögerlich schritt ich von der Tür weg und Paul schlug sie auf. Da stand er nun. Keinen Meter von mir entfernt. Der Typ der mir vor etwas über einem halben Jahr mein Herz gebrochen hatte.
"Hey." sagte er nun nur noch. Ich sah ihn an. Er hatte sich nicht verändert. Er war genauso groß wie ich, sogar ein paar Zentimeter größer und da er seid er vierzehn war Krafttraining machte, war er noch kräftiger als ich. Mit seinen blonden Haare und hellblauen Augen hatte er schon immer für Aufmerksamkeit gesorgt.
"Was willst du hier?" kam es diesmal ein wenig selbstsicherer von mir.
Paul schloss die Tür hinter sich und musterte mich von oben bis unten.
"Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Ich hab dich, den ich wirklich geliebt habe und es auch immer noch tue, fallen lassen wegen einer dummen Affäre." Ich musste schlucken.
"Und fällt dir nach fast sieben Monaten ein?" fragte ich leise und lehnte mich an die Wand.
"Bis vor einem Monat war ich noch mit Katy zusammen, aber ich hab gemerkt das etwas fehlt. Und als ich dann mit ihr Schluss gemacht hatte waren du und deine Mum schon weg. Wäre deine Mum nicht in Berlin gewesen, wüsste ich jetzt noch nicht wo du bist. Letzte Woche hab ich meine Abiprüfungen geschrieben und wollte dich jetzt besuchen." Ich nickte nur. Ich wusste nicht was ich sagen sollte.
"Kyle es tut mir so leid. Ich liebe dich." Er sah mir in die Augen und die Trauer in seinen Augen war unmöglich gespielt. Aber ich wusste nicht, ob ich ihm vertrauen konnte. Oder ob ich überhaupt noch etwas für ihn empfand. Ich hatte immer alles verdrängt was mit Paul zu tun hatte.
"Ich weiß nicht was ich sagen soll, Paul. Immerhin hast du mich verlassen. Für eine Frau. Kannst du dir vorstellen, wie ich mich gefühlt habe?" Betreten nickte Paul. Dann sah er mich eindringlich an.
"Ich erwarte nicht, dass du mir sofort vergibst oder dich mir an den Hals wirfst. Aber ich bitte dich, gib mir die Chance zu beweisen, dass ich dich liebe. Ich möchte dich zurück." Ich musste den dicken Kloß in meinem Hals herunter schlucken. Normalerweise war ich ein Typ der jedem eine zweite Chance gab. Aber war das hier wirklich das Richtige?
Paul unterbrach meine Gedanken indem er mit seinen Fingerspitzen sanft über meine Wangenknochen strich und ich schloss kurz die Augen. Seine Berührungen waren mir so vertraut, er wusste genau was ich mochte und was nicht.
"Ich vermisse dich." hörte ich Paul flüstern. Dann spürte ich wie er seine Stirn gegen meine lehnte. Ich wusste er würde mich nicht küssen, aber trotzdem genoss ich es irgendwie. Seine Nähe war einfach vertraut und ich bekam seinen Atem ins Gesicht.
"Bekomm' ich meine zweite Chance, Kyle?" Es war gemein von ihm das zu fragen, wo ich gerade ein wenig durch den Wind war. Dennoch wusste ich nicht was ich antworten sollte. Glücklicherweise rettete mich das Klingeln aus dieser Situation und ich drückte Paul von mir um die Tür zu öffnen.

Herz oder Kopf?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt