Kapitel 37 // Lesenacht 3

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PoV Kyle

"Ich bin mir sicher, dass alles gut wird." sagte Paul und strich mir über den Rücken. Ich nickte nur und ließ den Kopf an seiner Schulter liegen. Immerhin wollte ich ihm noch eine Chance geben. Aber es fehlte einfach das Kribbeln. Das Verlangen die Person bei sich zu haben. Vielleicht kam das ja noch, immerhin hatte ich Paul einmal geliebt. Dann konnte ich das auch sicher ein zweites Mal.
"Und wenn sich die ganze Situationn beruhigt hat, lade ich zum Essen bei mir ein, okay?" Ich musste lächeln.
"Hört sich gut an." Paul war ein verdammt guter Koch. Ich hatte sein Essen schon immer geliebt.
Paul und ich redeten noch eine Weile weiter und ich vergass völlig die Zeit, bis ein deutlich angepisster Lukas den Raum betrat.
"Ist ja schön, dass du Spaß hast Kyle. Guck mal auf die Uhr. Ich hab Tim dann eben alleine abgeholt, Arschloch." Mit einem lauten Knall zog Lukas die Tür hinter sich zu. Erschrocken sah ich auf die Uhr. Es war tatsächlich schon drei. Vor eine halben Stunden sollten wir im Krankenhaus sein. Schuldgefühle überkamen mich.
"Fuck." flüsterte ich und vegrub mein Gesicht in meinen Händen. Paul legte mir eine Hand auf die Schulter.
"Sei nicht sauer Paul, aber könntest du jetzt gehen?" Kurz sah ich Enttäuschung in seinen Augen aufblitzen, aber dann lächelte er und stand auf.
"Natürlich. Wie wäre es wenn wir uns morgen treffen?" fragte Paul, als wir gerade durchs Wohnzimmer gingen und ich hatte das Gefühl, dass er das absichtlich machte, da Lukas im Sessel saß und las. Daneben, auf der Couch lag Tim und hatte die Augen geschlossen.
"Können wir machen." stimmte ich leise zu und Paul drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Dann schloss er die Haustür und ich trat zögerlich ins Wohnzimmer. Als ich gerade zum Sprechen ansetzte, legte Lukas sein Buch weg und musterte mich so, dass sich mein Mund direkt wieder schloss. Als Lukas rausgefunden hatte dass ich schwul war, hatte er mich verachtend angesehen. Aber die Art und Weise wie er mich jetzt ansah, jagte mir einen unangenehemen Schauer über den Rücken.
"Ich bin auf hundertachtzig Kyle. Ein Wort, nur ein einziges Wort jetzt und ich raste aus." Er sagte das ohne jegliche Gefühlsregung. Nicht mal wütend. Einfach nur gleichgülig.
"Streitet wo anders." vernahm ich Tims schwache Stimme. Ich kniete mich neben die Couch.
"Wie gehts dir?" fragte ich besorgt und er schnaufte.
"Scheiße. Sie haben mich nicht zu ihm gelassen und dann ausgeknockt. Dann hat Lukas mich abgeholt. Könntet ihr zwei jetzt bitte reden, ich will mir das jetzt nicht Tagelang anhören müssen. Aber nicht hier." Lukas verdrehte die Augen.
"Tim du weißt nicht was-" Tim unterbrach ihn.
"Lukas bitte. Das Letzte was wir brauchen können, ist das ihr euch an die Kehle geht." Ich sah Lukas an, welcher mich mit seinen Blicken zu erdolchen versuchte. Dann seufzte er.
Er ging vor in mein Zimmer und zögerlich folgte ich ihm. Leise schloss ich die Tür.
"Wieso bist du jetzt so sauer?" fragte ich und offenbar war das genau das Falsche. In Lukas Augen flammte Wut auf.
"Das. Ist. Nicht. Dein. Ernst. Willst du mich verarschen? Dein Prinz Charming ruft und du springst! Du vergisst einfach Tim und hast sicher auch keinen Gedanken an Dustin verschwendest! Ich kann diesen Typ nicht sehen und dann verhältst du dich auch noch wie so ein Arschloch." Schuldbewusst sah ich ihn an. Er hatte ja schon recht. Ich hatte es einfach komplett vergessen. Aber das erklärte nicht, dass er mir fast an den Hals sprang. Da musste noch mehr sein.
"Das ist nicht alles oder? Da ist noch mehr, sonst würdest du nicht so ausrasten?" Lukas schnaufte und verzog das Gesicht.
"Reicht das etwa nicht?" Seine ausweichende Antwort bestärkte meine Vermutung noch mehr.
"Wäre ich jetzt mit jemand anderen hier oben gewesen, wäre das dann genauso schlimm? Oder liegt einfach an Paul?" Lukas fluchte leise vor sich hin.
"Vielleicht. Ich meine, unsere Freunde sind im Krankenhaus und du machst hier oben mit deinem Ex sonst was." knurrte er und ich musste grinsen als ich etwas in seinen Augen sah, was er versuchte zu verbergen, aber dennoch hatte ich es kurz gesehen. Ein grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus und ich machte einen Schritt auf Lukas zu, der mich wachsam musterte.
"Bist du etwa eifersüchtig?" Ich hörte wie sein Atem kurz stockte, bevor er einen Schritt auswisch und mich wütend ansah.
"Das hättest du wohl gerne! Du kannst mich mal Kyle!" Er drückte sich an mir vorbei und verschwand aus dem Raum.

PoV Lukas

Die Wut ließ meine Hände zittern. Ja verdammt und wie eifersüchtig ich bei dem Gedanken und Kyle und Paul wurde. Aber das sollte er nicht wissen. Und ich wollte das nicht fühlen! Es machte alles kaputt, verdammt! Mein Leben war beschissen gewesen als Kyle noch nicht hier gewohnt hatte, aber wenigstes hatte ich nie dieses Stechen in der Brust gehabt. Das war viel schlimmer, als alles was meine Eltern oder Mike mir antun konnten.
"Hab ihr alles geklärt?" fragte Tim als ich ins Wohnzimmer stürzte.
"Lass mich in Ruhe." fauchte ich ihn an. Mir war klar, dass Tim nicht schuldig an war an der Situation, aber im Moment war mir das egal.
In der Küche öffnete ich den Kühlschrank und sofort fiel mir eine halbe Flasche Korn ins Auge. Warum nicht? Ich griff nach der Flasche und zog im Flur meine Schuhe an. Dann verließ ich das Haus. Während ich mich im Park niederließ trank ich innerhalb weniger Minuten die Flasche leer und spürte den Alkohol schon. Einige Leute warfen mir wütende Blicke zu, aber ich ignorierte sie. Gerne hätte ich noch mehr getrunken. Zigaretten hatte ich auch keine mehr. Ich seufzte als ich spürte wie sich jemand neben mich setze. In der Annahm es wäre Kyle fuhr ich wütend herum, aber stattdessen sah ich in Raiders kalte blaue Augen. Eigentlich rechnete mein benebeltes Hirn damit, dass er mich jetzt verprügeln würde. Aber ich täuschte mich. Er hielt mir eine Zigarrete hin.
"Die scheinst du zu brauchen." Ich nickte und steckte mir die Zigarrete in den Mund. Raider lachte bitter.
"Wir haben gewettet wie lange du es mit ihnen aushälst. Ich hab wohl jetzt zehn Euro verloren. Ich dachte du hältst länger aus, bis zu wieder zur Flasche greifst."

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