Kapitel 27

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PoV Lukas

Der restliche Tag verlief relativ ruhig. Wir aßen zusammen mit Kyles Mutter am Abend und man konnte sich gut mit ihr unterhalten. Innerhalb weniger Minuten erkannte man, dass Kyle seine aufgeweckte Art von ihr hatte.
Jetzt lag ich auf der Couch und starrte die Decke an. Wie sollte ich mich morgen in der Schule verhalten? Bei Dustin, Kyle und Tim bleiben? Und dann womöglich auch als schwul abgestempelt zu werden?
Oder doch zu Raider, Robin und Jack gehen? Unruhig drehte ich mich hin und her, ich war einfach zu nervös umd still liegen zu bleiben.
"Worüber denkst du nach?" ertönte plötzlich Kyles Stimme in der Dunkelheit und ich zuckte zusammen.
"Hab ich dich geweckt?" fragte ich ohne auf seine Frage zu antworten.
"Nein. Ich kann nicht schlafen." Ich drehte mich so das ich zu Kyles Bett sehen konnte. Auch er lag auf der Seite sodass wir uns jetzt ansehen konnten, da ein kleiner Lichtstrahl durch die Zimmertür fiel.
"Ich auch nicht." gab ich zu.
"Du denkst über morgen nach, oder?" Ich nickte.
"Du kannst machen was du willst Lukas. Aber es wäre halt empfehlenswert bei uns zu bleiben. Aber wir wollen dich zu nichts zwingen. Das muss von dir aus kommen." Ich schloss kurz die Augen. Was würden alle wohl denken? Alle würden tratschen, keine Frage.
"Ich hab ein bisschen Angst." gab ich leise zu und ich sah wie sich auf Kyles Gesicht ein sanftes Lächeln ausbreitete.
"Das brauchst du nicht." Seine Stimme klang so weich und ruhig, dass ich unwillkürlich auch lächeln musste.
"Du wirst das schon schaffen."
"Ich hab es nicht verdient das ihr alle so nett zu mir seid. Vor allem nicht Dustin." Bei seinem Namen zog sich meine Brust zusammen. Ich hoffte eines Tages würde unsere Freundschaft wieder so sein wie vorher.
"Jeder hat eine zweite Chance verdient." Ich schnaufte und kniff die Augen zusammen in denen sich langsam Tränen bildeten. Aber ich wollte auf keinen Fall vor Kyle weinen. Er sollte nicht sehen das ich schwach werde.
Leider schien er es zu bemerken, denn er stand auf und kniete sich neben die Couch.
"Ist schon okay Lukas. Du darfst weinen. Das ist normal." Ich schüttelte den Kopf, aber es liefen schon die ersten Tränen über meine Wange. Ein schlunzen entwich meiner Kehle.
"Ich bin hier." flüsterte Kyle und griff nach einer meiner Hände.
Daraufhin fing ich richtig an zu weinen und Kyle zog mich an seine Schulter, an der ich mein Gesicht vergrub, um möglichst leise zu weinen. Nebenbei bemerkte ich noch das Kyle kein Oberteil an hatte.
Während ich mich an seiner Schulter ausheulte, strich er mit einer Hand über meinen Rücken, die Andere hielt er immer noch fest.
Nach einer Weile trockneten meine Tränen, aber erschöpft ließ ich meinen Kopf auf Kyles Schulter liegen. Es war als hätte diese Heulattacke meine letzte Kraft beansprucht. Benebelt bekam ich noch mit, wie ich hochgehoben und auf etwas weichem abgelegt wurde. Dann fiel ich endlich in einen traumlosen Schlaf.

Ich wurde dadurch wach, das jemand offenbar das Radio etwas zu laut aufgedreht hatte. Im ersten Moment wusste ich nicht wo ich war und wollte noch nicht die Augen öffnen.
Die Musik aus dem Radio lief immer noch. Es dauert eine Weile bis ich bemerkte, dass es sich um einen Wecker handelte, also öffnete ich seufzend die Augen und schaltete das Mini-Radio auf dem Nachttisch aus. Dann fiel mein Blick auf die andere Seite des Bettes und ich zuckte zusammen. Kyle lag dort und schlief immer noch tief und fest. Schlagartig wusste ich alles wieder. Ich hatte gestern abend angefangen zu heulen und offenbar hatte Kyle mich dann ins Bett getragen. Verdammt, was wenn seine Mutter reingekommen war? Und uns beide in dem Bett gesehen hatte?
Langsam schlich ich um das Bett herum. Ich wollte Kyle wenigstens aufwecken.
"Hey Kyle! Aufstehen!" Ich schüttelte ihn ein bisschen an seiner Schulter und er fing an zu brummen.
"Ich will nicht." Unwillkürlich musste ich lächeln. Das sah einfach zu süß aus.
Nachdem sich dieser Gedanke in meinem Kopf zusammen gesetzt hatte, zuckte ich zusammen.
Kyle sah ganz bestimmt nicht süß aus!
"Steh auf jetzt!" versuchte ich es nochmal und zog ihm die Decke weg. Dabei fiel mein Blick auf seinen Oberkörper. Er war wirklich sehr gut gebaut.
"Mach ein Foto, hält länger." kam es von einem verschlafenen Kyle und ich wandte sofort den Blick ab. Widerwillig färbten sich meine Wangen rot.
Ich hörte Kyles leises lachen, als er vom Bett aufstand und sich vor mich stellte.
Seine Nähe sorgte dafür, dass sich auf meinem Körper eine Gänsehaut ausbreitete, obwohl ich mich normalerweise anspannte.
"Wie lange willst du dir eigentlich noch einreden, dass du dich nicht vom selben Geschlecht angezogen fühlst?" grinste Kyle mich an und sofort verzog ich das Gesicht.
"Da gibt es nichts zum einreden! Sei nicht so arrogant!" fuhr ich Kyle an und machte mich auf den Weg nach unten. Dabei überhörte ich die leise, kaum vernehmbare Stimme in meinem Kopf, die Lügner flüsterte.

Herz oder Kopf?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt