Kapitel 23

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PoV Lukas

Als ich aufwachte brummte mein Kopf und ich presste fest die Augen zusammen, bevor ich mich zur Seite drehte und mich zwang sie zu öffnen. Ich erkannte Tims Gästezimmer auf den ersten Blick. Das Letzte was ich von gestern wusste war, wie ich Tim und Dustin knutschend gefunden hatte und mich dann im Garten besoffen hatte. Hatte Tim mich ins Bett gebracht? Nach dieser Aktion von mir?
Ich rieb mir ein paar mal über die Augen, bevor ich mich auf den Weg nach unten machte. Schon auf der Treppe konnte man das Gelächter von drei Personen hören. Also war Kyle auch noch hier.
"Dafür wirst du mich morgen hassen." Ich kniff die Augen zusammen. Hatte das gestern jemand zu mir gesagt? Vielleicht kamen ja nach einiger Zeit noch ein paar Erinnerungen. Andererseits, was sollte schon großartig passiert sein?
In der Küche angekommen verstummten alle drei schlagartig. Dustin saß auf Tims Schoß und Kyle aß gerade ein Brötchen.
"Euch auch einen guten Morgen." gab ich sarkastisch zurück und setzte mich auf den freien Stuhl neben Kyle. Dieser sah mich prüfend an und ich hob eine Augenbraue. Wieso starrte der mich den jetzt so an?
Ich wagte einen Blick in seine Augen. Seine hellgrünen Augen.
Die hatte ich doch schon mal so nah gesehen? Oder bildete ich mir das jetzt nur ein? Dann brasselte alles auf einmal auf mich ein.
Ich, wie ich Kyle an mich zog und seine Lippen auf meine presste. Wie er über mir lag und seine Zunge in meinem Mund. Wie ich wegen ihm stöhnte.
Und ich konnte nicht mal sauer auf ihn sein. Er hatte versucht mich auzuhalten.
Ich musste schlucken und wandte den Blick ab und auch Kyle sah weg und widmete sich wieder seinem Frühstück.
"Alles klar bei euch?" Tim hob eine Augenbraue.
"Was soll den sein?" nuschelte Kyle mit vollem Mund. Mit einem Mund der gestern noch auf meinem lag. Ich sprang von meinem Stuhl auf.
"Ich glaub mir ist schlecht." Mit diesen Worten verschwand ich ins Bad.

PoV Kyle

Ein wenig betrübt sah ich Lukas hinterher. Aber eigentlich hatte ich nichts falsch gemacht, er hatte immerhin mich geküsst, nicht andersrum. Der Fehler lag wahrscheinlich in meiner Reaktion. Als Lukas Lippen auf meinen lagen hatte mein Verstand sich in Luft aufgelöst. Ich hatte schon den ein oder anderen Jungen geküsst, aber noch nie hatte ich so sehr die Kontrolle verloren. Nicht mal bei meinem letzten Freund, Paul.
Ich räusperte mich und stopfte mir den letzten Rest Brötchen in den Mund. Dann sah ich auf und erblickte die verwirrten Gesichter von Tim und Dustin.
"Okay, was ist gestern bei euch passiert? So komisch benehmt ihr euch doch sonst nicht." War ja klar dass ihnen was auffällt. Es musste schnell eine Ausrede her! Oder eine Ablenkung!
"Wusstet ihr, dass Lukas Eltern ihn schlagen?" fragte ich stattdessen leise. Tim nickte leicht, aber Dustin sah schockiert aus.
"Erzählt mir hier eigentlich noch irgendeiner was?" fragte er dann verärgert und funkelte mich und Tim böse an.
"Sorry, Baby." flüsterte Tim und drückte ihm einen Kuss in den Nacken. Man konnte fast sehen, dass Dustin sich sofort entspannte. Die beiden waren wirklich süß anzusehen.
"Lukas hat mir das gestern im Suff erzählt. Ich schätze, dass ist ihm jetzt ein wenig unangenehm." Ich zuckte mit den Schultern.
"Was hab' ich dir im Suff erzählt?" ertönte Lukas Stimme hinter mir und er sah mich wachsam an.
"Das mit deinen Eltern." gab ich seufzend zu. Einerseits sah ich Erleichterung in seinen Augen, wahrscheinlich weil ich nichts wegen dem Kuss gesagt hatte, andererseits sah er auch wütend aus.
"Verdammt dass sollte niemand wissen! Du hast es ausgenutzt, dass ich besoffen war!" fuhr er mich an und ich wusste, dass der letzte Satz auch auf den Kuss bezogen war.
"Das ist nicht wahr. Du hast damit angefangen, nicht ich!" gab ich ebenfalls so zurück dass man es auf beide Situationen beziehen konnte. Lukas verzog verächtlich das Gesicht und funkelte mich an.
"Wieso hast du mir das nie gesagt Lukas?" fragte Dustin ihn leise und entgegen meiner Erwartung wurde Lukas Blick ein wenig weich.
"Ich wollte dich nicht damit belasten." flüsterte er dann und senkte den Kopf. Dustin biss sich auf die Lippe und stand dann vorsichtig von Tims Schoß auf. Zögerlich stellte er sich vor Lukas und nahm ihn in den Arm. Dieser verkrampfte sich kurz. Tim hob die Augenbrauen und sah sich, wie ich auch, das Geschehen wachsam an. Erst reagierte Lukas nicht, nach einiger Zeit konnte man aber fast sehen, wie seine Mauern brachen und er legte seine Arme ebenfalls um Dustin.
"Es tut mir so leid Dustin. Fuck, ich will nicht wie meine Eltern sein." brachte er dann hervor. Dustin fuhr mit seiner Hand auf Lukas Rücken rauf und runter, um ihn zu beruhigen.
"Ist schon okay, Lukas. Ich hab dich vermisst." nuschelte Dustin. Lukas zögerte kurz. Offenbar wollte er sich etwas öffnen, aber es fiel ihm schwer. Was auch verständlich war, wir konnten froh sein, dass er überhaupt mit uns redete.
"Ich dich auch." Lukas und Dustin ließen sich los und Dustin ließ sich wieder auf Tims Schoß fallen. Lukas setzte sich wieder auf seinen Platz neben mich. Ich schob mit einer Hand mein Glas Wasser zu ihm hin und er sah mich an. In seinen Augen konnte man sehen, wie verletztlich er gerade war und das tat mir selber weh, aus welchen Gründen auch immer.
"Wenn wir dir helfen sollen Lukas-", fing Tim an.
"-dann musst du uns sagen was genau bei dir abgeht." Lukas nahm sich das Glas Wasse und trank es leer. Dann fing er an.

Herz oder Kopf?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt