Kapitel 6

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PoV Lukas

Während er beiden Kunststunden ließ ich diesen Kyle kaum aus den Augen.
Noch so einer an unserer Schule. Na super.
Das ist wie eine Seuche!
Ich schüttelte den Kopf und lehnte mich in meinem Stuhl nach hinten. Einmal wanderte mein Blick wie von selbst zu Dustin. Er war in seine Zeichnung vertieft und bemerkte nicht wie ich ihn anstarrte. Wie immer wenn er zeichnete, was er wirklich gut konnte, biss er sich auf die Unterlippe und hatte die Stirn gerunzelt. Früher hatte ich ihm beim zeichnen oft zugesehen.

Flashback

"Jetzt zeig doch mal!" Lachend riss ich Dustin das Blatt aus der Hand und hielt seinen Kopf im Schwitzkasten, während ich mir die Zeichnung ansah.
"Krass. Wusste gar nicht das du so geil zeichnen kannst." kam es erstaunt von mir. Dustin hatte mich gezeichnet und zwar so gut das man es auf Entfernung glatt für ein Foto halten könnte.
"Boar Lukas. Gib das wieder her." Dustin löste sich von mir und riss mir das Blatt aus der Hand.
"Keine Ahnung was du hast. Sieht doch voll gut aus. Und die Zeichnung ist auch nicht schlecht." grinste ich und Dustin verdrehte die Augen.
"Dein Ego hätte ich gerne." Wir fingen an zu lachen.

Flashback ende

Ich hatte das Bild behalten. Es hatte immer einen Ehrenplatz gehabt an meiner Pinnwand. Selber zeichnen konnte ich nicht, deshalb wusste meine Mum das es nicht von mir war sondern von Dustin. Nachdem raus kam dass Dustin ne Schwuchtel war hatte sie es zerissen.

Flashback

"Lukas!" schrie meine Mutter kaum das sie die Tür geschlossen hatte. Ich verdrehte die Augen und ging runter ins Wohnzimmer. Dort stand meine Mutter und sah mich wütend an.
"Wusstest du es!?" keifte sie und kam auf mich zu. Ich runzelte die Stirn.
"Wusste ich was?" gab ich gernervt von mir.
"Das dein 'toller Freund' Dustin eine ekelhafte Schwuchtel ist!" Ich zuckte zusammen und machte einen Schritt zurück.
"Was?" stieß ich hervor.
"Du hast mich schon verstanden! Wusstest du es!?" kreischte sie und ich schüttelte nur den Kopf. Ich sah es nicht kommen. Plötzlich spürte ich nur noch wie mir Blut in eine Wange schoss und sich kurz Schmerz in meinem Gesicht ausbreitete.
"Lüg mich nicht an! Bestimmt bist du auch so eine Missgeburt!" schrie sie mich an und langsam wurde ich wütend.
"Bin ich nicht!" brüllte ich zurück.
"Ich wusste es nicht! Wenn es wirklich so ist, dann wars das mit unserer Freundschaft. Ich will keinen Schwuchtel als Freund!"
"Das sagst du doch jetzt nur so!" ging jetzt auch noch mein Vater auf mich los. Das stimmte zwar aber dass konnte ich nicht sagen. Dann würde ich noch mehr Schläge kassieren. Bevor ich allerdings noch was sagen konnte hatte auch schon er ausgeholt und mit ins Gesicht geschlagen. Diesmal spürte ich wie Blut aus meiner Nase ran. Dann packte er mich am Oberarm und zog mich hinter sich her Richtung Keller. Er riss die Kellertür auf und schmiss mich in dem Raum.
"Jetzt kannst du in ruhe drüber nachdenken was richtig ist und was nicht." gab er kalt von sich. Den Rest der Nacht verbrachte ich zitternd und mit blutender Nase im kalten, nassen Keller. Ich hatte Ansgt. Und ich war feige. Ich hatte nichts gegen Schwule. Aber trotzdem verprügelt ich sie, beleidigte sie, alles nur um selber nicht von meinem Eltern geschlagen zu werden. Und nach einiger Zeit setzte sich diese nervige Stimme in meinem Kopf fest, die immerzu schrie wie falsch Schwuchtel sind.

Flashback ende

Ruckartig stand ich auf, sodass der Stuhl umfiel und mich alle ansahen. Ich griff nach meiner Tasche und verließ den Klassenraum. Keiner sagte etwas dagegen.
Draußen setzte ich mich auf eine Bank und steckte mir eine Zigarette in den Mund. Es war schlimm. Ich wollte so gerne mit Dustin befreundet sein aber gleichzeitig schrie mich eine Stimme immer an wie falsch das war und wenn er mir nur zu nah kam, spannte sich mein Körper automatisch an, obwohl ich nie was gegen Dustins Berührungen gehabt hatte. Ich zog einmal kräftig an der Zigarette und blies den Rauch aus.
"So eine scheiße." murmelte ich.
"Ey man, bist du auch rausgeflogen?" Robin kam auf mich zu und setzt sich neben mich.
"Ne. Bin einfach gegangen." Robin lachte.
"So kennt man dich." Ich brummte nur.
"Alles klar, alter?" Ein nicken meinerseits.
"Wenn es gleich klingelt sollen wir beide uns dann mal den Neuen schnappen?"
"Kyle." kam es prompt von mir.
"Er ist in meinem Kunstkurs. Er heißt Kyle. Und hat vor der ganzen Klasse zugegeben schwul zu sein." Robin verzog das Gesicht.
"Noch so eine Schwuchtel. Das ist ja wie eine Krankheit. Ekelhaft." Er schüttelte den Kopf.
"Dann sollten wir ihn uns erst recht vornehmen. Ihn mal zeigen wo's lang geht, wenn man ne ekelhafte Missgeburt ist." Passend, als wollte das Schicksal seine Aussage unterstreichen, ertönte der Gong. Ich schmiss die halb verglühte Kippe auf den Boden und trat einmal kurz drauf.
"Da sind sie." sagte Robin. Kyle und Dustin gingen gerade zusammen zum Männerklo. Robin und ich folgten ihnen. Auf der Toilette war noch ein siebtklässler, den Robin an der Tasche packte und nach draußen beförderte.
Dustin, der gerade aus einer der Kabinen trat wurde sofort Blass als er uns sah, aber bevor er etwas sagen konnte, hatte Robin ihn schon gepackt und drückte ihm eine Hand auf den Mund. Dustins ängstlicher Blick lag auf mir. Ich wandte den Kopf ab. Da öffnet sich die Kabine und Kyle trat heraus.

Herz oder Kopf?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt