Kapitel 24

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Kurze Info vorab, da ich von Mittwoch bis Samstag nicht da bin, weiß ich nicht ob ich hochladen kann, deshalb heute Abend nochmal sowas wie eine 'kleine Lesenacht' :) Zwei, drei Kapitel oder so, kann aber keine feste Zeit geben.

PoV Lukas

"Scheiße. Ich hab da noch nie so drüber geredet." Ich fuhr mir mit der Hand durchs Gesicht und seuftze. Die drei sahen mich an und warteten. Ihnen war wohl klar, dass ich etwas Zeit brauchte und diese gaben sie mir auch. Nachdem ich mich kurz gesammelt hatte fing ich an.
"Okay. Am besten fangen wir bei dir an." Ich sah Dustin an und dieser zuckte kurz zusammen.
"An dem Tag als meine Eltern rausgefunden haben, dass du...schwul bist haben sie mich angeschrien und mein Vater hat mich geschlagen. Aber das war nichts neues. Sie suchten ständig dafür einen Grund, angeblich bin ich ja die Schande der Familie. Sie warfen mir vor auch Schwul zu sein. Da bin ich dann ausgerastet, warum auch immer. Ich hatte nichts gegen Schwule." Ich verstummte kurz und sah sie an. Wir alle drei warfen mir nähmlich erstaunte Blicke zu.
"Guckt mich nicht so dumm an. Ja ich hab Schwule verprügelt, aber das eher daher, dass ich wusste, dass meine Eltern sie hassten. Dumm wie ich war, hatte ich immernoch die Hoffnung von ihnen irgendwie akzeptiert zu werden. Aber falsch gedacht. Es ging ihnen am Arsch vorbei. Nachdem sie mir dann vorgeworfen haben, dass ich auch schwul bin, kam ich dann das erste Mal in den Keller. Die ganze Nacht haben sie mich da unten gelassen. Haben anscheinend gefallen dran gefunden. Es vergeht keine Woche, wo ich nicht einmal meine Zeit im Keller verbringe, mindestens. Aber immer irgendwie mit der Begründung, dass schwul sein falsch ist. Nach ein paar Mal im Keller hatte sich der Satz in meine Kopf festgesetzt, hab angefangen wirklich dran zu glauben. Und naja diese 'Stimme' hab ich bis heute noch im Kopf." Ich verstummte und alle sahen mich erschrocken an. Tim und vorallem Dustin sahen mich Mitleidig an.
"Also diese 'Stimme' ist wahrscheinlich dadurch entstanden, dass du Angst hattest und dich dein Kopf dadurch irgendwie schützen wollte. So dumm das auch klingt. Aber das kann auch sicherlich wieder rückgängig gemacht werden. Wir müssen nur rausfinden wie. Es gibt immer etwas oder meistens jemanden der dem Kopf hilft wieder klar zu kommen." Unwillkürlich wandterte mein Blick zu Kyle, der gerade nachdenklich Tim anschaute. Als wir uns gestern geküsste hatten, hatte sich diese Stimme ruhig verhalten. Andererseits hatte ich an überhaupt nichts denken können, also konnte man es auch wieder auf den Alkohol schieben.
Ich drehte den Kopf zu Tim und bemerkte, wie er mich anstarrte. Hatte er etwa bemerkt, dass ich Kyle angesehen hatte? Hoffentlich nicht.
"Wie war es denn eben bei Dustin?" Ich senkte den Blick. Bei Dustin war es besonders schlimm, immerhin war er eine Art Auslößer gewesen. Aber das wollte ich nicht sagen. Ich wusste das ihn das verletzten würde.
"Wenn wir dir helfen sollen, musst du ehrlich mit uns sein Lukas." kam es nachdenklich von Kyle. Ich nickte, ohne ihn anzusehen.
"Bei Dustin ist es schlimmer als sonst." flüsterte ich und beobachtete wie ihm Tränen in die Augen traten und drohten überzulaufen.
"Hey, er kann nichts dafür Baby." versuchte Tim ihn zu beruhigen und küsste die einzelne Träne auf seiner Wange weg.
Schwuchteln!
Ich verzog das Gesicht und rieb mir über die Stirn.
"Also anhand deiner Reaktion entnehme ich, dass uns beiden zuzugucken nicht gerade hilft?" Ich traute mich nicht zu antworten, also nickte ich nur. Dustin sah betrübt zu Boden.
"Tut mir leid." gab er zerknirscht von sich.
"Dustin, du bist wirklich der Letzte der sich entschuldigen muss. Richtig Lukas?" Kyle sah mich auffordernd an und deutete mit dem Kopf in Dustins Richtung.
"Er hat Recht. Es ist nicht deine Schuld." Dustin nickte nur.
"Also das wichtigste ist dass du zu Hause rauskommst. Hast du noch irgendwelche Verwandte zu denen du kannst?"
"Ne. Wir haben keinen Kontakt zu denen." Tim nickte und fuhr sich mit der Hand übers Kinn.
"Hier ist wahrscheinlich auch nicht gerade die beste Idee. Immerhin wirst du hier Dustin oft anstreffen. Hoffe ich zumindest." Tim lächelte Dustin verliebt an und dieser grinste.
"Was ist mit Kyle?"
"Nein!" schoss es keine Sekunde später aus meinem Mund, was zur Folge hatte dass mich alle drei erstaunt ansahen. Ich spürte wie ich ein bisschen rot wurde.
"Ihr wisst doch das wir uns nicht mögen." versuchte ich schnell eine Ausrede zu finden. Ich konnte unmöglich vorübergehend bei Kyle wohnen! Wer wusste wo das hin führen würde! Wenn er mir zu nahe kam, stellte sich bei mir alles sofort auf Standby und ich war ihm hilflose ausgeliefert.
Und das durfte er nie erfahren. Ich versuchte ja selber dagegen anzukommen.
Kyle sah mich komisch von der Seite an.
"Ich hab so nichts gegen dich Lukas." sagte Kyle dann nach einer Weile.
"Und das weißt du auch." Ich schnaufte.
"Wie ist das denn mit den Stimmen bei Kyle? Sind die da auch so schlimm wie bei uns?" Zögerlich sah ich Kyle an. Ehrlich gesagt wollte ich es gar nicht wissen. Ich hatte Angst vor der Antwort. Aber Kyle schien da weniger Bedenken zu haben, denn er stand auf und zog mich von meinem Stuhl hoch. Dann zog er mich so ruckartig an sich, dass ich dicht an ihm stand und er legte seine Arme um mich.
Kein Anspannen. Keine Stimme.
Unwillkürlich vergrub ich mein Gesicht in seiner Schulter, die genau auf meiner Höhe war, und atmete seinen Geruch ein. Er roch gut.
Ein Räuspern holte mich wieder zurück ins jetzt und ich löste mich von Kyle.
"Keine Stimme?" fragte Tim mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Widerwillig nickte ich.
"Gut. Dann müsst ihr zwei soviel Zeit wie möglich miteinander verbringen."

Herz oder Kopf?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt