Kapitel 41

8.5K 568 62
                                    

PoV Lukas

Ich biss mir zögerlich auf die Lippe. Einerseits wollte ich nicht drüber reden, aber andererseits wusste ich das Dustin mich so lange nerven würde, bis ich redete und verurteilen würde er mich auch nicht.
"Kyle ist mit Prinz Charming, seinem Ex, unterwegs, schon die ganze Woche hängt der Typ an ihm. Ich kann ihn einfach nicht ausstehen und solangsam glaube ich, die beiden haben wieder was miteinander." erzählte ich. Es war zwar nicht die komplette Wahrheit, aber auch nicht gelogen.
"Empfindest du was für Kyle?" fragte mich Dustin und warf mich damit ein bisschen aus der Bahn. Wie sollte ich es vor Dustin zugeben, wenn ich es mir selber nicht mal richtig eingestehen konnte? Zusätzlich kam noch dazu, dass es keine Rolle spielte, da Kyle ganz klar gesagt hatte, dass er nichts für mich emfand.
"Spielt das eine Rolle?" erwiderte ich säuerlich und drehte den Kopf weg. Tim stand im Türrahmen und sah mich mitleidig an.
"Naja." ergriff Dustin wieder das Wort. " Eigentlich schon. Wenn du was für Kyle empfindest, kannst du davon ausgehen, dass du nicht hetero bist. Und alleine dieses Wissen, kann dir schon neue Dinge zeigen. Wenn Kyle nichts für dich empfindet, kannst jemand anderen finden." Ich senkte den Kopf. Dabei wusste ich, dass mein Schweigen schon antwort genug für Dustin war. Aber ich glaubte nicht, dass ich jemand anderen finden konnte. Immerhin war ich vorher nie an Jungs interssiert gewesen, erst als Kyle aufgetaucht ist. Und es hatte ewig gedauert, mir das einzugestehen, ich hatte es ja jetzt noch nicht ganz getan.
"Ich weiß nicht ob ich das kann." flüsterte ich und sah Dustin in die Augen.
"Und nächste Woche muss ich auch noch sieben Tage mit ihm in einer kleinen Hütte leben!" brache ich hervor und Dustin sah mich verwirrt an.
"Aber jetzt wohnst du doch auch bei ihm?" Ich zuckte mit den Schultern.
"Schon. Aber da kann ich einfach gehen, mich ins Wohnzimmer setzten, mit Clara reden. Ich kann Kyle aus dem Weg gehen. Das wird da nicht gehen. Das wird die schlimmste Woche meines Lebens!" stöhnte ich verzweifelt, ließ mich mit dem Kopf nach hinten fallen und schloss die Augen. Ich hörte wie jemand aufstand und spürte wie Dustin nach meiner Hand griff und mich hochzog. Die Augen immer noch geschlossen, nahm Dustin mich die Arme und drückte mich leicht an sich.
"Tut mir echt leid für dich. Wenn jemand mal ein bisschen Glück verdient hat, dann du." Ich schnaufte und drückte Dustin auch ein Stück an mich.
"Danke, dass du wieder mein Freund bist. Trotz dem was ich dir angetan habe." flüsterte ich und Schuldgefühle überkamen mich.
"Ist schon okay. Ich bin einfach froh meinen besten Freund wieder zu haben." Stumm umarmten wie uns noch eine Weile bis:
"Lukas?"
"Mh?"
"Du spannst nicht an." Ich hörte das Lächeln in Dustins Stimme und riss die Augen auf. Er hatte recht! Ich hatte nicht einmal angespannt! Ich musste auflachen.
"Das hab ich gar nicht bemerkt. Jetzt wo du es sagst, hab ich auch schon eine Weile diese komische Stimme nicht mehr gehört." Dustin grinste mich und auch Tim kam lächelnd zu uns.
"Lukas Kling, hiermit erkläre ich Sie offiziell für geheilt." Wieder mussten wir alle lachen. Es tat wenn ich ehrlich war gut. Zwar musste ich mich jetzt damit abfinden nicht nur auf Frauen zu stehen, aber irgendwie fühlte es sich auch gut an. Jetzt wusste ich wer ich wirklich war. Wie ich wirklich war. Und irgendwann würde vielleicht auch mein Herz aufhören zu schmerzen, wenn ich Kyle ansah.
Ich blieb noch einige Zeit bei Dustin und Tim. Jetzt wo ich die beiden ohne Probleme ansehen konnte, fiel mir auf wie süß sie zusammen waren.
"Ich muss jetzt los. Sicher hat Clara schon gekocht." Tim und Dustin nickten und ich umarmte kurz beide.
"Viel Spaß auf Klassenfahrt am Montag." Ich verzog das Gesicht und machte mich auf den Weg zu Kyle. Als ich das Haus sehen konnte, erkannte ich das gerade zwei Personen aus einem Auto ausstiegen. Nach einigen Schritten erkannte ich Paul und Kyle. Sie hatten mich noch nicht bemerkt.
Paul begleitete Kyle zu Tür. Dieser stand mit dem Rücken zu mir. Aber Paul konnte mich jetzt sehen. Nach einem kurzen Blick in meine Richtung, drückte er seine Lippen auf Kyles und sofort wurde mir am ganzen Körper kalt. Ich versuchte keine Miene zu verziehen, den Triumph wollte ich ihm nicht geben, auch wenn ich gerade am liebsten los heulen würde und mein Herz donnerte wie wild gegen meine Brust. Aber das schlimmste war, dass Kyle nach kurzen zögern den Kuss erwiderte. Ich war jetzt an der Tür angekommen.
"Könntet ihr bitte aufhören, euch die Zunge in den Hals zu stecken?" Ich war selber erschrocken darüber, wie verbittert ich klang. Die beiden lösten sich von einander und Kyle senkte den Blick. Paul hingegen warf mir ein gemeines Grinsen zu.
"Eifersüchtig?" fragte er ironisch und ich schnaufte.
"Angeekelt trifft es besser." Mit diesen Worten, mit denen Paul offenbar nicht gerechnet hatte, drückte ich mich an den beiden vorbei und ging ins Haus.

Herz oder Kopf?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt