Kapitel 26

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PoV Kyle

Während wir zu mir gingen herrschte unangenehmes schweigen.
"Danke für deine Hilfe." gab Lukas dann von sich und schien sich nicht wohl zu fühlen.
"Kein Problem. Du hast dich ja lange genug mit ihnen rumschlagen müssen. Wieso hast du nicht früher schon was gesagt?" Lukas zuckte nur mit den Schultern. Wahrscheinlich wollte er nicht zugeben, dass er Angst vor seinen Eltern und Bruder gehabt hatte. Und wahrscheinlich immer noch hatte. Er tat mir ein bisschen leid und wenn ich daran dachte dass seine Eltern ihn geschlagen hatten und ihn in den Keller sperrten, schoss Wut durch meinen ganzen Körper und mein Herz zog sich zusammen. So etwas hatte kein Kind verdient, egal ob sieben, zwölf oder siebzehn Jahre alt.
An meinem Haus angekommen klopfte ich kurz da meine Mum schon zu Hause sein müsste. Tatsächlich öffnete sich kurz danach die Haustür und meine Mutter lächelte freundlich. "Hallo Schatz. Hallo Lukas. Kommt rein." Ich hängte meine Jacke auf und deutete Lukas das selbe zu tun. Zusammen gingen wir dann ins Wohnzimmer.
"Mum? Können wir mal mit dir reden?" rief ich und ich ließ mich auf die Couch fallen. Zögerlich setzte Lukas sich auf den Sessel.
Meine Mutter kam die Treppe hinunter und sah uns beide abwechselnd an.
"Natürlich. Was ist denn los?" Ich verdrehte die Augen und musste ein grinsen unterdrücken.
"Nein, Mum wir sind nicht zusammen." stellte ich direkt klar und meine Mum sah tatsächlich kurz enttäuscht aus.
"Was ist den Schatz?" Fragend sah ich Lukas an und dieser nickte.
"Also es ist so: kann Lukas vielleicht eine weile hier wohnen? Du weißt doch was ich dir über seine Eltern gesagt habe und deshalb kommt er zuhause nicht mehr klar." Das mit dem schlagen ließ ich bewusst aus, weil meine Mutter so wie ich sie kannte, direkt riesen Terror veranstaltet hätte.
Mum sah Lukas mitleidig an.
"Das tut mir leid Lukas. Hast du sonst keine Verwandten zu denen du könntest?" fragte sie sanft und Lukas rang sich ein lächeln ab.
"Nein. Aber ich würde es verstehen wenn Sie mich hier nicht haben wollen." Meine Mutter legte sich eine Hand auf die Brust.
"Um Gottes Willen. Nein, keine Sorge, wenn es so schlimm bei einem zu Hause ist, dass das eigene Kind die Flucht ergreift, heißt das schon was. Selbstverständlich kannst du hier bleiben. Kyle hat ja noch eine Schlafcouch in seinem Zimmer. Mach dir da nur keine Sorgen." Dankbar sah Lukas sie an.
"Danke. Ich kann Ihnen auch Geld geben wegen dem Essen und-" Lukas wurde von meiner Mutter unterbrochen.
"Also erstens: hör bitte auf mich zu siezen." Lukas nickte.
"Und zweitens musste du mir kein Geld geben. Ich koche eh immer viel zu viel." Sie winkte einfach ab. Lukas schien gar nicht zu wissen was er sagen sollte und ich musste mir ein lachen verkneifen.
"Kyle hör auf zu lachen und hilf Lukas mit dem Koffer! Du hast sicher noch ein bisschen Platz im Kleiderschrank oder?" Ich nickte nur und grinste meine Mutter an. Sie war einfach so cool.
Ich schnappte mir Lukas Tasche und ging mit ihr nach oben, in dem wissen dass Lukas mir folgen würde. In meinem Zimmer angekommen warf ich die Tasche auf das Bett und fing an meinen Kleideschrank so umzuräumen, dass Lukas seine Sachen reinlegen konnte.
"Ich hätte nicht gedacht das sie ja sagt." nuschelte Lukas und ließ sich auf das Sofa fallen.
"Meine Mum ist bei sowas echt cool drauf. Hier kannst du deine Sachen rein räumen." Ich deutete auf ein freies Fach im Schrank und Lukas stand auf.
"Wie lange muss ich hier bleiben?" fragte er und ich verdrehte die Augen. "Dann hört sich so an als würden wir dich zu etwas zwingen." Lukas zuckte, mit dem Rücken zu mir, mit den Schultern.
"Tut ihr ja auch. Auch wenn ihr mir helfen wollt. Ich glaube nicht das das so funktioniert."
"Mit so einer Einstellung bestimmt nicht." Lukas drehte sich um. Er hatte die Lippen zu einer dünnen Linie gepresst.
"Meine Eltern werden hier auftauchen und ein riesen Chaos veranstalten. Würde mich auch nicht wundern wenn die euch die Bullen an den Hals hetzten." Sarkastisch hob ich eine Augenbraue.
"Na da bin ich aber gespannt wie die denen erklären wollen, warum ihr Kind jetzt wo anders wohnt." Ich sah das Lukas kurz schmunzeln musste.
"Stimmt." gab er dann leise zu. Dann sah er mir in die Augen. Lange.
Bis er sich nach gefühlten Stunden räusperte und den Kopf abwandte.
"Das heißt nicht das ich dich plötzlich mag." knurrte er und ich lachte.
"Hatte nichts anderes erwartet."

Herz oder Kopf?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt