PoV Lukas
Als ich wach wurde, vergrub ich mein Gesicht an etwas warmen und wusste im ersten Moment nicht wo ich war.
Also schlug ich die Augen auf und sah in Kyles Gesicht. Ich hatte mein Gesicht an seiner Schulter vergraben.
Mir schossen die Erinnerungen an gestern Abend in den Kopf und ich musste lächeln, während ich Kyle liebevoll musterte.
Ich konnte nicht glauben, dass wir jetzt wirklich zusammen waren.
Tief atmete ich seinen Geruch ein und drückte ihm einen Kuss auf den Mundwinkel. Kyle seufzte und öffnete die Augen. Dann lächelte er mich verschlafen an.
"Hey." brummte Kyle und beugte sich zu mir runter, um mich zu küssen. Sanft bewegten wir unsere Lippen gegeneinander, bis er sich von mir löste.
"Guten Morgen."
Kyle ließ den Kopf nach hinten sinken und warf einen Blick auf sein Handy.
Dann knurrte er.
"So viel dann zum Thema ausschlafen. Es ist gerade mal zehn Uhr." Ich musste lachen und legte mein Kinn auf seine Brust.
"Das ist doch lange." Kyle schnaufte und setzte sich auf.
"Egal. Sollen wir Frühstücken gehen?" fragte Kyle und hielt mir eine Hand hin. Lächelnd ergriff ich sie und er zog mich so ruckartig hoch, dass ich gegen ihn knallte.
Kyle fuhr mit seinen Händen über meine Hüfte und ich drückte ihm einen Kuss auf die Schulter.
"Ich zieh mich noch kurz um. Solltest du auch tun. Ich will nicht, dass dich jemand anstarrt." Kyle lachte und trat einen Schritt nach hinten.
"Jeder hier weiß, dass ich schwul bin." Ich hob eine Augenbraue.
"Also erstens heißt das nicht, dass dich Frauen nicht trotzdem anstarren und zweites laufen hier auch sicher noch andere Kerle rum, die dich toll finden." Kyles Mundwinkel zuckten.
"Mach dir keine Sorgen. Ich liebe nur dich."
"Okay." Ich nahm mir eine frische Boxer, eine kurze Hose und ein Tanktop aus dem Koffer und zog diese an. Kyle wartete ihm Vorraum und zog sich dort um.
Fertig angezogen verließen wir das Zelt. Einige Leute liefen verschlafen durch die Gegend, manche aßen schon munter ihr Frühstück.
Kyle wollte nach meiner Hand greifen, aber reflexartig entzog ich sie ihm.
Ich hob den Kopf und sah in Kyles Gesicht. Er sah verletzt aus.
"Tut mir leid. Ich weiß nicht, ob ich das schon kann. Das so offen zeigen. Verstehst du?" Kyle wandte das Gesicht ab und seufzte.
"Ich-ich versteh das. Es verletzt mich aber trotzdem irgendwie." Ich sah wie Kyle schluckte. Mich überkamen Schuldgefühle und ich sah traurig mit an, wie Kyle mit gesenkten Kopf Richtung Mitte ging und sich dort an einen Tisch setzte. Sofort tat mir das Herz weh. Wir waren noch keinen Tag zusammen und schon stritten wir.
Ich seuftze und folgte Kyle. Zögerlich setzte ich mich neben ihn und griff unter dem Tisch nach seiner Hand.
"Bitte versteh mich, Kyle. Du weißt doch, wie schwer das alles für mich ist." Kyle nickte und drückte meine Hand.
"Ich versteh es ja. Aber du versuchst es ja nicht mal." Kyle sah mich an und ich blickte in seine Augen. Man erkannte ein wenig den Schmerz in ihnen. Ich konnte ihn auch verstehen, immerhin verleugnete ich ihn somit sozusagen ein bisschen.
"Ich kanns versuchen." Kyle musterte mein Gesicht und ich sah wie sein Blick an meinem Mund kleben blieb.
Zu gerne würde ich ihn jetzt küssen. Immerhin waren wir jetzt zusammen, ich durfte ihn küssen wann ich wollte. Aber schon jetzt sah ich aus den Augenwinkeln wie einige uns komisch anstarrten.
Ich konnte das noch nicht.
"Es tut mir so leid. Mir tut das auch weh, Kyle." Er nickte nur, löste unsere Hände und fing an sein Müsli zu essen.
Ich blinzelte ein paar Mal, weil meine Augen feucht wurden und fing an mein Brot auseinander zu zupfen, ohne wirklich davon zu essen.
"Hey Leute." flötete Chiara und setzte sich Kyle gegenüber.
"Hey." brummte Kyle und Chiara musterte ihn besorgt.
"Ist alles okay?" Kyle zuckte nur mit den Schultern und ich seuftze.
Dann lehnte ich mich nach vorne, um Chiaras Aufmerksamkeit zu erlangen. Fragend sah sie mich an.
"Die Sache ist die, Kyle und ich sind jetzt zusammen und-"
"Wirklich?" quitschte sie aufgeregt und ich drückte ihr eine Hand auf den Mund. Schnell sah ich mich um, ob uns jemand gehört hatte.
"Nicht so laut. Das ist das Problem. Ich...kann das einfach noch nicht so offen zeigen. Und Kyle versteht das wohl nicht." Ich hörte wie dieser schnaufte. Chiara sah mich mit undefinierbaren Gesichtsausdruck an.
"Lukas, liebst du Kyle?" fragte sie ernst.
"Ja." antwortete ich ihr fest und ohne zu zögern. Chiara nickte.
"Wo ist dann das Problem? Verurteilt jemand Kyle weil er schwul ist? Oder Tim? Dustin? Nein. Es ist ihnen egal. Tistin ist sogar das Gesprächsthema nummer eins auf dem Frauenklo." Kyle lachte kurz auf.
"Tistin? Wirklich?" fragte Kyle und grinste. Ich musste zugeben, es war ein lustiger Shipname für die beiden.
"Ja, Tistin. Ist doch süß. Und ich wette für euch beide würden sie noch kreativer werden."
"Bitte nicht." brachte ich gespielt entsetzt hervor und Chiara schmunzelte. Ich drehte den Kopf und sah zu Kyle.
Eigentlich hatte Chiara recht. Es würde mich niemand verurteilen. Und ich liebte Kyle. Nur die Angst hielt mich ab. Bis jetzt hatte die Angst mich immer zurückgehalten. Und jedes mal war diese Ansgt unbegründet. Wieso nicht also jetzt auch?
"Du hast recht, Chiara." Kyle, welchen ich immer noch ansah, hob fragend eine Augenbraue. Ich sah wie Chiara anfing zu grinsen, als ich meine Hand in Kyles Nacken legte und ihn zu mir zog. Als unsere Lippen sich sanft gegeneinander bewegten, konnte ich das überraschte und offenbar schockierte getratsche, welches sofort ausbrach, ignorieren. Gerade zählte nur Kyle.
Mein Kyle.
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Herz oder Kopf?
RomanceKyle Greis, sportlich, hübsch, schlau und vermutlich der größte Frauenschwarm. Wäre da nicht die Tatsache, dass er schwul war. Nachdem er zusammem mit seiner Mutter in eine neue Stadt zieht, kommt er auf eine neue Schule. Alle scheinen ihn so zu ak...