Der Brief

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Claras Sicht

'Ich werde ihn nicht lesen!' sage ich stur.
'Clara, bitte. Ich weiß es ist viel verlangt, aber tu mir den Gefallen' redet Jorge weiter auf mich ein. Natürlich habe ich den Brief mitgenommen, ich konnte mich nicht von ihm lösen, aber ich hab Angst. Angst davor was drin steht.
'Wieso willst du das ich ihn lese?'
'Weil es dir danach vielleicht besser gehen wird'
'Oder noch schlechter als jetzt schon'
'Manchmal muss man das Risiko eingehen verletzt zu werden'
'Oder einfach versuchen nach vorn zu schauen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen'
'Kommt ihr beide, wir wollen weiter?' unterbricht Alba unser Gespräch.
'Schon unterwegs mein Schatz' sagt Jorge und legt liebevoll den Arm um seine Freundin, ehe er ihr einen Kuss auf die Stirn gibt und wir weitergehen. Ich laufe ganz hinten und hole den Umschlag aus meinem Mantel. Während wir weitergehen spiele ich mit dem Umschlag. Als wir auf dem Markt ankommen entschuldige ich mich kurz und sage ich gehe auf Toilette. Stattdessen suche ich mir einen ruhigen Platz, der beleuchtet ist. Schon fast gewaltsam reiße ich den Umschlag auf. Sogar der Brief riecht nach Diego. Ich falte den Brief auf und schon bei den ersten worden kommen mir die Tränen.

Liebste Traumfrau,

Du fehlst mir. Du fehlst mir so schrecklich. Ich wache auf und denke an dich. Ich lege mich schlafen und denke an dich. Ich Träume Tag und Nacht von dir und du bist immerzu in meinen Gedanken. Ich kann nicht mehr ruhig schlafen, weil du neben mir fehlst. Ich will dir alles erklären und hoffe du verstehst mich. Du weißt ja von dem Tod meiner Schwester. Meine Mutter gibt mir seit diesem Tag die Schuld daran. Ich saß am Steuer an dem Tag. Ich sollte sie von ihrer Feier abholen und wir haben gestritten über irgendwas irrelevantes. Ich verlor die Kontrolle über den Wagen und sie war tot. Es war Unfall, ich schwöre es! Meine Mum stellt mich als Mörder da. Ich habe meine Schwester auf dem Gewissen und ich bin der Sündenbock. Ich konnte das nie verkraften und bin immer zurückhaltend und verschlossen. Bis ich dich traf. Mit deinem vorlauten Mundwerk und deiner selbstbewussten Art hast du mich sofort um den Verstand gebracht..obwohl ich das nicht wollte. Jeden Tag wenn du in mein Büro kamst und gelächelt hast war das für mich der Jackpot. Denn du mochtest mich, so verschroben wie ich bin, auch wenn ich manchmal ein totaler Idiot war. Ich dachte ich könnte dir die Welt zu Füßen legen. Der Mann sein, den du brauchst, den du verdienst, aber ich habe dich immer wieder von mir gestoßen. Ich wollte nicht das du weißt wie verkorkst meine Familie ist. Deshalb wollte ich auch nicht das du mit zu meiner Familie kommst. Ich war am Durchdrehen und musste dort weg..Ich bin in einer Bar gelandet, die früher meine Stammbar war. Seit dem Tod von Mercedes wollte ich nicht mehr trinken, aber ich wollte loslassen, die Zweifel und die Wut ertränken. So begann ich damit mich volllaufen zu lassen. Du weißt wie es geendet hat und ich fühle mich so schmutzig und ich kann verstehen, wenn du mich verfluchst und aus deinem Leben haben willst. Ich habe noch nie jemanden erzählt wie schlimm meine Familienverhältnisse sind, aber du..du hast die Wahrheit verdient, die bin ich dir schuldig. Ich hoffe du kannst mir irgendwann in die Augen sehen ohne mich gleich bewusstlos prügeln zu wollen. Es ist viel verlangt dich um eine Chance zu bitten, aber ich will dir sagen das ich dich liebe. Ich liebe dich wirklich und das tu ich vermutlich schon seit unserem ersten Kuss. Du bist einzigartig Clari und ich habe dich nicht verdient, du bist zu gut für mich. Trotzdem hoffe ich das dieser Brief dir ein bisschen über den Schmerz den ich dir zugefügt habe hinweghilft. Wenn du was brauchst oder ich dir irgendwie helfen kann, dann lass es mich wissen. Ich hoffe du findest den richtigen. Der, der dich wie eine Prinzessin behandelt, der dir alles bieten kann was du brauchst, denn du hast nur das Beste verdient. Seit du aus der Wohnungstür gerannt bist fühle ich mich leer. Ich habe den ganzen Tag geheult, weil ich dich für immer verloren habe. Noch nie habe ich geweint wegen jemanden. Nur wenn es um meine Schwester geht, aber du bist mir so wichtig, dass ich jetzt hier mit roten, geschwollenen Augen sitzen und kaum noch lesen kann was ich hier schreibe. Ich wette ich muss das alles nochmal schreiben, denn ich weine das ganze Blatt voll und dann kannst du sowieso nichts mehr lesen. Um ehrlich zu sein ist es mir peinlich. Ich sitze in meiner Wohnung, es ist 3:49 am Morgen und ich weine wie ein Wasserfall...und das nur wegen dir. Ich lasse Gefühle zu, einfach um dir zu zeigen das ich fähig bin zu lieben, dich zu lieben. Vielleicht erwiderst du eines Tages diese Liebe. Ich werde warten, auch wenn ich weiß das ich umsonst warte. Weißt du was noch peinlicher ist? Ich höre ein Liebeslied nach dem anderen von Ed Sheeran, deinem Lieblingsmusiker. Das erste mal, dass ich auf dem Text höre und du hast recht, dieser Kerl hat recht wovon er da redet. Niemals würde ich zugeben solche Schnulzen zu hören, aber ich bin verzweifelt. Ich weiß nicht mehr was ich machen soll. Du warst mein Lebensinhalt und jetzt bist du einfach so weg...

Ich liebe dich,
Dein Diego.

Der Zettel ist komplett durchnässt von meinen Tränen.
'Clara?' ruft mich plötzlich jemand..

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