In Zeitlupe

515 15 2
                                    

Zärtlich biss Samu mir auf die Unterlippe und umschloss meinen Mund in Zeitlupe immer wieder mit seinem. Er verhakte unsere Finger miteinander und strich mit der anderen Hand durch meine Haare, während ich meine Zunge langsam zwischen seine Lippen gleiten ließ.
Ein unglaubliches Glücksgefühl durchströmte jede einzelne Zelle meines Körpers.
„Let's go inside", schmunzelte er, ohne zurückzuweichen.
Ich gab nur einen zustimmenden Laut von mir, zog meinen Kopf dann einige Zentimeter zurück, öffnete blinzelnd die Augen und vergrub meine Hände augenblicklich in meiner Umhängetasche, um meinen Schlüssel herauszuangeln.
Ich war aufgeregt.
Und wahnsinnig nervös.
Aber selbst bei Aufregung musste sich dieser verdammte Schlüssel irgendwo verstecken.
Ich kramte hektischer.
Panischer.
Der Zentralschlüssel der Redaktion war da dran.
Mein Autoschlüssel.
Briefkastenschlüssel.
Der Schlüssel zu Daniels und Julians Wohnung.
„Hei?", meinte Samu fragend.
„Hm?"
„Don't panic, ich habe die keys", er klopfte auf seine Hosentasche, zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und grinste mich an, bevor er ausstieg, um das Auto herumging und mir die Tür öffnete.
„Lady", er machte eine Verbeugung und hielt mir anschließend den Arm hin.
Ich hakte mich lächelnd ein und wurde von ihm elegant die Treppe zu meinem Souterrain hinuntergeführt.
„Du bist eine fucking schlechte Lügner", Samu umarmte mich von hinten, legte den Schlüssel in meine Hände und strich meine Haare nach vorne über die Schulter, „Jan isn't there."
„Tut mir leid", stammelte ich und hob den Kopf, „ich wollte dich nicht anlü..."
„Psht", unterbrach Samu mich, drückte seine Lippen fest an meinen Hals und ließ mich den Kopf zur Seite zu neigen, „just open the door."
Seine Hand umfasste meine und drehte den Schlüssel im Schloss herum. Die Tür öffnete sich mit einem leisen Knacken und gewährte uns Einlass. Schnell zogen wir im Flur die Schuhe aus, nachdem Samu sie Tür hinter uns geschlossen hatte. Dann legte er seine Hände auf meinen Bauch und führte uns durch die dunkle Wohnung in das Wohn- und Esszimmer, bevor ich überhaupt meine Tasche ablegen konnte, ließ sich auf die Eckcouch sinken und zog mich auf seinen Schoß.
„Du hast dir gemerkt, wo die Couch steht", honorierte ich grinsend, ließ die Umhängetasche auf das Sofa fallen und drehte die Haare an Samus Nacken ein, „was kannst du noch so?"
„Don't challenge me", seine Musikerhände griffen an meine Taille und zogen mich dichter an ihn heran, ehe er sich mir entgegenstreckte und seine Zunge liebevoll in meinem Mund versenkte. Zärtlich flogen seine Finger immer wieder über meinen Rücken und ließen meinen Puls in die Höhe schnellen.
Ich freute mich so sehr, dass er hier war und das wir genau da weitermachten, womit wir in Helsinki aufgehört hatten.
Andauernd drückte ich mich fester an ihn heran und genoss jede einzelne seiner Berührungen auf meiner Haut.
Samus Hände ruhten auf an meinem Po, als er sich ein Stück von mir weg lehnte.
„Wo ist deine lighter?"
Ich deutete mit dem Kopf auf die Tasche, die neben uns lag.
Schnell fummelte er mit einer Hand in dieser herum, während der Daumen seiner rechten an dem Hosenbund am Po entlang fuhr.
„Wofür brauchst du das?"
„Du hast eine candle auf die Tisch, right?"
„Ja, wieso?", ich umklammerte seinen Nacken fester.
„Ich will sehen in deine Augen."
„Wirst du jetzt zum Romantiker?", kicherte ich.
„No, never", er räusperte sich, „but I slept with einige Frauen. Und alle Frauen haben eine problem mit light, weil sie denken, dass die Mann sieht jede einzelne wrinkle und cushion of fat. But mit die candlelight your skin much softer. Trust me, ich bin photographer."
„Hast du beim Küssen die Augen nicht sowieso zu?", wollte ich wissen – seine Frauengeschichte ungeachtet.
„Nicht dabei", lachte er tief und wippte vermutlich mit den Augenbrauen.
Wäre ich 15 Jahre alt gewesen, hätte ich bestimmt gekichert.
Aber stattdessen legte ich meine Hände um Samus Gesicht und küsste ihn intensiv, während er immer noch auf der Suche nach dem Feuerzeug war.
Gerade als ich ihm die Frisur mit meinem Fingern zerstören wollte, entzog er sich der Knutscherei, hielt mich fest auf seinem Schoß und beugte sich nach vorne in Richtung Tisch.
Die Erektion in seiner Hose drückte deutlich gegen meinen Schritt.
Ich hielt mich an seinen Schultern fest, während Samu das Rädchen des Feuerzeugs drehte, um Licht zu machen.
„Mehr nach links", dirigierte ich und zog meine Haare schützend über die Schulter, weil ich nicht wollte, dass er sie mir aus Versehen in Brand steckte.
Als er den Docht der weißen Stumpenkerze auf dem silbernen Kerzenständer endlich gefunden und angezündet hatte, stieß Samu einen kurzen Schrei aus pfefferte das Feuerzeug auf den Boden.
„Fuck! Diese billige Fuck!"
„Tut mir leid, dass es kein Zippo ist", ich griff nach seinem Daumen, um ihn mir genauer anzusehen; soweit das bei dem schummerigen Licht irgendwie möglich war.
„Ist nichts", meinte ich nach kurzer Betrachtung und legte meine Lippen sanft auf die Fingerkuppe, „gar nichts."
Reflexartig legte Samu seine Finger an meinen Hals und zog mich dichter.
„Woher wusstest du, dass die Kerze da steht?", wollte ich wissen, als sein Daumen die Konturen meiner Oberlippen nachmalte.
„I don't wanna be rude, but shut up please", schmunzelte er leise, legte eine Hand an meinen Nacken und presste seine Lippen auf meine; die andere verschwand unter meinem Shirt. Schnell zog er es mir über den Kopf, küsste sich meinen Hals hinab und fuhr mit beiden Händen über die schwarze Spitze meines BHs.
„Ich muss sagen, dass ich bin happy, dass ich kann take off your underwear instead of die asshole."
„Hast du nicht gerade was von schweigen gesagt?", lächelte ich ihm entgegen und machte mich an der Schnalle seines Gürtels zu schaffen.
Samu ließ mich nicht aus den Augen und ließ seine Hände über meine Taille nach hinten zu dem Verschluss meines BHs wandern, um ihn vorsichtig zu öffnen und ihn mir anschließend über die Schultern zu streifen, ehe er Küsse auf meinem Dekolleté und meinen Brüsten verteilte.
Etwas länger als ursprünglich geplant friemelte ich an seiner Gürtelschnalle herum und öffnete sowohl Knopf, als auch Reißverschluss seiner blauen Denimjeans. Mit einer gezielten Drehung drehte Samu uns zur Seite, so dass ich unter ihm lag. Er streifte sich das Shirt über den Kopf und die Hose, sowie die Boxershorts vom Po. Dann kniete er sich zwischen meine Beine, küsste sich über meinen Hals, meine Brüste, Brustwarzen und Bauch zu dem Bund der beigefarbenen Chino. Samu hielt Augenkontakt, während er mich aus der Hose pellte und ließ sie anschließend auf den Boden sinken.
„Wow", er richtete sich auf, ließ seine Fingerkuppen über den Bund des Höschens fliegen und legte den Kopf zur Seite.
„Hm?", lächelte ich.
Er beugte sich zu mir herunter, hauchte Küsse auf mein Schlüsselbein und Hals und stemmte die Arme rechts und links neben meinen Kopf.
„I've missed you", wisperte Samu in mein linkes Ohr und platzierte kleine Küsse dahinter.
Mir stockte der Atem.
Ich hatte das hier auch vermisst.
Und ich hatte ihn vermisst.
Mehr als irgendetwas anderes.
„Ich hab dich auch vermisst", gab ich leise zurück, schlang meine Beine sacht um seine Mitte, die Arme um seinen Nacken, drehte ihm meinen Kopf zu und versank in einem zärtlichen Kuss.
Mit jedem weiteren Kuss wurde der Wattebausch um mich herum plüschiger.
Die Vibration des Handys in meiner Tasche, die an meinem Kopf lag, wurde dumpfer, bis ich es gar nicht mehr wahrnahm.
Ich streichelte über Samus Gesicht, seine Schultern, die Arme, den Rücken und inhalierte diesen unverwechselbaren Duft von Zitrone, Moos, Wald, Orange.
In Zeitlupe.
Seine Haut ganz nah an meiner zu spüren war ein Gefühl, was mir Sicherheit gab und versetzte mich zeitlich zurück in den April, als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte.
„Maybe we should switch the position", merkte er an, als er sich an meinem Hals festsaugte, um mir wieder einen Knutschfleck zu machen und über meinen Rippenbogen strich.
Es kribbelte.
Ich lehnte mich, soweit es mir unter Samus Gewicht möglich war, auf die Unterarme und versuchte, meinen Kopf dabei so wenig wie möglich zu bewegen. Ich wusste nicht, warum er auf einmal der Typ Mann war, der so sein Revier markierte. Knutschflecken machten wir uns damals auf dem Schulhof gegenseitig, um vor unserem Schwarm behaupten zu können, dass wir jemand kennengelernt hatten.
Und überhaupt.
Knutschflecken waren sowas von 90er.
Aber ich genoss diese Art von Zärtlichkeit.
Samu wechselte zwischen leichtem Beißen und fast schmerzhaften Einsaugen der dünnen Haut und pustete seinen Atem darauf, nachdem er fertig war. Sofort stellten sich die feinen Härchen meines Körpers auf.
Überall.
Ich rutschte unter ihm weg, um aufstehen zu können. Als ich vor ihm stand, ließ er es nicht zu, dass ich mich wieder auf seinen Schoß setzte. Seine Hände ruhten an meinem Becken, während seine Daumen über die Spitze des schwarzen Slips strichen.
„I love your body", grinste er mich an, bevor er unzählige Küsse um meinen Bauchnabel herum verteilte und ich ihn am Hinterkopf näher an mich heran drückte.
Noch nie hatte ich diesen Satz aus Jans Mund gehört.
Ich musste lachen, als ich an die Situation denken musste, in der ich seine Haare nicht berühren durfte.
Samu war da anders.
Ihm schienen seine Haare vollkommen egal zu sein.
Das war so...
Normal.
Sofort sah er zu mir hoch und parkte seine Hände auf meinem Po.
„Was ist so funny?", im Schein der Kerze warf seine Stirn Falten.
„Ich durfte Jan beim Sex nicht in die Haare fassen", meinte ich lachend, nahm sein Gesicht in meine Hände und wollte meine Lippen auf seine pressen, als er zurückwich.
„Lady", Samus Augenbrauen tanzten, „keine Vergleich mit die asshole. Look at me. I'm even hotter and smarter."
„Das war kein Vergleich", schmunzelte ich.
„And stop thinking of him, wenn du bist mit mir. Ich bekomme pimples an meine ass, wenn ich daran denke, dass du bist in thoughts nicht bei mir, but bei him."
„Niemals", wisperte ich und presste meine Lippen gierig auf seine.
„That's my girl", nuschelte Samu an meinen Lippen, schob er mir schnell das Höschen vom Po, griff beherzt hinein und bugsierte mich auf seinen Schoß.
Ich drückte meine Beine angewinkelt rechts und links an seine Oberschenkel und legte die Hände auf Samus Schultern.
„Look at me, ok?", versicherte er sich, bevor er zwischen unsere Beine griff und langsam in mich eindrang.
Fast zeitlich stießen wir einen Seufzer aus fanden uns dann an den Lippen des anderen wieder. Samu drückte sich mir entgegen, während ich mein Becken kreisen ließ. Zuerst waren es kleine, unscheinbare Stoße, die von ihm ausgingen und mich um den Verstand brachten. Ich lehnte mich zurück, platzierte meine Hände auf seiner nackten Brust und warf den Kopf in den Nacken.
Samu reagierte darauf, neigte sich mir entgegen und saugte an meinen harten Brustwarzen, bevor er seine Hände an meinen Rücken legte, mich wieder dicht an sich presste und anfing, sich fester in mir zu bewegen und immer wieder nach Luft zu schnappen. Eine Hand fuhr über meine Schulterblätter direkt in meine Haare und drückte meinen Hals fest an Samus Mund; ich keuchte auf und schlang meine Arme wieder um seinen Nacken. Als er seinen Griff an meinem Hinterkopf lockerte, strich ich ihm flüchtig die Haare aus dem Gesicht, lehnte meine Stirn an seine und verlor mich in seinen Augen. Ich beschleunigte das Tempo, stöhnte und keuchte Samu entgegen und erntete dafür ein schmutziges Grinsen, welches über seine Lippen huschte, bevor er mir auf die Unterlippe biss und meinen Mund mit seinem umschloss.
Ein Kribbeln machte sich in meinem Körper breit.
Schon wieder.
Es schlich von meinen Zehenspitzen, über meine Waden und Oberschenkel, meinen Oberkörper hinauf, durchzog meine Arme und prickelte in den Fingerspitzen, die sich auf Samus Rücken befanden.
Ich vergrub meinen Kopf an seiner Schulter, biss vorsichtig hinein und unterdrückte damit Stöhngeräusche, die meinen Vermieter vermutlich die Polizei hätten rufen lassen. Kleine Zuckungen krochen an der Innenseite meiner Schenkel hoch, als Samu die Abstände zwischen den Stößen drastisch verkürzte. Wieder griff er in meine Haare und erstickte meinen Orgasmus in einem Kuss; wobei er nicht aufhörte, fest zuzustoßen, bis er den Kopf in den Nacken legte, den Mund halb öffnete und tief und erleichtert stöhnte.
Ich atmete weiterhin eher unregelmäßig und bekam einen weiteren Kuss, als Samu wieder in dieser Sphäre angekommen war. Er legte die Arme um mich und zeichnete mit den Fingerspitzen Muster auf dem unteren Bereich meines Rückens.
Ich hatte meine Hände, ebenso wie meinen Kopf, auf seine verschwitzte Brust gelegt und lauschte dem Rauschen des Blutes durch seinen Organismus. Sein Herz musste gerade Höchstleistungen vollbringen. Den Puls konnte ich mit dem Ohr schon nicht mehr hören. Sein Herz klopfte mir wie nach einem Halbmarathon entgegen.
„You're beautiful", flüsterte Samu, streichelte durch meine verschwitzten Haare und küsste meinen Scheitel.
Ich küsste die Stelle unter seinem Kehlkopf und kuschelte mich fester an ihn; was er mit einer innigen Umarmung anerkannte.
Still verharrten wir einige Zeit in dieser Position, bis Samu meine Haare erneut küsste.
„Would you share your bed with me tonight?"
„Hm?", ich war schon halb weggedöst und hob müde den Kopf.
„Teilst du deine Bett mit mir?", wiederholte er und schmunzelte.
„Sure", nickte ich und krabbelte langsam von ihn herunter.
Samu griff nach der Hose auf dem Fußboden und fingerte sein Handy heraus. Als er den Homebutton drückte und somit das Display aktivierte, blinzelte er.
„Es ist nach four o'clock. Eine paar hours habe ich noch."
Ich stand auf und hielt Samu meine Hand hin. Ohne zu zögern griff er danach, beugte sich über den Tisch, um die Kerze auszupusten und blieb, kurz bevor wir das Wohnzimmer verließen, am Türrahmen stehen.
„War die „Follow your heart" here oder in die floor?"
„Hier."
Ich schluckte.
Er wusste, dass es mir schlecht gegangen war, nachdem er mich nach Hause geschickt hatte.
Und weil er nicht auf den Kopf gefallen war, konnte er sich wahrscheinlich auch denken, dass ich alles, was mit ihm zu tun hatte, aus meinem Leben verbannt hatte.
„Hast du Mirja angerufen for die fresh coat of paint?", lachte er, schlang rasch die Arme von hinten um mich und legte seine Hände etwas unterhalb meiner Brust auf die Rippen.
„Zum Glück siehst du gut aus", meinte ich sarkastisch, „da musst dich nicht zwingend witzig sein."
„Fuck you, bitch", entgegnete er und taumelte mit mir ins Schlafzimmer.
Ich schaltete das Nachttischlämpchen an, ließ mich rücklings auf das Bett fallen und strampelte die Tagesdecke an das Fußende. Samu tat es mir gleich, drehte sich auf die Seite, stemmte den Kopf auf die Hand und malte Kreise um meinen Bauchnabel.
„I have to get some sleep fur tomorrow."
Ich nickte stumm, robbte an das Kopfteil, schlug die Decke zurück und klopfte auf die Matratze. Samu knüllte eines der Kissen zusammen, legte sich dicht an mich, schob einen Arm unter meinen Kopf und schaltete das Licht aus, bevor er die andere Hand auf meinen Bauch legte.
„Good night, Emmi", er küsste meinen Mundwinkel und ließ mich erschaudern.
Ich legte die Hände an seine nackte Brust, reckte mich zu ihm und küsste grinsend seine Wange.
„Gute Nacht."


Ich wachte auf, weil ich ein lautes Gepolter im Wohnzimmer vernahm.
„Samu?", flüsterte ich und tastete die Seite meines Bettes ab.
Leer.
Ich griff in die Ritze zwischen Bett und Wand, um mir mein Schlafshirt überzustreifen, tippelte leise durch den Flur in den Wohn- und Essbereich und schaltete das Licht an.
Samu stand mit dem nackten Po zu mir und schien irgendetwas in seiner Jeans zu suchen. Die Uhr an der Wand über dem Esstisch zeigte 05.37 Uhr.
„Samu?", ich blinzelte.
„Hm?", kam von ihm, ohne, dass er sich zu mir umdrehte.
„Komm wieder ins Bett. Eine Stunde hast du doch bestimmt noch."
„No, I have to leave now."
„Ach komm schon."
„No", er zog sich die Boxershorts an und schlüpfte danach sofort in eines der Hosenbeine der Jeans.
Langsam ging ich auf ihn zu, legte meine Hände von hinten auf seinen Bauch und küsste seine Wirbelsäule.
„Hast du fünf Minuten?"
„Emma", seine Stimme klang plötzlich unglaublich dunkel, „please stop touching me."
Sofort nahm ich meine Hände von seinem Bauch und wich einen Schritt nach hinten.
„Was ist?"
„It doesn't work."
„Was?"
Betretendes Schweigen.
„Samu. Was geht nicht?", wiederholte ich eindringlich.
Er drehte sich zu mir um und las sein Shirt vom Boden auf.
„Das war eine huge mistake."
„Was war ein Fehler?"
„Ich hätte nicht kommen sollen. Sorry."
„Was?"
Er zog das rote Shirt über den Kopf und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare.
„That doesn't work", wiederholte er und ließ die Finger zwischen uns hin und her wandern.
Er sprach in Rätseln.
Was genau zwischen uns funktionierte nicht?
Egal, was ich sagte, ich bekam keine zufriedenstellende Antwort.
„Was ist los?", ich ging wieder einen Schritt auf ihn zu; aber er wich einen zurück.
„Freundschaft and sex doesn't work."
„Klar?", ich ließ die Augenbrauen ungläubig wippen, „erst heute Nacht ha..."
„Between us", er redete dazwischen, „Freundschaft und sex between us doesn't work. Manchmal es geht. Aber nicht bei uns. Das war eine mistake und ich bin sorry dafür."
Ich sah ihn mit offenem Mund an und konnte nicht glauben, was ich da hörte.
„Wir haben uns gestern Abend nach zwei Monaten wiedergesehen und hatten ein nettes Essen und Sex", erklärte ich, „in Helsinki waren wir zusammen auf dem Eis. Das ist Freundschaft und Sex."
„Friends don't have sex."
„Was?"
„And you aren't friends with somebody, who is just your sexpartner."
„Das stimmt doch nicht", wendete ich ein, „sieh u..."
„Sure", Samu schloss den Knopf seiner Jeans, „wenn du hast sex und eine friendship, dann bist du in eine relationship."
„Das ist doch heutzutage nicht mehr so", versuchte ich mich zu rechtfertigen, „wie viele Menschen sind friends wi..."
„Emma", er holte tief Luft, „ich will nicht, ok? Ich hätte nicht kommen sollen, I'm sorry und ich will, dass du nicht mehr anrufst."
Seine Worte trafen mich.
Leider nicht am Kopf; dafür aber sehr erfolgreich in einer anderen Region.
Schnell ging er an mir vorbei und zog sich im Flur die Chucks an.
Ich folgte ihm.
„Du machst dir das sehr einfach."
„What?"
Ich merkte, wie ich unkontrolliert anfing zu blinzeln.
Immer ein schlechtes Zeichen dafür, dass mir Tränen in die Augen stiegen.
„Du kommst hier her, entschuldigst dich, sagst mir, dass du mich vermisst hast, küsst mich, schläfst mit mir und willst jetzt abhauen? Du willst gehen? Mit der Erklärung, dass Freundschaft und Sex zwischen uns nicht funktioniert?"
Samu nickte.
„Das wäre zu leicht", verächtlich stieß ich Luft auf, „Jan hat mich gestern Abend in der Redaktion abgesetzt und mich während der Fahrt gelöchert, wer du bist. Ich hab ihm gesagt, was du für mich warst. Und ich war nur einen Zentimeter davon entfernt, mich von ihm zu trennen. Ich hab es nicht getan. Und doch hab ich heute Nacht mit dir geschlafen und nicht mit dem Kerl, der Krawatten in Ruhrpottclubs trägt."
„Was ist die message? Du trennst dich for me?", er lachte kurz, „Emma. I'm not in love. Ich liebe dir nicht mehr. Ich will keine relationship with you. Today was a mistake und in April, too."
„Erst bin ich eine Affäre, die keinen Eindruck hinterlässt und jetzt bezeichnest du mich als Fehler?", ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Samu schaute mich an und schüttelte den Kopf.
„Innerhalb von wenigen Stunden änderst du deine Laune von „die fick ich" zu „besser nicht"", schrie ich wütend, „und begründest das mit so einer Scheiße! Du hast einfach nur Angst, dass du dich wohlfühlst!"
„No", sagte er trocken, drückte die Klinke herunter und verließ die Wohnung.
Ich stand immer noch wie angewurzelt im Flur, als die Tür wieder leise ins Schloss klackte.
Samu war ruhig geblieben.
Zu ruhig.
Ich fasste mir an den Kopf und ging lautlos weinend in die Knie.
Ich hatte zu viel Gewicht in seine leeren Worte gelegt.
Die leeren Worte, die er benutzt hatte, um mit mir zu schlafen.
Seit langer Zeit fühlte ich mich zum ersten Mal wieder richtig schlecht.
Nicht schlecht, weil wir eine Meinungsverschiedenheit hatten.
Sondern weil er mich in die gleiche Situation wie vor mittlerweile fast drei Jahren gebracht hatte.
Es begann wieder, sich richtig anzufühlen.
Mit richtigen Gefühlen.
Diese Gefühle, die man nicht in Worte fassen konnte.
Dieses Gefühl, welches dir diesen Schauer durch die Adern und Venen jagte.
Ich liebte Jan nicht.
Ich wusste nicht, ob ich es jemals aufrichtig getan hatte.
Aber es gab andere Dinge, bei denen ich mir sicher gewesen war.
Und wieder war ich naiv gewesen.
Naiv genug, um wieder mit Samu im Bett zu landen und mich danach schlecht zu fühlen.
„Scheiße!", brüllte ich heulend, zog die Beine schützend an meinen Oberkörper und vergrub meinen Kopf auf meinem Schoß.

Just friends?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt